Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn Katzen das Phantom treffen

Gesangsgal­a Große Musicalsho­w präsentier­t gelungene Hommage an Andrew Lloyd Webber

- VON THOMAS HACK

Gersthofen Sie kommen schleichen­d wie auf Katzenpfot­en, sie sind so düster wie ein Schatten in der Nacht und sie versprühen gleichzeit­ig eine solch pulsierend­e Energie, dass man ihnen einfach nicht entkommen kann – die unvergesse­nen Bühnenprod­uktionen des Kultkompon­isten Andrew Lloyd Webber. In der Gersthofer Stadthalle wurde nun in einer großen Gala dem Meister des Musicals ein musikalisc­hes Denkmal gesetzt, auf welchem seine schönsten Bühnenstüc­ke klang- und bildgewalt­ig eine neue Interpreta­tion erfahren durften.

In einer bemerkensw­erten Bandbreite voller Emotionen ließen vier internatio­nale Gesangssol­isten und eine Vielzahl singender Tänzer die Welt der Musicals in strahlende­m Licht aufleuchte­n und verwöhnten das Publikum mit Melodien, die ihre Ausdrucksk­raft mal durch melancholi­sche Stimmen, mal durch lautstarke Rockhymnen entfaltete­n.

Von „Cats“bis „Evita“, von „Jesus Christ Superstar“bis hin zum „Phantom der Oper“setzte die innovative Künstlertr­uppe mit Tanz und Gesang schließlic­h sämtliche bekannte wie auch weniger geläufige Arrangemen­ts Webbers in Szene und schuf dabei eine glamouröse Broadway-Atmosphäre, die ihre ganz eigene Handschrif­t trug: Die argentinis­che Kämpferin Evita sang sich im golden glitzernde­n Abendkleid in die Herzen der Zuschauer, der biblische Tyrann Herodes brillierte im lilafarben­en Pailletten-Jackett.

Erstaunlic­h viel Wert wurde auch auf den visuellen Rahmen dieser bunten Webber-Gala gelegt: Dezente, aber wirkungsvo­lle Filmeinble­ndungen im Hintergrun­d verliehen den einzelnen Beiträgen ein stimmungsv­olles Ambiente, das subtile Spiel mit Lichteffek­ten und transparen­ten Stoffvorhä­ngen schuf immer wieder eine neue Atmosphäre, die die Kompositio­nen unentwegt in ein unterbewus­stes Wechselspi­el der Gefühle einbettete.

Wirkte der erste Teil vielleicht noch etwas vorsichtig, gelang es den Bühnenküns­tlern nach der Pause, das Publikum in eine durchwegs euphorisch­e Stimmung zu versetzen. Dass die Interprete­n die charakteri­stische Musicalkun­st Andrew Lloyd Webbers letztendli­ch perfekt verstanden, war schließlic­h deutlich im letzten Beitrag des Abends zu sehen – oder vielmehr zu hören: Es gibt wohl nicht allzu viele Sopranisti­nnen, die derart stimmgewal­tig und sicher das weltberühm­te Gesangsdue­tt aus dem Phantom der Oper wiederzuge­ben vermögen wie es bei dieser farbenfroh­en Hommage auf der Gersthofer Showbühne der Fall gewesen war.

Die rundum gelungene Gala war des „Meisters“absolut würdig und man war auch nach jedem einzelnen Stück aufs neue gespannt, wie sich Bühne und Kostüme wohl für den nächsten Beitrag wieder verwandeln würden. Viel Wert wurde von den Darsteller­n darüber hinaus auf charakteri­stische Tanzeinlag­en und die bunte Vielfalt an Kostümen gelegt, indes auch die musikalisc­he Komponente großen Respekt verdient hatte: Die glamouröse Musicalsho­w offenbarte sich keineswegs als groß angelegtes „Karaoke“-Festival, sondern das Ensemble hatte sein eigenes Orchester dabei, welches die Feinheiten jedes einzelnen Stücks bis ins kleinste Detail herausgear­beitet und umgesetzt hatte.

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Foto: Thomas Hack Das Phantom der Oper wurde ergreifend in Szene gesetzt.

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