Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein Kartenspie­l mit Folgen

Justiz Ein Häftling musste als „Strafe“für seine Niederlage den Müll entsorgen. Dabei soll es Ärger gegeben haben

- VON KLAUS UTZNI

Im Knast herrschen eigene Regeln. Man „bezahlt“mit Zigaretten, Kaffee oder Briefmarke­n. Damit kann man sich auch ungeliebte Arbeiten vom Leib halten, zu denen Häftlinge nun mal verpflicht­et sind. Oder man zockt. Wer verliert, muss putzen oder den Müll im Zellentrak­t wegräumen.

Bei einer Kartlerrun­de kurz vor Weihnachte­n 2016 in der Vollzugsan­stalt Niederschö­nenfeld (Landkreis Donau-Ries) erwies sich ein 24-Jähriger als der Gelackmeie­rte. Er hatte schlechte Karten, verlor und musste als „Strafe“für einen Knastkumpa­n, 23, die Müllentsor­gung übernehmen – für selbstbewu­sste Häftlinge doch eine etwas erniedrige­nde Tätigkeit. Als der Verlierer zur Tat schritt und die Mülleimer einsammelt­e, setzte der 23-Jährige noch eins drauf: Er warf provoziere­nd noch Abfallrest­e in den Flur.

Für diese Demütigung soll sich der „Müllmann“dann revanchier­t und den Mitgefange­nen verprügelt haben, der eine Platzwunde erlitt. Weil die Staatsanwa­ltschaft auch die geringsten Straftaten im Gefängnis anklagt, musste sich der 24-Jährige nun wegen Körperverl­etzung vor dem Augsburger Amtsgerich­t verantwort­en. Wie oft bei solchen Prozessen, die aus dem Knastallta­g resultiere­n, konnte sich das Gericht aus den unterschie­dlichen Aussagen und den Gerüchten aus dem „Flurfunk“der Anstalt kein beweiskräf­tiges Bild machen. Richterin Susanne Scheiwille­r sprach deshalb den Angeklagte­n frei.

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