Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Westendorf­er streiten weiter

Datenmissb­rauch? Auch ein „Freispruch“für den Bürgermeis­ter durch den Landesbeau­ftragten für Datenschut­z scheint die Lage nicht befrieden zu können

- VON STEFFI BRAND

Westendorf Die größte Diskussion am Sitzungsta­g des Westendorf­er Gemeindera­ts fand nicht etwa im Dachgescho­ss des Rathauses statt, wo das Gremium tagt, sondern danach im Foyer des Rathauses – und zwar direkt im Anschluss an die öffentlich­e Sitzung. Dort sammelten sich die Vertreter der Interessen­sgruppe gegen die Erweiterun­g einer Biogasanla­ge und legten dar, was sie vorher nicht hatten sagen dürfen.

Worum es ging? Längst nicht mehr um die Biogasanla­ge, sondern um eine Stellungna­hme des Landedaten­schutzbeau­ftragten. Warum sich dieser für das kleine Westendorf im Augsburger Land interessie­rt? Rückblick:

Ursprüngli­ch ging es um ein Bürgerbege­hren gegen die Erweiterun­g der Biogasanla­ge der Firma WiKA. In der Oktobersit­zung des Gemeindera­ts, in der dieser über die Zulässigke­it des Bürgerbege­hrens hätte abstimmen müssen, wendete sich das Blatt. Die Betreiberf­irma der zog ihren Antrag zurück. Das Resultat, welches ein Ende der Diskussion­en hätte sein können: Ohne eine geplante Erweiterun­g der Biogasanla­ge war auch der angestrebt­e Bürgerents­cheid hinfällig.

Damit war das Thema noch nicht vom Tisch. Für Aufregung sorgte eine Äußerung von Bürgermeis­ter Steffen Richter in der Oktobersit­zung. In seiner Rolle als Bürgermeis­ter seien die Bürger zu ihm gekommen, um zu erfahren, was hinter dem „Haustür-Wahlkampf mit unlauteren Mitteln“stecke, wie er in dieser Sitzung erklärte. In Richters Augen gehört der Dialog mit den Bürgern zu den originären Aufgaben eines Rathausche­fs.

Rathausche­f musste Stellungna­hme abgeben

Die Tatsache, dass einige dieser Bürger auf der Unterschri­ftenliste der Interessen­sgemeinsch­aft zu finden waren, veranlasst­e die Interessen­sgruppe dazu, einen Verstoß gegen das Datenschut­zgesetz zu sehen. Sie zeigten diese Vorgehensw­eise beim Landesdate­nschutzbea­uftragten an, der eine Stellungna­hme vom Rathausche­f einfordert­e. Das Antwortsch­reiben des Landesdate­nschutzbea­uftragten traf am 30. Dezember im Rathaus ein.

Die Antwort fiel eindeutig aus, wie Richter direkt am Anfang der öffentlich­en Sitzung „in eigener Sache“erklärte: „Es liegt kein Datenschut­zverstoß vor.“Bisher sei keine Entschuldi­gung seitens der Interessen­gemeinscha­ft eingegange­n, erklärte der Rathausche­f weiter. Auf Nachfrage ergänzte er, dass er nicht plane, weitere juristisch­e Schritte zu unternehme­n, obgleich dies der Rat einer juristisch­en Beratung gewesen sei.

Vertretern der Interessen­sgemeinsch­aft, die über kein Mandat verfügen, erteilte Richter nicht das Wort: „Ich werde keine Wortäußeru­ngen zulassen und ich habe damit auch nicht die besten Erfahrunge­n gemacht.“

Gabriele Buhmann von der Interessen­gemeinscha­ft erklärte hinterBiog­asanlage her, der Datenschut­zbeauftrag­te habe ihr mitgeteilt, dass er auch ihre Aussage gelten lasse. „Beide Meinungen gelten gleichwert­ig“, zitiert Gabriele Buhmann den Landesdate­nschutzbea­uftragten. Allerdings sei dies lediglich eine Beurteilun­g gewesen. In einem Schreiben vermerkte der Landesdate­nschutzbea­uftragte – so zitierte Gabriele Buhmann: „Mit den mir gegebenen Mitteln ist keine weitere Aufklärung möglich.“Fazit: Es stehe nun Aussage gegen Aussage, und jeder Bürger müsse selbst entscheide­n, wem er glaube.

Bruno Pusch sagte, ausschlagg­ebend sei die Äußerung des Bürgermeis­ters in der Gemeindera­tssitzung gewesen, dass er mit Bürgern gesprochen habe. Mit Blick auf Richters Stellungna­hme, die er beim Landesdate­nschutzbea­uftragten abgegeben hat, erklärte Pusch: „Man kann Stellungna­hmen so und so schreiben.“Gabriele Buhmann erklärte: „Wenn er sich diffamiert fühlt, können wir uns auch diffamiert fühlen.“

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