Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Volkssport auf Talfahrt
Tradition Kegelvereine verlieren Mitglieder, doch vom Ende der Sportart will noch niemand sprechen. Stattdessen kämpfen die Kegler um Nachwuchs
Augsburg Dunkel getäfelte Wände, Zigarettenrauch in der Luft und scheppernde Kegel auf der Bahn. So erinnern sich viele Menschen an gesellige Kegelabende. Doch inzwischen scheppert es wesentlich seltener. Immer weniger Menschen gehen zum Kegeln, in Vereinen lösen sich Jahr für Jahr Mannschaften auf. Auch in Schwaben sei das zu bemerken, sagt der Bezirksvorsitzende des Bayerischen Sportkegler- und Bowlingverbands, Karlheinz Musikant: „Ohne Frage steckt der Sport in einer schwierigen Zeit.“
Das Bild von den urigen Kegelbahnen ist heute meist nicht mehr richtig. Viele Bahnen sind modern gestaltet, neue Technik hat sich in der traditionellen Sportart breitgemacht. Doch als wirklich modern gilt Kegeln trotzdem nicht. Die Sportler werden im Durchschnitt immer älter. Das sieht auch Schwabens erster Kegel-Bezirkssportwart Karl Nieselberger: „Vor allem bei den Senioren steigen die Zahlen an. Bei der Jugend sieht es leider anders aus.“
Seit dem Jahr 1997 geht die Zahl der Kegler in Bayern konsequent zurück. Schwaben ist da keine Ausnahme – doch die Region trifft der Schwund weniger stark als andere Teile Bayerns. Die schwäbischen Vereine konnten in einigen Jahren sogar einen Anstieg der Mitglieder verzeichnen. Derzeit gibt es 2960 Kegler in den Vereinen Schwabens – wobei der Sportverband auch Ingolstadt dem Bezirk zuordnet. Von den Hochzeiten des Kegelns ist das weit entfernt. Im Jahr 1999 spielten noch 5822 Menschen in Schwabens Vereinen.
Auch abseits vom Vereinssport wird seltener gekegelt. Nieselberger zufolge treffe man heutzutage wesentlich seltener Freizeit-Kegler auf den Bahnen. „Es ist aber nicht so, dass der Sport ausstirbt“, sagt er. Kegeln mache zwar eine schwere Zeit durch, aber das sei bei anderen Sportarten nicht anders: „Auch andere Vereine kämpfen um junge Mitglieder. Da ist selbst Fußball keine Ausnahme.“Solange der Mitgliederschwund beim Kegeln nicht gravierender sei als bei anderen Sportarten, habe er keine Angst. Wichtig sei nur, dass sich Vereine aktiv dafür einsetzen, dass junge Leute zu dem Sport finden.
Dafür lassen sich Verbände einiges einfallen. Manche veranstalten in Schulferien Kegel-Tage, an denen Kinder in die Sportart reinschnuppern können. Auch an der technischen Ausstattung feilen die Kegler. Bei manchen Wettkämpfen werden Ergebnisse live im Internet veröffentlicht, Vereine wollen sich außerdem in den Neuen Medien besser präsentieren.
Nieselberger zufolge zeige das Erfolg: „In den vergangenen fünf Jahren hat der Mitgliederschwund abgenommen.“Von einem Wachstum sei aber noch nichts zu spüren. Doch Nieselberger hofft auf Unterstützung durch die Politik: „Kinder sollten schon im Schulsport an Vereine herangeführt werden. Österreich macht das seit Jahren besser als Deutschland.“Doch der Bezirksvorsitzende Karlheinz Musikant sieht die Vereine in der Verantwortung. Nach der Hochzeit in den 80er und 90er Jahren hätten einige die Entwicklungen verschlafen: „Damit sich der Trend wieder umdreht, müssen die Vereine viel Arbeit investieren, vor allem im Jugendbereich.“