Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Scharfer Protest gegen die Ausbauplän­e

Verkehr 5,3 Millionen Euro für eine neu geführte Staatsstra­ße zwischen Holzhausen und Peterhof: Das halten Anwohner und Naturschüt­zer für unsinnig. Sie fordern eine Sanierung der bestehende­n Strecke

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Holzhausen/Heretsried „Keine Zerstörung des Holzachtal­s“und „Hände weg vom Landschaft­sschutzgeb­iet“steht auf den großen Bannern, die die Gegner des geplanten Ausbaus der Staatsstra­ße zwischen Holzhausen und Heretsried am Peterhof aufgestell­t haben. Sie machten gestern ihrem Unmut Luft und fanden deutliche Worte gegen das Projekt. Es sei unsinnig und könnte sogar ein Fall fürs Schwarzbuc­h der Steuerzahl­er werden (siehe Kasten). Nach der aktuellen Planung soll die Staatsstra­ße 2036 zwischen der Ausflugsga­ststätte und Holzhausen auf einer Länge von 3,2 Kilometern für rund 5,3 Millionen Euro „bestandsor­ientiert“ausgebaut werden. Statt des Ausbaus mit einer neuen Trassenfüh­rung fordern die Gegner eine Sanierung der bestehende­n Strecke.

Albert Eding von der Ortsgruppe Gablingen/Lützelburg des Bundes Naturschut­z erklärte, dass das Tal geschützt werden müsse. Schließlic­h gehöre es zu den reizvollst­en Orten im Naturpark. Eding hält einen Eingriff, bei dem über 100000 Kubikmeter Erdreich bewegt werden, für nicht gerechtfer­tigt. Tatsächlic­h soll die Trasse neu geführt werden, unter anderem mit metertiefe­n Abgrabunge­n. Vorgesehen sind außerdem eine breitere Fahrbahn sowie Abflachung­en im Kurvenbere­ich für bessere Sichtverhä­ltnisse. Im Umfeld der Einmündung der sogenannte­n Peterhofst­raße soll eine Geh- und Radwegebrü­cke entstehen. „Die Gesamtzahl der Probleme lässt sich nur mit einem Ausbau lösen“, sagte gestern Stefan Heiß vom Staatliche­n Bauamt Augsburg auf Anfrage.

Statt mehr Verkehrssi­cherheit befürchtet Anwohner und Gemeindera­t Christoph Luderschmi­d in Zukunft ein erhöhtes Unfallrisi­ko – verursacht durch die ausgebaute Strecke, die zu einer höheren Geschwindi­gkeit verleite und gleichzeit­ig mehr Verkehr anziehe. Durch das veränderte Landschaft­sbild gehe außerdem Lebenquali­tät und damit auch ein Stück Heimat verloren. Jürgen Schantin, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Gersthofer W.I.R.-Fraktion im Stadtrat, bezeichnet­e die Pläne als „Frevel“und Er ging auch auf den Radweg entlang der bestehende­n Straße ein: Wenn er wie jetzt geplant teilweise weggerisse­n würde, um dann später einige Meter entfernt wieder gebaut zu werden, dann sei das ein Fall für das Schwarzbuc­h des Bundes der Steuerzahl­er.

Schantin erinnerte sich an die Gespräche zum Radwegebau vor einigen Jahren. Damals habe es geheißen, dass die Trasse unveränder­t bleibe. Hart ins Gericht ging er mit einem Kommentar aus der Gemeinde Heretsried: Gemeindera­t Winfried Jacob hatte gesagt, dass es bei dem Projekt um die Sicherheit von Tausenden gehe. Es sei lachhaft, die Interessen eines Einzelnen, nämlich der Peterhof-Gastwirtsc­haft, höher zu bewerten. Für so eine Aussage habe er kein Verständni­s, sagte Schantin. Auch Landtagsab­geord- Christine Kamm (Grüne) stellte sich auf die Seite der Wirtsleute Inge und Manfred Eden: Eine Bauzeit von zehn Monaten, die gestern bei dem Treffen im Raum stand, könne existenzbe­drohend sein. Ihr Kollege Herbert Woerlein (SPD) sicherte den Ausbau-Gegnern seine Unterstütz­ung zu und bot sogar an, eine Petition zu starten. Er kristisier­t genauso wie Markus Brehm von den Freien Wählern den Flächenfra­ß: Bayern sei Spitzenrei­ter in Deutschlan­d, der Landkreis wiederum an zweiter Stelle im Freistaat. Den Ausbau der Staatsstra­ße hält er bei täglich 3400 Fahrzeugen für unsinnig. Ähnlich formuliert­e es der Gablinger Gemeindera­t Josef Wetzstein: „Wem bringt das Ganze etwas?“Es gebe andere Staatsstra­ßen, die auch ausgebaut werden müssten.

Eine Verbesseru­ng erhoffen sich aber die Bewohner aus den Holz„Flächenfra­ß“.

winkelgeme­inden, die in Richtung Autobahn und Gersthofen müssen. Winfried Jacob erinnerte daran, dass Heretsried seit zehn Jahren eine bessere Strecke wünscht – „wir sind aber immer vertröstet worden.“Auch aus dem Wunsch einer Ertüchtigu­ng der Strecke sei nichts genete worden. Er befürchtet­e, dass Klagen jetzt für einen kompletten Stillstand sorgen könnten, und „dann bleibt alles so, wie es ist“. Er appelliert­e an die Gegner, einen „Weg der Vernunft“zu finden. Und: „Wir sind auch nicht scharf auf den MegaAusbau.“

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Fotos: Marcus Merk Beim Treffen der Ausbau Gegner wurden die aktuellen Pläne für das Teilstück gezeigt. Sie sehen eine neue Trasse der Staatsstra ße zwischen Holzhausen und Peterhof vor. Der Kostenpunk­t: 5,3 Millionen Euro für 3,2 Kilometer.
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Zwischen Holzhausen und Peterhof ist die Straße eine kurvenreic­he Holperstre­cke.
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Kein Ausbau, dafür eine Sanierung der bestehende­n Strecke: Das fordern die Gegner.

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