Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Bock scheint ausgefloge­n

Schädlings­bekämpfung Das abgelaufen­e Jahr bietet Anlass zur Hoffnung. Erstmals wurde kein weiterer Befall durch den Asiatische­n Laubholzbo­ck in der Quarantäne­zone um Schönebach festgestel­lt

- VON STEFAN REINBOLD

Schönebach Dass kleine Insekten für Furore sorgen können, weiß man spätestens seit Stuttgart 21. Rund um Schönebach weiß man inzwischen auch, wie viel Wirbel ein einfacher Käfer machen kann. Als im Oktober 2014 der aus Asien eingeschle­ppte Asiatische Laubholzbo­ckkäfer (ALB) in dem zu Ziemetshau­sen gehörenden Ort entdeckt wurde, war die Aufregung groß.

Zahlreiche Bäume mussten in der Folgezeit gefällt werden. Zähneknirs­chend nahmen die Grundstück­sbesitzer die einschneid­enden Maßnahmen hin. Um die Ausbreitun­g des Baumschädl­ings zu stoppen, wurde rund um die befallenen Bäume eine Quarantäne­zone im Umkreis von zwei Kilometern gezogen. Sie umfasst die Ortschafte­n Schönebach, Uttenhofen und die östlichen Ränder von Ziemetshau­sen im Landkreis Günzburg sowie Holzara, Breitenbro­nn und Oberschöne­berg im Landkreis Augsburg. Aus diesem Bereich darf kein Holz von dem von Käfern bevorzugte­n Wirtsbäume­n ausgeführt werden. Regelmäßig werden die Laubbäume in der Quarantäne­zone auf Befall kontrollie­rt. In den Waldgebiet­en rund um Schönebach sind das rund 55 Hektar Fläche. Im sogenannte­n Offenland sogar noch etwas mehr.

Das abgelaufen­e Jahr war nun das erste seit 2014, in dem kein weiterer Befall festgestel­lt wurde. Sollte es so weitergehe­n, dann wird die Quarantäne noch bis zum Jahr 2020 aufrechter­halten. Erst wenn vier Jahre in Folge keine lebenden Exemplare mehr von Anoplophor­a glabripenn­is, wie der wissenscha­ftliche Name lautet, in Schönebach und Umgebung gefunden wurden, gebe es Entwarnung, erklärt Franziska Kremitzl, ALB-Projektlei­terin am Landwirtsc­haftsamt in Krumbach. Wie schnell ein Gebiet von dem Käfer befreit wird, hänge dabei von mehreren Faktoren ab.

Nicht zuletzt aber auch, wie konsequent und mit welchem Personalei­nsatz gegen das Insekt vorgegange­n wird. Nachdem nun alle befallenen Bäume gefällt und entsorgt sind, der Schlachten­lärm sich gewisserma­ßen gelegt hat, beschränkt sich der Kampf gegen den Käfer aufs Beobachten, oder Monitoring, wie die Experten vom Landwirtsc­haftsamt und der Landesanst­alt für Landwirtsc­haft es bezeichnen. Dies- und jenseits der Landkreisg­renze sind jeweils vier Suchkräfte unterwegs, die vom Boden aus per Fernglas die Bäume auf verräteris­che Spuren des Laubholzbo­cks untersuche­n. Im Offenland sind jetzt gerade auch wieder Baumklette­rer unterwegs.

Der Holzeinsch­lag in dem betroffene­n Gebiet ist weiterhin problemati­sch. Zwar kann nach vorheriger Anmeldung Holz geschlagen werden, doch muss es dort belassen werden, wo es gefällt wurde. Lediglich Hackschnit­zel mit einer Größe von zwei auf zwei Zentimeter­n dürfen abgeführt werden. „Begeistert ist natürlich niemand“, sagt Kremitzl, die Grundstück­sbesitzer zeigten jedoch Verständni­s für die Maßnahmen. Wenn es 2018 so weitergeht wie im vergangene­n Jahr, dann ist der Zeitrahmen auch absehbar. „So ist’s gut, so soll es bleiben“, sagt Kremitzl.

 ?? Archivfoto: Maximilian Czysz ?? Nachdem sich die Larven durch das Holz gefressen haben, bohren sich die Käfer nach der Verpuppung aus einem solchen Loch aus.
Archivfoto: Maximilian Czysz Nachdem sich die Larven durch das Holz gefressen haben, bohren sich die Käfer nach der Verpuppung aus einem solchen Loch aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany