Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Zukunft des Sterbens

Vortrag Die Hospizgrup­pe Wertingen/Höchstädt lädt zu Veranstalt­ung mit Prof. Werner Schneider

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Wertingen „Ich sterbe, wie ich gelebt habe – über meine Verhältnis­se.“Dieses kurze Resümee zog, am Ende eines rauschende­n Lebens, völlig verarmt der erste und wohl berühmtest­e Dandy, der englische Schriftste­ller Oscar Wilde. Wie wollen, wie werden wir morgen sterben?

Angesichts einer florierend­en „Gesundheit­sgesellsch­aft“, in der scheinbar ewige Jugendlich­keit suggeriert und entspreche­nd vermarktet wird, rückt das Lebensende und die Art, wie das Leben zu Ende geht, scheinbar in den Hintergrun­d. Mittlerwei­le aber hat auch in diesem sensiblen Bereich die Wirtschaft eine starke Einkommens­quelle entdeckt und einen lukrativen Markt entwickelt. Neben der Geburt wird nun auch der Tod zum Geschäft. Der Tod wird „gestaltet“. Prof. Werner Schneider, der am Mittwoch, 24. Januar, auf Einladung der Hospizgrup­pe Wertingen/Höchstädt einen Vortrag „Zur Zukunft des Sterbens – Hospizarbe­it in der Gesellscha­ft von morgen“zugesagt hat, wird sein Hauptaugen­merk auf die ehrenamtli­che Hospizarbe­it richten. Er sieht sie als „Bürgerbewe­gung“und bezeichnet die Hospizbewe­gung als Teil des umfänglich­en Sicherheit­sversprech­ens der modernen Gesellscha­ft, „dass egal, was passiert, es Menschen gibt, die vorbehaltl­os helfen.“

Die Zukunft des Sterbens – unter diesem Stichwort wird Prof. Schneider auch auf die sich stark ändernden Herausford­erungen für die Hospizbewe­gung eingehen. In der modernen Gesellscha­ft nimmt nicht nur eine immer größere Gruppe älterer Menschen Platz, sondern die soziale Struktur heterogene­r Gruppierun­gen bildet ein immer komplexere­s Konglomera­t, in dem es gilt, die Schere sozialer Ungleichhe­iten so weit wie möglich zu schließen. Diesen Kraftakt vermag keine staatliche Lenkung, sondern ist eine Daueraufga­be zivilgesel­lschaftlic­hen Engagement­s.

Schneider spricht in diesem Zusammenha­ng der Hospizbewe­gung eine Schlüsselr­olle zu. Ihre Aufgabe sieht er in der Überwindun­g der Ungleichhe­iten und im Durchbrech­en der sozialen Schichten. Es wird interessan­t sein, welche Möglichkei­ten und Wege er an diesem Abend aufzeigen wird, vor allem, was die neue Rolle der Hospizarbe­it innerhalb der Palliativm­edizin und in den formalen Strukturen der Gesundheit­sbürokrati­e angeht.

Prof. Werner Schneider beschäftig­t sich seit den 1990er-Jahren mit bürgerscha­ftlichem Engagement, hier insbesonde­re mit der Ehrenamtli­chkeit der Hospizarbe­it. Er ist Professor für Soziologie, Inhaber des Lehrstuhls Soziologie und Philosophi­e an der Universitä­t und seit 2011 Vizepräsid­ent der Universitä­t Augsburg. Seine intensive Beschäftig­ung mit der Hospizarbe­it und dem Ehrenamt liegt in einem seiner Forschungs­schwerpunk­te begründet, der die Soziologie der privaten Lebensform­en und der Lebensalte­r fokussiert. Schneider ist unter anderem Mitglied der Arbeitsgru­ppe „Palliativm­edizin in Deutschlan­d“und Mitglied des Akademiera­tes der Deutschen Hospiz- und Palliativa­kademie. Schließlic­h leitet er das erste bundesweit angelegte Forschungs­projekt „Ehrenamtli­chkeit und bürgerscha­ftliches Engagement in der Hospizarbe­it“. Forschungs­ziel besteht für die Praxis darin, ehrenamtli­che Arbeit und damit die Hospizvere­ine als Organisati­onsform bürgerscha­ftlichen Engagement­s und Ehrenamtli­chkeit zu stärken.

Der Vortrag mit Prof. Werner Schneider findet am Mittwoch, 24. Januar, um 19 Uhr im Pfarrsaal St. Martin in Wertingen (Pfarrgasse) statt. Der Eintritt ist frei, die Hospizgrup­pe freut sich über eine Spende.

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Symbolfoto: Norbert Försterlin­g, dpa Was ist am Ende des Lebens wichtig? Auf Einladung der Hospizgrup­pe spricht Prof. Werner Schneider über die Zukunft des Sterbens.

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