Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Oh, du armer Christbaum
Abschied Was mit den nadelnden Lametta-Trägern jetzt passiert
Augsburg Tagelang waren sie die Stars in den Wohnzimmern. Sie wurden bestaunt und gelobt, sie strahlten und glitzerten – und mit einem Schlag versinken sie in der Bedeutungslosigkeit. Die Lichter gehen aus, herzlos werden sie vor die Tür gesetzt. Plötzlich stehen sie auf der Straße. Im wahrsten Sinne des Wortes. Christbäume sind in diesen
Tagen nicht zu beneiden. Mehr als vier Millionen wurden 2017 allein in Bayern verkauft. Die meisten von ihnen warten nun schmuckund bald auch nadellos darauf, was das Leben nach den Feiertagen für sie noch bereithält. Nun könnte man darüber sinnieren, was ein angemessener Lebensabend für einen gefällten Nadelbaum ist. Denn es gibt auch für ausgediente Lametta-Träger Zukunftsperspektiven, die mal mehr und mal weniger erstrebenswert sein dürften. Fragt man bei Städten, Landkreisen und Abfallverbänden nach, wird deutlich, was dem Großteil der aussortierten Weihnachtsbäume droht: der Häcksler. Sie werden zu Holzschnitzeln verarbeitet, verbrannt oder sie landen auf dem Kompost. Ein trostloses Ende. Ein etwas glamouröserer Abschied wartet auf die Bäume, die in die Hände von Vereinen oder Pfadfindern geraten, die die weihnachtlichen Stimmungsmacher von einst in großen Lagerfeuern und unter noch größerem Applaus in Flammen aufgehen lassen. Und dann gibt es noch die Christbäume a. D., die wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen werden. „Für die Tiere ist das ein schönes Spielzeug“, erklärt die Chefin des Augsburger Zoos, Barbara Jantschke. Nein, zu beneiden sind Weihnachtsbäume in diesen Tagen wahrlich nicht.