Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ist der Landkreis bald frei von Glyphosat?
Antrag Die SPD-Kreistagsfraktion drängt auf einen Verzicht. Warum Landwirte skeptisch sind
Landkreis Augsburg In den meisten Baumärkten sucht man vergeblich nach Unkrautvernichtungsmitteln, die Glyphosat enthalten – sie sind weitestgehend aus dem Sortiment verbannt worden. In vielen Garagen und Geräteschuppen im Landkreis Augsburg sieht das aber womöglich ganz anders aus: Das viel diskutierte Mittel ist noch immer weit verbreitet.
Das soll sich der SPD-Kreistagsfraktion zufolge bald ändern: Sie haben einen Antrag an Landrat Martin Sailer gestellt, um einen generellen Verzicht von Glyphosat im Landkreis Augsburg voranzutreiben. Momentan gibt es Ausnahmen für den land- und forstwirtschaftlichen sowie gärtnerischen Bereich. Das aber reicht den Politikern offenbar nicht. Sie wollen, dass sowohl Privatpersonen als auch Landwirte gänzlich auf den Wirkstoff verzichten. Ihre Forderungen stützt die Fraktion auf ein Gutachten der Weltgesundheitsorganisation, das Glyphosat als krebserregend einstuft.
Der geforderte Verzicht soll sich auch auf die Bereiche beziehen, in denen Glyphosat noch verwendet werden darf. SPD-Kreisrat Roland Mair erklärt: „Direkten Einfluss haben wir natürlich nur auf die Flächen, die dem Landkreis gehören, aber wir wollen mit unserem Antrag alle Bürgerinnen und Bürger dazu bewegen, auf Glyphosat zu verzichten.“Der Landtagsabgeordnete Harald Güller ergänzt: „Wir könnten als Landkreis Augsburg zumindest ein Zeichen setzen, dass es auch ohne geht und wir ein Verbot des Mittels in ganz Europa wollen.“Einige Kommunen in der Region verbieten das Gift auf Flächen, die sie verpachten. Der Wirkstoff allerdings wurde gerade erst auf EUEbene um weitere fünf Jahre verlängert – auch mit Zustimmung der Bundesregierung.
Glyphosat ist zum Streitpunkt geworden: Für die einen steht es für das Ende der Artenvielfalt und für Gesundheitsschäden; für die anderen ist es eine bewährte und unbedenkliche Chemikalie. Letzteres sagt auch Martin Mayr. Der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes findet es nicht richtig, dass Landwirte für den Einsatz des zugelassenen Mittels kritisiert werden: „Wir müssen uns auf die Aussagen der Behörden verlassen können. Beim Arzt muss ich mich ja auch darauf verlassen, was der Doktor sagt und was im Beipackzettel steht.“
Mayr und seine Kollegen würden strikt nach Vorschrift vorgehen und Glyphosat nur dann verwenden, wenn es nötig wird – etwa nach der Ernte, da Unkraut sonst maschinell vernichtet werden müsste. Einen Verzicht auf nicht-landwirtschaftlichen Flächen könne er unterschreiben. „Es auf landwirtschaftlichen Flächen nicht zu verwenden, ist aber nicht zielführend“, sagt Mayr.
Albert Höcherl, Leiter des Fachzentrums Pflanzenbau am Amt für Landwirtschaft Augsburg, hält das Pflanzenschutzmittel für einen „harmlosen Wirkstoff im Vergleich zu anderen“. Im Haus- und Kleingartenbereich brauche man Glyphosat gar nicht. „Aber die Verführung ist natürlich groß, es auf Pflasterfugen in der Garageneinfahrt anzuwenden“, erklärt der Experte mit Blick auf Mittel, die als „Roundup“verkauft werden. Die Rechtslage für den privaten Gebrauch ist übrigens klar: Wer glyphosathaltige Mittel kaufen möchte, muss sachkundig beraten werden. In Internetshops scheint das aber oft niemanden zu interessieren. Falsch angewendet, bei Regen oder auf versiegelten Flächen, kann der Stoff ins Wasser gelangen und dort Organismen schädigen. »Kommentar