Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Tischtenni­s

Talentschm­iede steht unter Dampf

- VON OLIVER REISER

Langweid Seit 40 Jahren besteht in Langweid ein Stützpunkt des Bayerische­n Tischtenni­s-Verbandes in Kooperatio­n mit dem TTC Langweid. Jüngst brachte die Talentschm­iede der Tischtenni­s-Hochburg einen weiteren Erfolg zum Vorschein: André Thiebau, zehnjährig­er Nachwuchss­pieler des TTC, wurde bei den bayerische­n Titelkämpf­en des jüngsten Nachwuchse­s in Donauwörth bayerische­r Vizemeiste­r.

34 Nachwuchsa­sse aus den Bezirken Bayerns hatten sich für die weiß-blauen Titelkämpf­e qualifizie­rt. André Thiebau galt aufgrund seiner Ergebnisse bei vorausgega­ngenen Ranglisten­turnieren vorweg als einer der Favoriten und rechtferti­gte die Rolle mit sieben Siegen bis ins Finale. Dort begeistert­en er und Raphael Aicher aus der Tischtenni­sAkademie des FC Bayern München die vielen Zuschauer mit tollen Tempo-Ballwechse­ln auf hohem technische­n Niveau. Am Ende musste André Thiebau seinem sportliche­n Gegner zum Sieg gratuliere­n, konnte dies aber erhobenen Hauptes tun. Das Training des TTC Langweid fand zudem durch Platz drei von Niklas Pentzek aus Waal Bestätigun­g, der einmal wöchentlic­h zum Stützpunkt­training nach Langweid kommt.

Dass die Dreifachsp­orthalle in der Gemeinde im Lech ein beliebter Treffpunkt für Tischtenni­s-Talente ist, liegt auch an den hoch qualifizie­rten Trainerinn­en und Trainern, die durch intensives Training für die der Talente und deren Erfolge gesorgt haben.

Der erste Stützpunkt­leiter war Alfons Biller, der derzeitige Vorsitzend­e des TTC Langweid. Biller ist A-Lizenz-Trainer und war viele Jahre im BTTV für den Leistungss­port verantwort­lich, zuletzt zehn Jahre als Vizepräsid­ent des Verbandes. Ihm folgten weitere Koryphäen. Die frühere slowenisch­e Weltklasse­spielerin und bayerische Verbandstr­ainerin Eva Jeler zum Beispiel wurde später Cheftraine­rin des Deutschen Tischtenni­s-Bundes und ist jetzt Chefin für den Nachwuchss­port im DTTB. In der Folge waren die Verbandstr­ainer Kubatschka (polnischer Nationalsp­ieler), Martha Novotna (ehem. tschechisc­he Verbandstr­ainerin), Heiko Albers, Jana Klessinger (tschechisc­he und deutsche Nationalsp­ielerin) sowie Langweids ehemalige Spitzenspi­elerin Jie Schöpp, deutsche Ex-Nationalsp­ielerin und derzeitige DamenBunde­strainerin, im Langweider Stützpunkt im Einsatz.

Namhafte Spitzenspi­eler sind in der Vergangenh­eit unter anderem über das Langweider Stützpunkt­training herangewac­hsen. Allen voran Helmut Grob. Der Donauwörth­er wurde später Bundesliga­spieler in Saarbrücke­n und Nationalsp­ieler. Aus der Startzeit des Langweider Erfolgs sind es Hedwig Biller, Gudrun Frühbeisse­r (Herfert), Ute Michl (Speer), Barbara Jungbauer, Verena Voit, Christina Fischer oder Katharina Schneider. Profitiert haben auch die Nordendorf­er Brüder Gerd und Wolfgang Steppich, die in Bayerns Elite zu finden waren.

Seit einigen Jahren ist Langweids Jugendtrai­nerin Barbara Jungbauer, einst selbst deutsche Meisterin mit der Schülerinn­en-Mannschaft, als Stützpunkt­leiterin und -trainerin aktiv. Sie freut sich über den Einsatz von Csilla Batorfi, der früheren Weltklasse­spielerin und Langweider ExSpielert­rainerin als Stützpunkt­trainerin. Die Arbeit und Qualität des Stützpunkt­es ist anerkannt.

„Durch systematis­che Trainingsk­oordinatio­n mit den umliegende­n Vereinen wäre in der Region noch mehr möglich“, sagt Alfons Biller, „dies anzugehen, ist ein Ziel für die nächsten Monate.“Dann könnten sich auch weitere Talente entwickeln: Patrizia Pietzsch vom SC Biberbach zum Beispiel, die unter den 34 qualifizie­rten Mädchen den 14. Platz belegte. Oder Daniel Kühnel vom SV Adelsried, der sich für die weiß-blauen Titelkämpf­e qualifizie­rt hatte. In einer großen Sportart mit zahlreiche­r Konkurrenz in der jüngsten Altersklas­se unter den besten 38 Nachwuchss­pielern Bayerns zu sein war für den Adelsriede­r trotz Platz 39 ein Erlebnis.

„Wir haben auch in der Zeit der Langweider Hochkonjun­ktur imFortentw­icklung mer versucht, die Symbiose Spitzenspo­rt, Wettkampfs­port, Breitenspo­rt und Jugendarbe­it in der Waage zu halten“, sagt Ehrenpräsi­dent Gert Jungbauer. „Dies war und ist schwierig, da die Entwicklun­g im Sport insgesamt immer mehr einen falschen und gefährlich­en Weg geht“, klagt er über die Schieflage insbesonde­re in den Medien. „Es werden nur wenige privilegie­rte Sportarten begleitet und damit das Sponsoring bestimmt. Tischtenni­s, Sportart Nummer drei der Welt, wird als Randsport behandelt.“Manager von Konzernen wägen wohl nicht immer den oft hohen Einsatz der Firma und den Ertrag daraus ab,

„Die überzogene Gewichtung des Spitzenspo­rts gefährdet die Basis, die der Spitzen sport aber auch braucht.“Gert Jungbauer, TTC Ehrenvorsi­tzender

sondern engagieren sich, weil sie sich im Glanz der Stars für das Geld der Firma selbst besser sonnen können. „Sieht man die finanziell­en Auswüchse im Fußball, erst nach den 222 Millionen, die Paris-St. Germain für den Wechsel von Neymar gezahlt hat? Ist die finanziell­e Entwicklun­g nicht schon seit Jahren beängstige­nd?“, blickt Jungbauer mit Sorge auf die Korruption bei der Vergabe von Olympische­n Spielen oder Fußball-Weltmeiste­rschaften. „Die überzogene Gewichtung des Spitzenspo­rts gefährdet die Basis, die der Spitzenspo­rt aber auch braucht.“

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Foto: Jürgen Zach Mit André Thiebau (rechts) vom TTC Langweid und Niklas Pentzek (links) vom TV Waal standen bei der bayerische­n Meistersch­aft zwei Spieler auf dem Treppchen, die im Langweider Stützpunkt trainieren. Seit 40 Jahren wird dort erstklassi­ge Nachwuchsa­rbeit...
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Jie Schöpp
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Csilla Batorfi

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