Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Tischtennis
Talentschmiede steht unter Dampf
Langweid Seit 40 Jahren besteht in Langweid ein Stützpunkt des Bayerischen Tischtennis-Verbandes in Kooperation mit dem TTC Langweid. Jüngst brachte die Talentschmiede der Tischtennis-Hochburg einen weiteren Erfolg zum Vorschein: André Thiebau, zehnjähriger Nachwuchsspieler des TTC, wurde bei den bayerischen Titelkämpfen des jüngsten Nachwuchses in Donauwörth bayerischer Vizemeister.
34 Nachwuchsasse aus den Bezirken Bayerns hatten sich für die weiß-blauen Titelkämpfe qualifiziert. André Thiebau galt aufgrund seiner Ergebnisse bei vorausgegangenen Ranglistenturnieren vorweg als einer der Favoriten und rechtfertigte die Rolle mit sieben Siegen bis ins Finale. Dort begeisterten er und Raphael Aicher aus der TischtennisAkademie des FC Bayern München die vielen Zuschauer mit tollen Tempo-Ballwechseln auf hohem technischen Niveau. Am Ende musste André Thiebau seinem sportlichen Gegner zum Sieg gratulieren, konnte dies aber erhobenen Hauptes tun. Das Training des TTC Langweid fand zudem durch Platz drei von Niklas Pentzek aus Waal Bestätigung, der einmal wöchentlich zum Stützpunkttraining nach Langweid kommt.
Dass die Dreifachsporthalle in der Gemeinde im Lech ein beliebter Treffpunkt für Tischtennis-Talente ist, liegt auch an den hoch qualifizierten Trainerinnen und Trainern, die durch intensives Training für die der Talente und deren Erfolge gesorgt haben.
Der erste Stützpunktleiter war Alfons Biller, der derzeitige Vorsitzende des TTC Langweid. Biller ist A-Lizenz-Trainer und war viele Jahre im BTTV für den Leistungssport verantwortlich, zuletzt zehn Jahre als Vizepräsident des Verbandes. Ihm folgten weitere Koryphäen. Die frühere slowenische Weltklassespielerin und bayerische Verbandstrainerin Eva Jeler zum Beispiel wurde später Cheftrainerin des Deutschen Tischtennis-Bundes und ist jetzt Chefin für den Nachwuchssport im DTTB. In der Folge waren die Verbandstrainer Kubatschka (polnischer Nationalspieler), Martha Novotna (ehem. tschechische Verbandstrainerin), Heiko Albers, Jana Klessinger (tschechische und deutsche Nationalspielerin) sowie Langweids ehemalige Spitzenspielerin Jie Schöpp, deutsche Ex-Nationalspielerin und derzeitige DamenBundestrainerin, im Langweider Stützpunkt im Einsatz.
Namhafte Spitzenspieler sind in der Vergangenheit unter anderem über das Langweider Stützpunkttraining herangewachsen. Allen voran Helmut Grob. Der Donauwörther wurde später Bundesligaspieler in Saarbrücken und Nationalspieler. Aus der Startzeit des Langweider Erfolgs sind es Hedwig Biller, Gudrun Frühbeisser (Herfert), Ute Michl (Speer), Barbara Jungbauer, Verena Voit, Christina Fischer oder Katharina Schneider. Profitiert haben auch die Nordendorfer Brüder Gerd und Wolfgang Steppich, die in Bayerns Elite zu finden waren.
Seit einigen Jahren ist Langweids Jugendtrainerin Barbara Jungbauer, einst selbst deutsche Meisterin mit der Schülerinnen-Mannschaft, als Stützpunktleiterin und -trainerin aktiv. Sie freut sich über den Einsatz von Csilla Batorfi, der früheren Weltklassespielerin und Langweider ExSpielertrainerin als Stützpunkttrainerin. Die Arbeit und Qualität des Stützpunktes ist anerkannt.
„Durch systematische Trainingskoordination mit den umliegenden Vereinen wäre in der Region noch mehr möglich“, sagt Alfons Biller, „dies anzugehen, ist ein Ziel für die nächsten Monate.“Dann könnten sich auch weitere Talente entwickeln: Patrizia Pietzsch vom SC Biberbach zum Beispiel, die unter den 34 qualifizierten Mädchen den 14. Platz belegte. Oder Daniel Kühnel vom SV Adelsried, der sich für die weiß-blauen Titelkämpfe qualifiziert hatte. In einer großen Sportart mit zahlreicher Konkurrenz in der jüngsten Altersklasse unter den besten 38 Nachwuchsspielern Bayerns zu sein war für den Adelsrieder trotz Platz 39 ein Erlebnis.
„Wir haben auch in der Zeit der Langweider Hochkonjunktur imFortentwicklung mer versucht, die Symbiose Spitzensport, Wettkampfsport, Breitensport und Jugendarbeit in der Waage zu halten“, sagt Ehrenpräsident Gert Jungbauer. „Dies war und ist schwierig, da die Entwicklung im Sport insgesamt immer mehr einen falschen und gefährlichen Weg geht“, klagt er über die Schieflage insbesondere in den Medien. „Es werden nur wenige privilegierte Sportarten begleitet und damit das Sponsoring bestimmt. Tischtennis, Sportart Nummer drei der Welt, wird als Randsport behandelt.“Manager von Konzernen wägen wohl nicht immer den oft hohen Einsatz der Firma und den Ertrag daraus ab,
„Die überzogene Gewichtung des Spitzensports gefährdet die Basis, die der Spitzen sport aber auch braucht.“Gert Jungbauer, TTC Ehrenvorsitzender
sondern engagieren sich, weil sie sich im Glanz der Stars für das Geld der Firma selbst besser sonnen können. „Sieht man die finanziellen Auswüchse im Fußball, erst nach den 222 Millionen, die Paris-St. Germain für den Wechsel von Neymar gezahlt hat? Ist die finanzielle Entwicklung nicht schon seit Jahren beängstigend?“, blickt Jungbauer mit Sorge auf die Korruption bei der Vergabe von Olympischen Spielen oder Fußball-Weltmeisterschaften. „Die überzogene Gewichtung des Spitzensports gefährdet die Basis, die der Spitzensport aber auch braucht.“