Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Trumps kurze Arbeitstage
Der Präsident lässt es offensichtlich gerne ruhig angehen
Augsburg Auch ein „stabiles Genie“– so sieht Donald Trump sich selbst – braucht schöpferische Pausen. Und die fallen bei dem aktuellen US-Präsidenten zunehmend üppiger aus – dies behauptet jedenfalls die Nachrichten-Webseite Axios, die sich auf detaillierte interne Arbeitspläne des Weißen Hauses und Angaben von Regierungsbeamten beruft. Schon am Vormittag, so heißt es, verbringe er lieber seine Zeit im Wohnbereich des Weißen Hauses, als sich im Oval Office mit der leidigen Regiererei herumzuschlagen. Und was macht Trump wohl in seinen Gemächern? Richtig: In die Glotze schauen, telefonieren und natürlich ausgiebig Twittern.
Ist das überraschend? Nicht wirklich. Aber der Tagesablauf des 71-Jährigen ist von weltweitem Interesse, seit immer öfter dessen geistige und körperliche Eignung für das Präsidentenamt infrage gestellt wird. Ein Übriges taten die Enthüllungen in dem brandneuen Buch „Fire and Fury: Inside the Trump White House“(Feuer und Wut: In Trumps Weißem Haus). Darin erfährt man auch, wann und wie der Arbeitstag für Trump in der Regel endet: am frühen Abend mit einem Cheeseburger im präsidialen Schlafzimmer. Dort – so war ebenfalls zu lesen – kommt ihm seine Frau Melania nicht in die Quere.
Etwas kleinkariert sind die moralisierenden Hinweise auf die ungleich größere Arbeitswut, die hyperaktive Trump-Vorgänger wie George W. Bush oder Barack Obama an den Tag legten. Schließlich waren das ganz andere Zeiten. Und überhaupt. Wäre die Welt wirklich sicherer, wenn Donald Trump sich mit verbissenem Fleiß Tag für Tag in neue Projekte stürzen würde?
Vielleicht ist es also für alle besser, wenn sich der US-Präsident als Galionsfigur für die aktuelle Kampagne der IG Metall ins Spiel bringt: die Einführung der zeitlich begrenzten 28-Stunden-Woche.