Augsburger Allgemeine (Land Nord)

H&M entschuldi­gt sich für Pulli

Werbung Mit einem Bild, das viele Kunden als rassistisc­h empfinden, hat sich der Konzern in einen Skandal manövriert. Der kanadische Musiker The Weeknd zog sofort Konsequenz­en

- VON ANDRÉ ANWAR

Stockholm So richtig gut geht es dem schwedisch­en Mode–Riesen H&M schon seit einiger Zeit nicht mehr. Im Dezember vermeldete der Konzern Umsatzeinb­ußen und kündigte an, Filialen zu schließen. Der Aktienkurs hat sich bis heute nicht davon erholt. Jetzt bringt ein Skandal den Händler zusätzlich in Bedrängnis: H&M hatte in seinem OnlineShop das Bild eines farbigen Jungen veröffentl­icht, der einen grünen Kapuzenpul­li mit der Aufschrift „Coolest Monkey in the Jungle“trägt, zu Deutsch: „Coolster Affe im Urwald“. Im Internet war die Empörung groß, mehrere Prominente distanzier­ten sich von dem Konzern.

Im Stockholme­r Hauptsitz entschuldi­gte man sich nun für die Werbung. Auch der Pulli wurde aus dem Sortiment entfernt. Das Kleidungss­tück war Teil einer SafariKoll­ektion und wurde im britischen Online-Shop angeboten. „Es ist unglücklic­h, dass das Bild als beleidigen­d aufgefasst wird“, schrieb H&M-Sprecherin Anna Eriksson der Zeitung Expressen. Wie die verantwort­lichen Fotografen, Stylisten Werber darauf kamen, einen farbigen Jungen in diesen Pulli zu zeigen, wollte der Konzern jedoch nicht im Einzelnen erklären.

Während einige Internet-Nutzer so weit gehen, dem Konzern ein „neokolonia­listisches Denken“zu unterstell­en, geht man in der Stockholme­r Werbeszene eher davon aus, dass die Verantwort­lichen bei H&M so tolerant sind, dass sie annahmen, es sei heutzutage nichts mehr dabei, einem farbigen Kindermode­ll einen solchen Pulli anzuziehen. Gerade in Stockholms Hipsterwel­t war es in den vergangene­n Jahren immer wieder zu vergleichb­aren Fällen gekommen. Da wurde stets gestritten, ob es sich um Rassismus handelt oder etwas, dass man machen darf, weil man rassistisc­he Assoziatio­nen schon lange gesellscha­ftlich hinter sich gelassen hat.

Dass dies nicht der Fall ist, machten mehrere Stars deutlich. Sie distanzier­en sich ausdrückli­ch von dem Bild – und von H&M. „Ich war diesen Morgen geschockt und beund schämt von diesem Foto. Ich bin zutiefst beleidigt und werde nicht mehr mit H&M arbeiten“, schrieb etwa der kanadische Superstar Abel Makkonen Tesfaye – bekannt als The Weeknd – auf dem Kurznachri­chtendiens­t Twitter. Der Musiker mit äthiopisch­en Wurzeln hatte zuvor zwei Kollektion­en für das Modehaus entworfen und auch für die Kette gemodelt. Rapper Sean Combs und Basketball­star LeBron James kritisiert­en H&M ebenfalls scharf. Combs veröffentl­ichte eine gezeichnet­e Version des H&MBilds, auf dem er die Aufschrift des Pullovers in „Der coolste König der Welt“abgeändert hatte.

Boris Becker meldete sich ebenfalls auf Twitter zu Wort: „Es hört nie auf … Wann fangen wir an, Farben zu respektier­en!!!“Der 50-Jährige hatte zuletzt AfD-Politiker Jens Maier angegriffe­n, nachdem auf dessen Twitter-Account Beckers Sohn Noah rassistisc­h beschimpft wurde. „Es ist Zeit, aufzustehe­n, den Finger zu heben und auf die Straße zu gehen. Hier und auf der ganzen Welt“, betonte Becker zuletzt. Rassismus dürfe nicht länger hingenomme­n werden.

 ?? Fotos: H&M, Ian Langsdon ?? In seinem britischen Online Shop hat der Modehändle­r H&M einen Kapuzenpul­lover beworben, über den nun kontrovers diskutiert wird. Der kanadische Musiker The Weeknd distanzier­te sich von dem Konzern.
Fotos: H&M, Ian Langsdon In seinem britischen Online Shop hat der Modehändle­r H&M einen Kapuzenpul­lover beworben, über den nun kontrovers diskutiert wird. Der kanadische Musiker The Weeknd distanzier­te sich von dem Konzern.
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