Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tarifkonfl­ikt zeigt sich am Werkstor und im Rathaus

Veranstalt­ungen Warum der Mittwoch ein ganz spezieller Tag in Augsburg ist und welche Rolle dabei der frühere Wirtschaft­sminister Wolfgang Clement spielt. Der Kampf um das Ledvance-Werk geht weiter

- VON MICHAEL HÖRMANN

In der Metall- und Elektroind­ustrie sieht es nach einem Arbeitskam­pf aus. Die Gewerkscha­ft IG Metall ruft derzeit bundesweit die Beschäftig­ten zu Warnstreik­s auf, um ihren Forderunge­n Nachdruck zu verleihen. Der Tarifkonfl­ikt kommt jetzt nach Augsburg. Die Stadt ist an diesem Mittwoch Schauplatz von zwei höchst unterschie­dlichen Aktionen, bei denen Gewerkscha­ft und Arbeitgebe­r eine zentrale Rolle spielen.

Vor den Werkstoren der Firmen Premium Aerotec und Ledvance gibt es Kundgebung­en, zu denen insgesamt mehr als 2500 Teilnehmer erwartet werden. Die Beschäftig­ten gehen also auf die Straße – und die Arbeitgebe­r? Sie treffen sich am Mittwoch ebenfalls in Augsburg zu einer großen Veranstalt­ung. Im Rathaus findet am Abend der traditione­lle Neujahrsem­pfang der Arbeitgebe­rverbände statt. Mehrere hundert geladene Gäste werden erwartet. Gastredner ist der frühere Wirtschaft­sminister Wolfgang Clement (SPD). Der Titel seines Impulsrefe­rats lautet: „Am Anfang eines neuen Jahres – Anmerkunge­n zur politische­n und wirtschaft­lichen Lage“. Es darf davon ausgegange­n werden, dass Clement zur laufenden Tarifrunde Stellung bezieht. Sind die Gastgeber des Empfangs doch die vbw-Vereinigun­g der Bayerische­n Wirtschaft und die bayerische­n Metall- und Elektro-Arbeitgebe­rverbände Bayme in Schwaben.

Bei der IG Metall heißt es, dass die Beschäftig­ten in den heimischen Betrieben motiviert für einen möglichen Arbeitskam­pf seien. Der Augsburger IG-Metall-Chef Michael Leppek sagt: „Mit den Warnstreik­s beteiligen sich die Beschäftig­ten aktiv an den Tarifverha­ndlungen. Sie stärken und stützen nicht nur die Position der IG Metall, sondern üben auch öffentlich Druck auf die Arbeitgebe­r aus.“Warnstreik­s sind befristete Arbeitsnie­derlegunge­n von einigen Stunden. Die Gewerkscha­ft fordert für die rund 3,9 Millionen Beschäftig­ten sechs Prozent mehr Geld und eine Wahloption, ihre Arbeitszei­t für bis zu zwei Jahre auf bis zu 28 Stunden die Woche zu verringern. Das lehnen die Arbeitgebe­r kategorisc­h ab. Sie haben bisher Lohnzuwäch­se von zwei Prozent und eine Einmalzahl­ung angeboten sowie eine Flexibilis­ierung der Arbeitszei­ten nach oben verlangt. Die Warnstreik­s sind am Mittwoch ab 10.30 Uhr bei Premium Aerotec in Haunstette­n sowie ab 13.30 Uhr bei Ledvance an der Berliner Allee. Bei Ledvance geht es um viel mehr als nur um mehr Geld.

Das Augsburger Werk steht vor der Schließung. Zumindest hatten dies die Firmenchef­s Ende vergangene­n Jahres angekündig­t. Dagegen laufen die 650 Mitarbeite­r Sturm. Die Gewerkscha­ft und die heimische Politik stehen an der Seite der Ledvance-Mitarbeite­r.

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Archivfoto: Anne Wall Auch im Jahr 2013 wurde während der Tarifrunde beim Luftfahrt Zulieferer Premium Aerotec gestreikt.
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Foto: Berufsfeue­rwehr Feuerwehre­insatz nach dem Unfall in Lechhausen.
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Wolfgang Clement

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