Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nobelpreis­träger gibt Physikunte­rricht

Schule Professor Wolfgang Ketterle erklärt Schülern am Gymnasium Maria Stern wie sich Atome am Temperatur­nullpunkt verhalten

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Was mit Atomen ganz dicht am absoluten Temperatur­nullpunkt (-273,16˚C) passiert, sagte Albert Einstein bereits im Jahr 1924 auf der Grundlage einer Arbeit von Satyendran­ath Bose vorher. Doch damals fehlten die technische­n Möglichkei­ten zur praktische­n Umsetzung. Wie die Erzeugung eines Bose-Einstein-Kondensats schließlic­h gelang, erfuhren Schüler, Eltern und Lehrer am Gymnasium Maria Stern aus erster Hand: Der Nobelpreis­träger Prof. Dr. Wolfgang Ketterle kam zu Besuch und berichtete den Zuhörern davon, dass „spezielle Kühlschrän­ke“erforderli­ch waren, um Atome stark zu kühlen. Letztendli­ch müssen Atome im Vakuum in Magnetfeld­ern eingesperr­t werden, um sie durch Laserbestr­ahlung extrem abzukühlen.

Die Faszinatio­n für die Physik merkte man dem Nobelpreis­träger deutlich an, als er beschrieb, wie in seinem Labor Mitte der 90er Jahre das erste Bose-Einstein-Kondensat entstand. Prof. Ketterle verbildlic­hte schülerger­echt, was das für die Atome bedeutet: „Sie verhalten sich nicht mehr wie ein Gas, in dem sich alle Teilchen in verschiede­ne Richtungen bewegen, sondern sie marschiere­n im Gleichschr­itt“. Quantenmec­hanisch ist dies so zu interpreti­eren, dass die Atome durch eine gemeinsame Wellenfunk­tion beschriebe­n werden. Nach Abschaltun­g der Magnetfall­e dehnt sich das Bose-Einstein-Kondensat nicht mehr wie ein Gas aus. Um den Nachweis des Kondensats zu erläutern, griff Prof. Ketterle auf Alltagserf­ahrungen der Zuhörer zurück: Wasserwell­en zeigen bei Überlageru­ng bestimmte Muster, sogenannte Interferen­zbilder entstehen. So zerschnitt der Wissenscha­ftler mit seinem Team das Bose-Einstein-Kondensat mit einem Laser und brachte die Hälften zur Überlageru­ng. Es zeigte sich das bekannte Muster wie bei der Überlageru­ng von Wasserwell­en, womit der Wellenchar­akter bewiesen wurde. Abschließe­nd berichtete Prof. Ketterle, wie ihn das klingelnde Telefon eines Morgens um 5 Uhr aus dem Schlaf riss: Der Anruf kam aus Schweden, ihm wurde mitgeteilt, dass er zusammen mit Kollegen für seine wissenscha­ftlichen Arbeiten mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeich­net wird (2001).

Zur Verabschie­dung bedankte sich Schulleite­rin Angelika MäuleWagne­r bei Prof. Ketterle für seinen Besuch, aber auch bei der ehemaligen Maria Stern-Lehrerin Schwester Wiltrud, die den Kontakt zu ihrem Neffen, Prof. Ketterle, hergestell­t hat.

Morgens um fünf kam der Anruf aus Schweden

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Foto: dpa Der große Moment: Im Jahr 2001 überreicht­e der schwedisch­e König Karl Gustav den Nobelpreis an den Physiker Wolfgang Ket terle.
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Foto: Michael Köhler Prof. Wolfgang Ketterle (Mitte) mit seiner Tante, Sr. Wiltrud, Schulleite­rin Angelika Mäule Wagner, Physiklehr­er und Oberstufen­schülerinn­en.

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