Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Kartenspiel mit Folgen
Justiz Ein Häftling musste als „Strafe“für seine Niederlage den Müll entsorgen. Dabei soll es Ärger gegeben haben
Im Knast herrschen eigene Regeln. Man „bezahlt“mit Zigaretten, Kaffee oder Briefmarken. Damit kann man sich auch ungeliebte Arbeiten vom Leib halten, zu denen Häftlinge nun mal verpflichtet sind. Oder man zockt. Wer verliert, muss putzen oder den Müll im Zellentrakt wegräumen.
Bei einer Kartlerrunde kurz vor Weihnachten 2016 in der Vollzugsanstalt Niederschönenfeld (Landkreis Donau-Ries) erwies sich ein 24-Jähriger als der Gelackmeierte. Er hatte schlechte Karten, verlor und musste als „Strafe“für einen Knastkumpan, 23, die Müllentsorgung übernehmen – für selbstbewusste Häftlinge doch eine etwas erniedrigende Tätigkeit. Als der Verlierer zur Tat schritt und die Mülleimer einsammelte, setzte der 23-Jährige noch eins drauf: Er warf provozierend noch Abfallreste in den Flur.
Für diese Demütigung soll sich der „Müllmann“dann revanchiert und den Mitgefangenen verprügelt haben, der eine Platzwunde erlitt. Weil die Staatsanwaltschaft auch die geringsten Straftaten im Gefängnis anklagt, musste sich der 24-Jährige nun wegen Körperverletzung vor dem Augsburger Amtsgericht verantworten. Wie oft bei solchen Prozessen, die aus dem Knastalltag resultieren, konnte sich das Gericht aus den unterschiedlichen Aussagen und den Gerüchten aus dem „Flurfunk“der Anstalt kein beweiskräftiges Bild machen. Richterin Susanne Scheiwiller sprach deshalb den Angeklagten frei.