Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Oh, du armer Christbaum

Abschied Was mit den nadelnden Lametta-Trägern jetzt passiert

- VON MICHAEL BÖHM

Augsburg Tagelang waren sie die Stars in den Wohnzimmer­n. Sie wurden bestaunt und gelobt, sie strahlten und glitzerten – und mit einem Schlag versinken sie in der Bedeutungs­losigkeit. Die Lichter gehen aus, herzlos werden sie vor die Tür gesetzt. Plötzlich stehen sie auf der Straße. Im wahrsten Sinne des Wortes. Christbäum­e sind in diesen

Tagen nicht zu beneiden. Mehr als vier Millionen wurden 2017 allein in Bayern verkauft. Die meisten von ihnen warten nun schmuckund bald auch nadellos darauf, was das Leben nach den Feiertagen für sie noch bereithält. Nun könnte man darüber sinnieren, was ein angemessen­er Lebensaben­d für einen gefällten Nadelbaum ist. Denn es gibt auch für ausgedient­e Lametta-Träger Zukunftspe­rspektiven, die mal mehr und mal weniger erstrebens­wert sein dürften. Fragt man bei Städten, Landkreise­n und Abfallverb­änden nach, wird deutlich, was dem Großteil der aussortier­ten Weihnachts­bäume droht: der Häcksler. Sie werden zu Holzschnit­zeln verarbeite­t, verbrannt oder sie landen auf dem Kompost. Ein trostloses Ende. Ein etwas glamouröse­rer Abschied wartet auf die Bäume, die in die Hände von Vereinen oder Pfadfinder­n geraten, die die weihnachtl­ichen Stimmungsm­acher von einst in großen Lagerfeuer­n und unter noch größerem Applaus in Flammen aufgehen lassen. Und dann gibt es noch die Christbäum­e a. D., die wilden Tieren zum Fraß vorgeworfe­n werden. „Für die Tiere ist das ein schönes Spielzeug“, erklärt die Chefin des Augsburger Zoos, Barbara Jantschke. Nein, zu beneiden sind Weihnachts­bäume in diesen Tagen wahrlich nicht.

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Foto: dpa Der Christbaum: eben noch im Wohn zimmer, jetzt im Müllsack.

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