Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Warum der Plärrer auf Bomben untersucht wird
Volksfest Polizei und Retter sollen endlich eine neue Wache bekommen. Luftbilder deuten darauf hin, dass im Zweiten Weltkrieg Sprengkörper auf dem Platz gelandet sind. Deshalb wird vor dem Neubau alles unter die Lupe genommen
Im Zweiten Weltkrieg ist Augsburg mehrfach schwer bombardiert worden. Es ist ein explosives Erbe, das die Stadt bis heute beschäftigt. Aktuell ist das auf dem Plärrergelände der Fall. Dort untersucht jetzt eine Spezialfirma das Areal auf Sprengkörper und Munition aus Kriegszeiten. Der Anlass dafür ist der geplante Bau einer neuen Plärrerwache für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste. Das alte Gebäude an der Nordseite des Festplatzes ist marode und viel zu klein. Dass von möglichen Sprengkörpern im Boden unter dem Platz eine konkrete Gefahr ausgeht, halten die Experten für nahezu ausgeschlossen. Die aktuellen Untersuchungen seien eine reine Vorsichtsmaßnahme, heißt es.
Am Montag und Dienstag war auf dem Plärrergelände bereits ein Mitarbeiter der Augsburger Kampfmittelräumfirma Geomer zu sehen, der einen Handwagen hin- und herschob. Der Wagen ist mit Detektoren ausgestattet, die erkennen können, wo sich im Boden Metall befindet und wo Bombenkrater gewesen sein könnten. Dass das Gelände an der Langenmantelstraße von der Bombardierung durch die alliierten Luftstreitkräfte betroffen war, gilt als nahezu sicher. Bei der Stadt gibt es alte Luftaufnahmen, die zeigen, wo sich im Stadtgebiet Bombentrichter befunden haben. Die Auswertung dieser Luftbilder habe ergeben, dass damals auch auf dem Plärrergelände Sprengkörper eingeschlagen sind, sagt Geomer-Geschäftsführer Jürgen Kuhrdt.
Bei der Stadt entschied man sich angesichts dieses Befundes dazu, nun das gesamte Areal von den Bombenexperten erkunden zu lassen – und nicht nur den vorgesehenen Standort der neuen VolksfestWache. „Wir wollen auf Nummer sicher gehen“, sagt Werner Kaufmann, der Leiter des Marktamtes. Sein Amt ist für das Gelände verantwortlich und organisiert den Plärrer, der zwei Mal im Jahr stattfindet. Er gilt mit rund 500000 Besuchern als größtes Volksfest in BayerischSchwaben.
Am Montag und Dienstag suchte die Spezialfirma bereits einen Teil des Platzes ab. Am 22. und 23. Januar soll dann der Rest erkundet werden. Grabungen sind dabei vorerst keine vorgesehen. „Das weitere Vorgehen hängt davon ab, was wir finden“, sagt Jürgen Kuhrdt. Was genau sich im Boden befindet, können nämlich auch die Messgeräte nicht immer sagen. Sie sprechen zum Beispiel auch auf Metallschrott an, der vergraben ist. Autos, die in der Nähe stehen, können die Ergebnisse verfälschen. Deshalb muss großräumig abgesperrt werden. Unklar ist, was auf dem Platz in der Nachkriegszeit genau geschehen ist. Bebaut war das Gelände, das als kleiner Exerzierplatz bezeichnet wird, schon vor dem Krieg nicht.
Bereits ab dem Jahr 1841 wurden dort erste Volksfeste abgehalten. Seit dem Jahr 1878 wurde dort der Plärrer regelmäßig veranstaltet. Bekannt ist, dass Schausteller nach dem Zweiten Weltkrieg auch selbst Hand anlegten, um den Platz so herzurichten, dass man dort wieder Volksfeste veranstalten konnte. Es ging schließlich um ihre wirtschaftliche Existenz. Eine systematische Suche nach Sprengkörpern fand damals aber vermutlich nicht statt.
Der Termin für die derzeitige Absuche sei so gewählt worden, dass es einen großen zeitlichen Abstand
zum Frühjahrsplärrer gibt. Das Fest beginnt am Ostersonntag, der in diesem Jahr auf den 1. April fällt. Sollten tatsächlich Altlasten aus dem Krieg gefunden werden, dann wäre bis zum Aufbau des Festes noch genug Zeit, um sie auszugraben und zu entsorgen, sagt Marktamts-Leiter Werner Kaufmann. Noch liegen aber keine Zwischenergebnisse der Untersuchung vor.