Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Mit A cappella Fieber im Bett auf der Bühne
Neujahrskonzerte Cash-n-Go rockt drei Tage lang den Bürgersaal. Die erkrankte Sängerin Christina Bianco beißt sich durch
Stadtbergen Es gibt sicherlich nur wenige Musikliebhaber in der Region Augsburg, die noch nichts von der A-cappella-Formation Cashn-Go gehört haben. Das ist kaum verwunderlich: Die jungen Talente besitzen einvernehmende Charakterstimmen, begeistern mit originellen Bühnenideen und haben über die Jahre hinweg einen ganz eigenen schwäbischen Sarkasmus entwickelt. So brachten die smarten Herren der Kultformation auch diesmal das Publikum zum ungläubigen Schmunzeln, als sie vor Konzertbeginn verkündeten, ihre Sängerin Christina Bianco läge mit 40 Grad Fieber im Bett und könne nur mit ausgefeilten technischen Methoden „zugeschaltet“werden.
Auch als sich der Vorhang öffnete und Bianco mit kariertem Schlafanzug in einem nostalgischen Metallbett lag, glaubten viele noch an eine neue Showidee der Band. Doch dann die unglaubliche Mitteilung: Die Sopranistin wurde tatsächlich von Fieber heimgesucht und hätte alle drei Auftrittstage hindurch das Bett hüten sollen. Doch sie dachte gar nicht mal daran, die Konzertreihe platzen zu lassen und hatte sich samt Schlafgemach, Wolldecken und Kuscheltieren so gut es ging auf der Bürgersaalbühne eingerichtet.
Drei Tage lang befand sich nicht nur das Publikum in einem regelrechten Cash-n-Go-Fieber, sondern ausnahmsweise auch die Gesangscombo selbst. Und dennoch – alles wurde mit Bravour gemeistert: In bewährter Weise präsentierten die Stimmakrobaten einen rundum kurzweiligen Abend, der in den 50er-Jahren seinen schwelgenden Anfang nahm, mit populären Chartstürmern aus den 80er-Jahren das Publikum begeisterte und freilich auch mit den beliebten Spaßklassikern des Ensembles nicht sparte – wie etwa der skurrilen Bee-GeesPersiflage, dem kompletten Eurovision Song Contest der letzten Jahrtausende oder Led Zeppelins Rockballade „Stairway to Heaven“, dargeboten mit den äußerst seltenen Langeneufnacher Nasenflöten. Ein schaurig-spaßiges Schmankerl stach dabei hervor: eine an die Leinwand projizierte Fotogeschichte über den leibhaftigen Teufel in den bayerischen Raunächten.
Nicht weniger stimmungsvoll offenbarte sich ein Arrangement über einen Drachen in einer Zwergenhöhle: Mit unheimlichen Halleffekten bewies die Combo ganz eindeutig, dass sie auch ernstere Klänge und Sujets wunderschön in Szene setzen kann.
In der Pause folgte dann sogleich die nächste Überraschung: Die Besucher hatten die Gelegenheit, am wohl allerletzten Weihnachtsmarktstand des Landkreises ein paar heiße Würstchen und Glühwein zu genießen, bevor das durchwegs gelungene Konzert weitergehen konnte. Schön war an dieser Stelle auch, dass sich die Bandmitglieder nicht hinter dem Bühnenvorhang erholten, sondern sich in bester Feierlaune mitten unters Besuchervolk mischten. Und Christina Bianco?
Was die Sängerin in ihrem Fieberdelirium vom Bett aus leistete, hatte ganz gewaltigen Respekt verdient. Ein Gesangssolo von den Carpenters wurde von ihr so glockenrein und ausdrucksstark umgesetzt, dass der lautstarke Applaus des Publikums beinahe im frenetischen Jubelgeschrei unterging, wogegen sie gemeinsam mit Tenor Wayne Wegener eine saukomische fernöstliche Bollywood-Einlage vom Feinsten zum Besten gab.
Diese Konzertreihe war wieder mal ein Highlight in guter alter Cash-n-Go-Manier – und durch die krankheitsbedingten Umstände eine wahrhaftige Bewährungsprobe für die ganze Band, welche jedoch in meisterhafter Weise gelungen ist. Da war es auch nicht verwunderlich, dass sich nach dem allerletzten Song am Ende der drei Abende die Publikumsreihen nach und nach von ihren Sitzen erhoben und den Stimmenkünstlern die wohlverdienten Standing Ovations zollten. Ein Stadtberger Neujahrskonzert, das man sicherlich nicht so schnell vergessen wird.