Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Tarifkonflikt zeigt sich am Werkstor und im Rathaus
Veranstaltungen Warum der Mittwoch ein ganz spezieller Tag in Augsburg ist und welche Rolle dabei der frühere Wirtschaftsminister Wolfgang Clement spielt. Der Kampf um das Ledvance-Werk geht weiter
In der Metall- und Elektroindustrie sieht es nach einem Arbeitskampf aus. Die Gewerkschaft IG Metall ruft derzeit bundesweit die Beschäftigten zu Warnstreiks auf, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Der Tarifkonflikt kommt jetzt nach Augsburg. Die Stadt ist an diesem Mittwoch Schauplatz von zwei höchst unterschiedlichen Aktionen, bei denen Gewerkschaft und Arbeitgeber eine zentrale Rolle spielen.
Vor den Werkstoren der Firmen Premium Aerotec und Ledvance gibt es Kundgebungen, zu denen insgesamt mehr als 2500 Teilnehmer erwartet werden. Die Beschäftigten gehen also auf die Straße – und die Arbeitgeber? Sie treffen sich am Mittwoch ebenfalls in Augsburg zu einer großen Veranstaltung. Im Rathaus findet am Abend der traditionelle Neujahrsempfang der Arbeitgeberverbände statt. Mehrere hundert geladene Gäste werden erwartet. Gastredner ist der frühere Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD). Der Titel seines Impulsreferats lautet: „Am Anfang eines neuen Jahres – Anmerkungen zur politischen und wirtschaftlichen Lage“. Es darf davon ausgegangen werden, dass Clement zur laufenden Tarifrunde Stellung bezieht. Sind die Gastgeber des Empfangs doch die vbw-Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände Bayme in Schwaben.
Bei der IG Metall heißt es, dass die Beschäftigten in den heimischen Betrieben motiviert für einen möglichen Arbeitskampf seien. Der Augsburger IG-Metall-Chef Michael Leppek sagt: „Mit den Warnstreiks beteiligen sich die Beschäftigten aktiv an den Tarifverhandlungen. Sie stärken und stützen nicht nur die Position der IG Metall, sondern üben auch öffentlich Druck auf die Arbeitgeber aus.“Warnstreiks sind befristete Arbeitsniederlegungen von einigen Stunden. Die Gewerkschaft fordert für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten sechs Prozent mehr Geld und eine Wahloption, ihre Arbeitszeit für bis zu zwei Jahre auf bis zu 28 Stunden die Woche zu verringern. Das lehnen die Arbeitgeber kategorisch ab. Sie haben bisher Lohnzuwächse von zwei Prozent und eine Einmalzahlung angeboten sowie eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten nach oben verlangt. Die Warnstreiks sind am Mittwoch ab 10.30 Uhr bei Premium Aerotec in Haunstetten sowie ab 13.30 Uhr bei Ledvance an der Berliner Allee. Bei Ledvance geht es um viel mehr als nur um mehr Geld.
Das Augsburger Werk steht vor der Schließung. Zumindest hatten dies die Firmenchefs Ende vergangenen Jahres angekündigt. Dagegen laufen die 650 Mitarbeiter Sturm. Die Gewerkschaft und die heimische Politik stehen an der Seite der Ledvance-Mitarbeiter.