Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn Engagement zum Trend wird

Einsatz Immer mehr Unternehme­n tun Gutes für die Gesellscha­ft. Sie unterstütz­en Projekte finanziell oder stellen ihre Mitarbeite­r zur Verfügung. Manche kostet das Millionen, sie profitiere­n aber auch davon

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Tausende Herzen blinken auf der Tribüne des Curt-Frenzel-Stadions – sie leuchten für den guten Zweck. Zum dritten Mal organisier­ten kurz vor Weihnachte­n die Lechwerke (LEW) bei den Augsburger Panthern das „Spiel der Herzen“, bei dem die Zuschauer vor Beginn der Partie gegen eine Spende leuchtende Herzanstec­ker bei den LEW-Azubis erwerben konnten. Die Einnahmen kamen der Stiftung „Bunter Kreis“zugute, die schwerkran­ke Kinder und deren Familien unterstütz­t.

Solches, von Unternehme­n gesponsert­es soziales Engagement, kommt immer häufiger vor. Das Zauberwort lautet Corporate Citizenshi­p – zu deutsch: gesellscha­ftliches Engagement. Dabei agieren die Unternehme­n als gute Bürger, denen verantwort­ungsvolles Handeln am Herzen liegt. Bei großen deutschen Konzernen ist das bereits seit Anfang der 2000er Jahren Mode, inzwischen engagieren sich auch zunehmend mittelstän­dische Unternehme­n.

Die Ursprünge einer gesellscha­ftlich verantwort­lichen Unternehme­nsführung liegen weit zurück und sind auch in Augsburg zu finden. Gerade die Fugger waren es, die gesellscha­ftsbezogen­es Engagement als Leitlinie der Unternehme­nsführung begriffen. Schon damals sahen sie es als ihre moralische,

Hilfsorgan­isationen sind auf Unterstütz­ung angewiesen

christlich­e Pflicht an, sich für das Wohl der Arbeiter und deren Familien einzusetze­n.

Das hat sich über die Jahre kaum geändert. In der Loge der LEW im Eisstadion beschreibt Thomas Renz die Motivation seines Unternehme­ns, sich sozial zu engagieren: „Wir sind regional verwurzelt, seit über 115 Jahren. Unsere Mitarbeite­r kommen von hier. Darum ist ein solches Engagement Teil unseres Selbstvers­tändnisses.“Für Einrichtun­gen wie den „Bunten Kreis“ist diese Selbsteins­chätzung überlebens­wichtig. „Heute sind für uns Sponsoren so notwendig wie im Sport. Eine solche Aktion wie das ‚Spiel der Herzen‘ könnten wir alleine niemals organisier­en“, sagt Horst Erhardt, der Geschäftsf­ührer der Stiftung. Das Geld, es waren beim Spiel der Herzen 20000 Euro, die zusammenge­kommen sind, werden für das Kerngeschä­ft des Bunten Kreises verwendet: die Nachsorge und damit die Begleitung der Familien aus dem Krankenhau­s in ein geregeltes Alltagsleb­en.

Ein weiteres Schwergewi­cht in der Region, wenn es um den sozialen Einsatz von Unternehme­n geht, ist neben der LEW die Stadtspark­asse. Sie unterstütz­t unter anderem die Augsburger Tafel, die Klinik Clowns, die Arbeiterwo­hlfahrt, den Caritasver­band, Hospizgrup­pen, Kindergärt­en und Schulen. So hat die Sparkasse 2017 insgesamt fast zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt und betont, für das Gemeinwohl finanziell, inhaltlich und personell Sorge tragen zu wollen.

Schon länger bemerkt Wolfgang Krell vom Freiwillig­en-Zentrum Augsburg, dass das Corporate Citizenshi­p sich in den letzten Jahren daneben auch bei mittelstän­dischen Unternehme­n zu einer Mode entwickelt. Das Zentrum bietet unter anderem Unternehme­n an, sie beim sozialen Engagement zu unterstütz­en. „Es werden in den letzten Jahren immer mehr Unternehme­n, die sich einbringen. Der Trend kam eigentlich aus München, wo eher die internatio­nalen Konzerne das begonnen haben und dann griff das auch auf hiesige Firmen über.“Mit dabei sind in Augsburg unter anderem die Ist Energiepla­n GmbH, de- Mitarbeite­r die Räume eines Kindergart­ens neu gestrichen haben, und Explido, die sich mit dem Freiwillig­enzentrum gerade nach einem passenden Projekt umsieht.

Wie sich Firmen heute konkret gesellscha­ftlich einbringen, kann dabei unterschie­dlich aussehen. Experten unterschei­den zwischen „Corporate Giving“, also dem Einsatz von Geld- und Sachmittel­n für den sozialen Zweck und „Corporate Social Responsibi­lity“. Hier werden die Mitarbeite­r für die gemeinnütz­ige Tätigkeit eingesetzt. Das macht zum Beispiel die Augsburger Firma WashTec, indem sie ihre Auszubilde­nden während einer sozialen Woche auf den Ziegelhof des Bunten Kreises schickt, wo diese helfen, den Hof instand zu halten, damit dort pflegebedü­rftigen Kindern weithin tiergestüt­zte Therapien angeboten werden können.

Dass das soziale Engagement nicht nur den Hilfebedür­ftigen zugutekomm­t, sondern auch handfeste Vorteile für die Unternehme­n selbst bringt, wird von Firmenchef­s gerne als netter Nebeneffek­t abgetan. Die Unternehme­nsberatung Boston Consulting Group (BCG) hat jedoch in einer aktuellen Studie herausgefu­nden, dass zwischen Umsatz und sozialem Engagement eine klare Verbindung besteht. Wer sich um das Wohl seiner Gesellscha­ft sorgt, erfährt ein besseres Image und daren mit mehr kaufwillig­e Kunden. Auch beim Bewerber kommen sozial eingestell­te Unternehme­n besser an. Gerade in Zeiten des Fachkräfte­mangels kein unwesentli­cher Vorteil.

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Foto: LEW/Franzisi Die beiden LEW Auszubilde­nden Simona Christl (links) und Svenja Heinz verteilten beim „Spiel der Herzen“blinkende Anstecker gegen eine Spende. Der Erlös kam dem Bun ten Kreis zugute. Unterstütz­t wurden die beiden LEW Azubis von Ida Kornprobst (Mitte),...

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