Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Start für die Mittelschule
Start Die neue Gersthofer Mittelschule wurde zum Unterrichtsstart nach den Weihnachtsferien in Betrieb genommen. Doch ganz vorbei ist es mit den Bauarbeiten noch immer nicht
Auftakt mit Verspätung: Gestern zogen 620 Buben und Mädchen in den Neubau der Gersthofer Mittelschule ein. Was dabei los war.
Gersthofen Eine Schülerkarawane bewegt sich in Gersthofen: 620 Schüler konnten am gestrigen Montagmorgen ihre Klassenzimmer in der neuen Mittelschule gleich neben dem gut 40 Jahre alten bisherigen Gebäude beziehen – mit gut dreimonatiger Verspätung und begleitet von einem Zwischenspiel der Alarmsirene.
Denn als die Schulleiterin Sigrid Puschner im Altbau die Klassen einzeln per Durchsage zum Umzug auffordern wollte, war die Sprechanlage bereits abgeklemmt und musste erst wieder aktiviert werden. Mit durchwachsenem Erfolg: Denn nach ein paar Durchsagen ging die Alarmsirene los. Doch trotz dieses Zwischenspiels hatten die 620 Schüler nach einer knappen halben Stunde ihre neuen Räume belegt.
24 Klassenzimmer bietet nun der 33 Millionen Euro teure Neubau, der aus dem eigentlichen Schulgebäude, einer neuen Dreifachturnhalle und einem Anbau für die Gersthofer Kapellen (Haus der Musik) besteht. Mit dieser Summe blieb das Gebäude nach Angaben von Bürgermeister Michael Wörle im vorgesehenen Kostenrahmen.
Allerdings reicht der Platz schon zur Eröffnung nicht aus: Bis zu weitere sechs Klassenzimmer würden angesichts der Schülerzahlen benötigt. Denn die Prognosen, nach denen die Regierung das Raumprogramm festgelegt hat, sahen weniger Schüler vor. „Deswegen mussten wir Klassen unter anderem im Musiksaal, den Fachräumen und der Leseinsel unterbringen“, sagt Schulleiterin Sigrid Puschner. Außerdem hat die Stadt beim Landkreis Augsburg zwei Container am Paul-Klee-Gymnasium angemietet, die dort nicht gebraucht werden.
Die Ausstattung der Klassenzimmer ist überall gleich: Neben speziell angefertigten Tischen, die sich frei kombinieren lassen und eine Plastikschublade unter der Tischplatte haben, steht am Lehrerpult jeweils ein Dokumenten-Scanner. Durch diesen lassen sich Unterlagen mit dem Beamer an die interaktive Tafel projizieren. „Auf dieser lässt sich auch mit normalen Stiften schreiben. Das war mir ein großes Anliegen“, erklärt Konrektor Florian Ostermeier. Die große Aula hat überdies 200 Sitzplätze für größere Schulveranstaltungen.
Immer wieder gab es kleinere Verzögerungen während des Baus: der erste Spatenstich, weil die Genehmigung der Regierung von Schwaben auf sich warten ließ. Mehrwöchiger Stillstand ergab sich, als auf dem Gelände bei Aushubarbeiten eine Granate gefunden wurde. Und im Oktober 2016 zündeten Jugendliche Teile des Dachs an. Die letzte Verzögerung entstand durch einen nicht sachgemäß hergestellten Estrich, der länger als erwartet trocknen und teilweise sogar neu gemacht werden musste.
An die Bauarbeiter im Haus müssen sich die Gersthofer Mittelschüler einstweilen noch gewöhnen – denn es stehen Restarbeiten an. Und ausgerechnet an Heiligabend 2017 gab’s die nächste unliebsame Überraschung: Zwischen Mensa und neuer Dreifachturnhalle floss Wasser aus einem vermutlich angebohrten Rohr durch die Decke. „Deswegen wird in den nächsten Wochen eine Trocknungsmaschine laufen“, erklärt Tibor Sroka vom Gersthofer Bauamt. „Es war ein Ritt auf der Rasierklinge, dass wir die Eröffnung noch hinkriegen konnten“, sagt Sigrid Puschner, die mit ihren Kollegen während der Weihnachtsferien Umzugskartons auspackte.
Die Trocknungsmaschine wird nicht die einzige Lärmquelle sein, mit der die Schüler leben müssen. Denn sobald wie möglich wird das alte Schulgebäude abgerissen. Die Zeit drängt auch hier – denn Fledermäuse, die sich Fachleuten zufolge unter dem Dach und in den Jalousienkästen niedergelassen haben, könnten das noch vereiteln. Denn die Abrissarbeiten werden voraussichtlich zwei Monate dauern. Werden diese nicht vor der FledermausBrutzeit Ende Februar begonnen, wäre dies erst wieder im Herbst möglich, wenn die Brut ausfliegt.