Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Eine Schule für Fodés Heimatort

Bildung Der 28-Jährige ist aus dem Senegal geflohen und lebt seit einem Jahr bei Familie Herz in Fleinhause­n. Durch ihren Mitbewohne­r kennt Inge Herz die Situation in dem westafrika­nischen Land gut – und will nun den Kindern dort helfen

- VON MANUELA BAUER

Dinkelsche­rben Fleinhause­n Inge und Max Herz haben seit einem Jahr einen neuen Mitbewohne­r: Fodé Dramé aus dem Senegal. Inge Herz kennt ihn von ihrem ehrenamtli­chen Engagement in der Dinkelsche­rber Asylunterk­unft. Mittlerwei­le hat der 28-Jährige ein Bleiberech­t, macht in Zusmarshau­sen eine Ausbildung zum Elektriker und wohnt bei Familie Herz in Fleinhause­n.

Doch die 70-Jährige weiß, dass es nicht allen Flüchtling­en so gut geht. Viele dürfen nicht arbeiten, werden abgeschobe­n, verschwind­en in Nachbarlän­der. Doch sie wolle nicht nur die Politiker und Ämter kritisiere­n, betont Herz: „Wir müssen das jetzt selber in die Hand nehmen.“Das Wichtigste sei, die Fluchtursa­chen zu bekämpfen. „Wir brauchen die Flüchtling­skrise nicht negativ sehen“, sagt sie. „Sie zeigt uns doch bloß die Realität auf dieser Welt.“

Und zu dieser Realität gehört, dass viele Menschen nicht in die Schule gehen können. Auch unter den Asylbewerb­ern, die bei uns leben, seien viele Analphabet­en, berichtet Herz. Schulbildu­ng ist nicht nur deshalb wichtig, betont sie. Es gehe auch darum, dass sich die Menschen eine Existenz aufbauen können, Demokratie kennen, Energie sinnvoll nutzen, nicht so viele Kinder kriegen. Deshalb will sie nun in einem kleinen Ort im Senegal eine Schule bauen.

In dem westafrika­nischen Land müssen die Eltern Schulgeld zahlen – so wie in vielen anderen Ländern auch. Viele Kinder gehen deshalb nicht oder nur kurz in die Schule. Wie die Situation im Senegal ist, das weiß Inge Herz von ihrem Mitbewohne­r Fodé Dramé. In seinem Heimatort Maroncound­a leben etwa 2300 Menschen, davon sind ungefähr 500 Schulkinde­r. Im Ort gibt es eine staatliche Schule mit einem Lehrer. Das Schulgeld kostet fünf Euro pro Monat. „Nur die Hälfte der Eltern kann das bezahlen“, sagt Herz.

Für die anderen Kinder gibt es einen Lehrer, der sie ehrenamtli­ch unterricht­et. Allerdings haben sie kein richtiges Schulgebäu­de, keine Tische und Stühle und auch keine Hefte und Stifte. Zumindest Letzteres hat sich bereits geändert. Inge Herz hat dem Lehrer zu Weihnachte­n 100 Euro geschickt – und er konnte für alle 228 Kinder Schreibzeu­g kaufen. „Das war das schönste Weihnachts­geschenk für mich“, erzählt Inge Herz glücklich. „So eine innere Zufriedenh­eit – ich habe heuer nicht mal einen Christbaum gebraucht.“

Weil sie gesehen hat, dass man mit wenigen Mitteln viel bewegen kann, plant Inge Herz jetzt Größeres: Die Kinder sollen ein festes Klassenzim­mer bekommen. Die provisoris­che Hütte, in der sie bisher auf leeren Reissäcken hocken, könnte in der Regenzeit schnell weggespült werden. 2000 Euro bräuchte man, um ein massives Gebäude zu bauen, in dem alle 228 Kinder Platz haben, das haben Inge Herz, Fodé Dramé und die Menschen in Maroncound­a ausgerechn­et.

850 Euro bekommen die Bewohner selbst zusammen, unter anderem wollen die Kirche und ein Fußballver­ein spenden. Den Rest, also 1150 Euro, will Inge Herz in der Region sammeln. Sie hat sich ein ehrgeizige­s Ziel gesetzt: Bis zur nächsten Regenzeit im Juni/Juli soll das Schulhaus stehen. Die 70-Jährige würde sich auch freuen, wenn eine Partnersch­aft mit einer Schule hier entstehen würde. Das würde das Verständni­s untereinan­der fördern, findet Herz.

Über Handyfotos des Lehrers lasse sich gut nachvollzi­ehen, dass die Hilfe auch ankommt, betont sie. Auch Kleidung und Fahrräder hat sie schon in den Senegal geschickt – „bisher ist alles angekommen“. Fodé habe noch viele Kontakte in seiner Heimat, das mache es leichter. Auch er hat übrigens schon bei dem Lehrer gelernt, der die armen Kinder in Maroncound­a kostenlos unterricht­et. „Und er hat es bis an die Uni geschafft“, erzählt Herz stolz. Manchmal denkt sie sich: „Wenn er hier aufgewachs­en wäre, dann wäre er vielleicht Arzt geworden.“

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Kontakt Wer den Schulbau unterstüt zen will, kann sich bei Inge Herz, Tele fon 08292/1729, oder E Mail herzinge@web.de, melden. Spenden kann man unter dem Stichwort „Schule für Afrika“auf ihr Konto

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Foto: Andreas Lode Fodé Dramé lebt seit einem Jahr bei Familie Herz. Durch ihren Mitbewohne­r kennt Inge Herz die Situation in seiner Heimat Se negal gut.
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Foto: Sammlung Herz Diese Kinder in Maroncound­a können zur Schule gehen, weil ein ehrenamtli­cher Lehrer sie unterricht­et. Inge Herz sammelt Spenden für ein Schulhaus.

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