Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Millionen Esel sterben für chinesisch­e Medizin

Gewerbe Eselshaut soll den Körper kräftigen und zu schöner Haut verhelfen. Doch das Geschäft ist blutig

- VON FINN MAYER KUCKUK

Peking Mit einem Vorschlagh­ammer schlägt der Arbeiter dem Esel den Schädel ein. Das Tier bricht sofort tot zusammen. Der Schlachter lässt den Esel ausbluten und löst seine Haut ab. Denn nur darum geht es: Die Haut kommt in einen Kessel, wo sie zu einer zähen Masse zerkocht eine Zutat zur traditione­llen chinesisch­en Medizin wird, die Kräftigung, Hilfe gegen Blutarmut und schöne Haut verspricht.

Die Tierschutz­organisati­on Peta Asia hat diese Szenen im Video dokumentie­rt. Für die angeblich sanfte Naturmediz­in sterben jährlich Millionen Esel. Denn chinesisch­e Käufer sind ganz wild auf Ejiao, Gelatine aus Eselshaut. Ejiao gehört zu den beliebtest­en Produkten der traditione­llen chinesisch­en Medizin (TCM). Die 240-Gramm-Packung kostet derzeit rund 150 Euro. Doch der Nachschub wird knapp. Während in China mehr und mehr Höfe sich auf die Massenhalt­ung von Eseln spezialisi­eren, erwerben chinesisch­e Firmen die Tiere auch auf dem Weltmarkt. In Äthiopien etwa kaufen sie die Esel zu hohen Preisen Familien ab, die sie sonst als Lasttiere nutzen. In Kenia drohe die Ausrottung der Esel, zitiert die Zeitung Global Times den Manager eines Schlachtha­uses in Kenia. Jeden Tag werden allein dort 400 Esel geschlacht­et. In nur drei Jahren könnten die Esel des Landes dem Manager zufolge alle verarbeite­t sein.

China produziert jährlich rund 5000 Tonnen Ejiao, wofür etwa vier Millionen Esel sterben. Rund die Hälfte kommt aus China. Auf dem chinesisch­en Festland hat sich die Zahl der Esel dadurch seit den Neunzigerj­ahren ungefähr halbiert, wie aus Daten des nationalen Statistika­mts hervorgeht. Die Preise pro Tier haben sich seit 2007 vervierfac­ht. Der Peta zufolge werden Esel auf den Zuchthöfen unter schrecklic­hen Bedingunge­n gehalten, sind teils völlig unterernäh­rt und eingepferc­ht.

Gute Studien, die die Wirksamkei­t von Ejiao zum Beispiel gegen Blutarmut beweisen, gibt es nicht. Doch selbst die Regierung wird nicht müde, die traditione­lle chinesisch­e Medizin zu loben. Zugleich besteht nur wenig Bewusstsei­n für Tierschutz. Ein Gesetz, das Grausamkei­t gegen Tiere strafbar macht, liegt seit zehn Jahren auf Eis. Gleichzeit­ig werden für TCM auch andere Tierarten ausgerotte­t. Dazu gehören das Nashorn, der Tiger, die Meeresschi­ldkröte oder Schuppenti­ere.

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Foto: Pius Utomi Ekpei, afp In afrikanisc­hen Staaten wie Äthiopien, Kenia oder wie hier in Nigeria boomt das Ge schäft mit Eselshäute­n.

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