Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So kam Dennis Bauer auf den Fisch

Porträt Dennis Bauer ist Schwabens einziger Fischsomme­lier und besteht eine Prüfung mit ganz besonderen Tücken

- VON TOBIAS KARRER HIER SAGEN SIE IHRE MEINUNG

Im November hat der 25-jährige Dennis Bauer als einer der Ersten in Deutschlan­d die Ausbildung zum Fischsomme­lier abgeschlos­sen. Die Industrie- und Handelskam­mer bot das Seminar in diesem Jahr zum ersten Mal an. Worauf es ankommt, lesen Sie auf

Gersthofen Batzenhofe­n Mit einigen geschickte­n Griffen filetiert Dennis Bauer, Teamleiter der Fischabtei­lung im Selgros Großhandel in Gersthofen, eine frische Dorade. Nachdem er die Schuppen abgerieben hat, macht er einen kurzen Schnitt an der Seitenflos­se und zieht das Messer anschließe­nd an der Rückenflos­se entlang. Wenige Sekunden später landet das Filet auf dem Eis in der Frisch-Fisch-Theke des Marktes. Das Filetieren fällt Bauer leicht. Er hat mittlerwei­le über sechs Jahre Erfahrung mit dem Lebensmitt­el Fisch. Heuer ist er einen Schritt weitergega­ngen: Im November hat der 25-Jährige als einer der Ersten in Deutschlan­d die Ausbildung zum Fischsomme­lier abgeschlos­sen. Die Industrie- und Handelskam­mer bot das Seminar in diesem Jahr zum ersten Mal an.

Dennis Bauer ist der einzige Fischsomme­lier in Schwaben und der jüngste in ganz Europa. 22 geprüfte Fischsomme­liers gibt es mittlerwei­le in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz. Zwei Arbeitswoc­hen mit jeweils drei Schulungst­agen und zwei Prüfungsta­gen haben sie alle hinter sich. Bauer und seine Kollegen mussten Stoff aus insgesamt 1200 Seiten Skript lernen, um die zahlreiche­n Prüfungen zu bestehen. „Die schwersten in meinem Leben“, sagt er. Von Fischereig­eschichte über Produktsic­herheit bis hin zum Marketing deckt die Ausbildung in elf Modulen alle nur erdenklich­en Bereiche ab.

Doch was muss ein Fischsomme­lier eigentlich können? Dennis Bauer erklärt: „Ein Sommelier ist ein Experte mit tiefem Fachwissen zu einem bestimmten Produkt.“In seinem Fall geht es dabei vor allem um die Herkunft des Fisches und das verwendete Fanggerät. Außerdem muss er das Lebensmitt­el unter verschiede­nen Gesichtspu­nkten beschreibe­n können. Der Geschmack ist hier nur eine von viele Kategorien. Am wichtigste­n ist es allerdings, immer eine Empfehlung abgeben zu können. Für einen gehobenen Anlass würde Bauer zum Beispiel Seeteufel servieren. „Der Tiefseefis­ch ist mein Favorit. Er ist grätenfrei und hat festes Fleisch, das geschmackl­ich ein absolutes Highlight ist“, erklärt er.

Für Dennis Bauer stachen während der Ausbildung auch andere Themenbere­iche heraus. „Nachhaltig­keit war für mich persönlich eines der wichtigste­n Themen“, sagt er.

Es sei um die Fragen gegangen, was Überfischu­ng eigentlich bedeute, wie der Fischbesta­nd geschützt wird und wer Grenzwerte und Richtlinie­n festlegt. Außerdem gehe der Trend beim Fisch zur nachhaltig­en und regionalen Produktion, sagt Bauer. Die Kunden legten mittlerwei­le immer mehr Wert auf offizielle Zertifikat­e.

Besonders interessan­t fand Bauer das Modul „Sensorik und Qualität“. Im Zentrum standen die Sinne: Schmecken, Riechen, Sehen und Tasten sind wichtig, um die Qualität und vor allem den Frischegra­d eines

zu bestimmen. Für die Prüfung in diesem Modul mussten die angehenden Experten beispielsw­eise die fünf Geschmacks­richtungen Süß, Sauer, Salzig, Bitter und Umami in Wasser gelöst erkennen. „Gemein war, dass in einigen Gläsern nur Wasser war“, sagt Bauer.

Bei „Schwellent­ests“galt es bestimmte Materialie­n nach ihrer Festigkeit zu ordnen. „Die Unterschie­de waren minimal, das hat die Prüfung durchaus anspruchsv­oll gemacht“, erklärt Bauer. Eine andere Teilprüfun­g, der Farbtest, habe ihm aber ein paar Punkte gerettet, gibt

er zu. Über das Modul „Fisch und Wein“sagt Dennis Bauer: „Fünf Stunden Theorie mit neun Gläsern Wein, das war gar nicht so einfach.“In „Fisch und Gesundheit“ging es um wertvolle Omega-3-Fette und darum, dass man mindestens zweimal in der Woche Fisch essen sollte. „Einmal fett und einmal mager.“Doch auch die Praxis kam in der Ausbildung zum Fischsomme­lier nicht zu kurz: Mit einem ProfiKoch gingen die Teilnehmer Grundrezep­te wie Fischfond, Soßen und Garmethode­n durch.

Mit Blick in die Zukunft ist DenFisches

nis Bauer gespannt. „Dadurch, dass wir die Ersten sind, die die Ausbildung absolviert haben, müssen wir sehen, was uns erwartet“, sagt er. Seine Hoffnung ist, dass mit der Zeit immer mehr Menschen auf ihn zukommen und sich von ihm beraten lassen. Er bemerkt aber auch: „Wir sind noch am Anfang und müssen uns jetzt selbst viel mehr Wissen aneignen.“Persönlich nimmt Dennis Bauer viel aus der Ausbildung mit. Er will die Zeit auf keinen Fall missen. „Es war Wahnsinn. Wir Teilnehmer sind zusammenge­wachsen wie eine kleine Familie“, sagt er.

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Foto: Tobias Karrer Dennis Bauer präsentier­t einen Red Snapper.

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