Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zwei junge Filmermacher räumen wichtigen Preis ab
Auszeichnung Der prämierte Kurzfilm „Let Go“von Benjamin Herb und Vincent Kleiner aus Aystetten zeigt in beeindruckenden Bildern die Gefühlswelt eines Jungen, der seinen besten Freund verliert
Benjamin Herb und Vincent Kleiner aus Aystetten haben beim Schwäbischen Jugendfilmfestival gewonnen. Prämiert wurde ihr Kurzfilm „Let Go“, der in beeindruckenden Bildern die Gefühlswelt eines Jungen zeigt, der seinen besten Freund verliert.
Aystetten Maik und Nico sind beste Freunde. Daran lässt der Kurzfilm „Let Go“von Benjamin Herb und Vincent Kleiner keinen Zweifel. In toll ausgeleuchteten, fast professionell gefilmten und bearbeiteten Bildern zeigen die zwei 18-Jährigen Filmemacher die Beziehung der beiden Freunde. Dabei kommen sie komplett ohne Worte aus, zu hören ist vor allem Klaviermusik. Als Kulisse dienen der Schwanensee und die Bergwelt in der Umgebung von Füssen. Die Bildsprache verändert sich, als Nico seinem Freund Maik gesteht, dass er Krebs hat. Nach dieser Diagnose werden die Bilder grauer, weniger farbenfroh. Maik fällt in ein tiefes Loch, als sein Freund stirbt.
Die eigentliche Stärke des Films ist die Darstellung von Maiks Gefühlswelt, der mit der Krankheit und dem Verlust seines besten Freundes fertig werden muss. Die Aufarbeitung dieses Themas und „Regie, Schauspiel und Filmbearbeitung auf hohem Niveau“waren den Juroren beim Schwäbischen Jugendfilmfestival einen Hauptpreis wert. Für Benjamin Herb und Vincent Kleiner war die Veranstaltung eine tolle Gelegenheit, ihren Film auf der Veranstaltung in einem Kino in Türkheim zu zeigen. „Es ist immer toll, bei solchen Festivals die Reaktionen der Zuschauer zu beobachten. Außerdem kommt man gut mit Leuten ins Gespräch“, sagt der 18-Jährige Benjamin.
Der Film „Let Go“entstand schon vor knapp zwei Jahren im Zusammenhang eines Wahlkurses am Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß. „Wir hatten uns schon lange davor überlegt, einen Film zu machen“, sagt Benjamin Herb. Die ersten Gedanken hätten sie sich schon in der zehnten Klasse gemacht. Auf die Frage, wie sie auf das Thema gekommen seien, antworten beide erleichtert: „Zum Glück hatte es bei uns keinen konkreten Auslöser.“Krebs sei allerdings eine Krankheit, mit der viele Menschen zu tun haben. Ähnlich verhält es sich mit engen Freundschaften. „Da wir selbst gut befreundet sind, haben wir uns für das Thema entschieden“, sagt Herb. Vincent Kleiner ergänzt: „Wir wollten einfach darstellen, wie unser Protagonist den Schmerz überwindet.“
Das Projekt hat Kleiner und Herb längere Zeit beschäftigt. Im Herbst 2015 verbrachten sie einige Tage zum Drehen in Füssen. Die Szenen, bei denen Maik bei Schneetreiben das Grab seines Freundes besucht, entstanden anschließend im Winter. Im Frühling 2016 filmten die beiden den Teil ihres Werkes, der die Freundschaft der Protagonisten in hellen Farben darstellt. Dabei waren sie nicht nur am Schwanensee, sondern auch auf dem Buchenberg bei Füssen unterwegs. Für eine Szene, in der Maik aus Verzweiflung ausrastet, stellte die Kirchengemeinde Gersthofen ein unbenutztes Gebäude zur Verfügung. Nur über „Kontakte“hätten sie in einem Klinikumbett filmen können, sagt Kleiner schmunzelnd.
Beide Filmemacher haben mittlerweile ihr Abitur bestanden. Während es für Vincent Kleiner an der Uni Augsburg jetzt mit einem Jurastudium weitergeht, will Benjamin Herb unbedingt weiter Filme machen. Zusammen mit einer Gruppe ehemaliger Schüler des Gymnasiums arbeite er gerade an einem größeren Projekt. „Mit einem kleinen Budget und einer besseren Kamera“, erklärt Herb stolz. Erst kürzlich war die Gruppe in Österreich zum Dreh. Er zeigt Bilder von angeseilten Kameramännern und aufwendigen Alukonstruktionen über einer Schlucht. „Das Tolle an dem Projekt ist, dass alle mit Begeisterung dabei sind und zusammenarbeiten“, sagt Benjamin Herb.
„Wir wollten einfach darstellen, wie unser Protagonist den Schmerz überwindet.“Vincent Kleiner