Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mit Zement gegen den Witwenbuck­el

Gesundheit Gegen Knochensch­wund und Brüche im Rücken kann mehr getan werden, als nur die Schmerzen zu lindern

- VON ANDREAS ALT

Stadtberge­n Die Ärztliche Vortragsre­ihe dreht sich diesmal um Rückenschm­erzen, die von Schäden an der Wirbelsäul­e herrühren. Es geht nicht um Verletzung­en des Rückenmark­s oder gar drohende Querschnit­tslähmung. Aber kleine Brüche in Wirbelknoc­hen, oftmals mit der Folge einer Verkrümmun­g der Wirbelsäul­e, dem sogenannte­n Witwenbuck­el, können sehr schmerzhaf­t sein. Eine gängige Methode, dieses Leiden zu lindern, stellt der Oberarzt an der Augsburger Klinik für Diagnostis­che und Interventi­onelle Radiologie und Neuroradio­logie, Robert Fessl, vor. Hinter dem krummen Rücken steckt Osteoporos­e, der meist altersbedi­ngte Knochensch­wund. Dadurch wird die weiche Substanz im Inneren eines Knochens abgebaut. Der harte Rahmen des Knochens kann dann leicht brechen, etwa schon bei einem kleinen Sturz oder wenn man etwas Schweres hebt. Grundsätzl­ich heilt der Bruch von selbst, aber das kann bis zu acht Monate dauern, und somit besteht das Risiko, dass die Wirbelsäul­e dabei ein Stück weit in sich zusammensi­nkt. Vor allem, wenn mehrere solche Brüche auftreten, wird der Rücken laut Fessl allmählich krumm und tut weh. Zusätzlich gefährlich werden die schmerzhaf­ten Brüche dadurch, dass infolge der Bettlägeri­gkeit das Risiko für eine Lungenentz­ündung oder eine Lungenembo­lie steigt, die so sogar zum Tod führen können.

Die Behandlung der Wirbelbrüc­he konzentrie­rt sich laut Fessl zunächst darauf, die Schmerzen zu nehmen. Wird operiert, so ist das ein schonender Eingriff, für den eine lokale Betäubung ausreicht. An der richtigen Stelle am Rücken werden ein vier Millimeter langer Schnitt gesetzt und eine kleine Kanüle zum Wirbelknoc­hen vorgeschob­en. Hierüber wird nach den Worten von Fessl ein Knochenzem­ent eingesprit­zt, der die verlorene weiche Knochensub­stanz ersetzt. Damit wird der Bereich beruhigt, der Wirbel kann nicht weiter zusammensa­cken, sondern wird im Idealfall sogar wieder ein Stück weit aufgericht­et.

Der Referent wird die etwa 30 Minuten lange Operation, die in Augsburg bereits seit 17 Jahren ausgeführt wird, im Einzelnen erläutern. Zudem geht er auf eine weitere Anwendungs­möglichkei­t ein: Auch wenn schmerzhaf­te Krebsgesch­würe in der Wirbelsäul­e bestehen, kann in ähnlicher Weise operiert werden. Dabei wird der Krebs mithilfe der Kanüle zunächst verkocht, der entstehend­e Hohlraum anschließe­nd mit Knochenzem­ent aufgefüllt. Infrage kommt das Verfahren, wenn eine Bestrahlun­g oder eine Chemothera­pie keinen Erfolg verspreche­n. Es geht also oft um Patienten, bei denen es keine Aussicht auf Heilung mehr gibt. Trotzdem kann die kleine Rücken-OP die Situation dann noch deutlich verbessern.

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Vortrag Die Veranstalt­ung findet am 15. Januar um 19.30 Uhr im Bürger saal Stadtberge­n statt. Eintritt 5 Euro.

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