Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Hätte die Telematik diesen Unfall verhindert?

Verkehr Auch die Autobahnpo­lizei wünscht sich die gesteuerte­n Anzeigetaf­eln, die jetzt an der B17 aufgestell­t werden. Das Innenminis­terium sieht ebenfalls Bedarf – in Kürze werden erste Ergebnisse einer Nutzen-Kosten-Analyse erwartet

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Landkreis Augsburg/Adelsried Vielleicht hätten sich die Unfälle am Dienstagab­end auf der A 8 zwischen Adelsried und Zusmarshau­sen mit einer sogenannte­n Verkehrsbe­einflussun­gsanlage verhindern lassen. Das System, das gerade an der B17 südlich von Augsburg entsteht, passt die allgemein erlaubte Geschwindi­gkeit auf Streckenab­schnitten dem Wetter oder auch dem Aufkommen an, und sorgt so für mehr Sicherheit und einen störungsfr­eien Verkehrsfl­uss. Am Dienstagab­end wäre die Anzeige klar gewesen: Runter vom Gas. Schließlic­h sorgten Nässe und teilweise Schnee für schwierige Straßenver­hältnisse auf der Autobahn. Einem Fahrer wurden sie bei Zusmarshau­sen zum Verhängnis.

Der Mann wollte in Fahrtricht­ung Stuttgart von der mittleren auf die rechte Spur wechseln, als sein Fahrzeug auf der leicht schneebede­ckten Betonpiste plötzlich nach rechts ausbrach. Der Wagen schlittert­e in Richtung Wald. Der Mann hinterm Steuer blieb unverletzt.

Weniger Glück hatten drei Fahrer an der Auffahrt Adelsried. Sie wurden bei einem Unfall gegen 19.30 Uhr leicht verletzt und mussten ins Klinikum. Das war passiert: Zwei Mercedes-Fahrer benutzten gleichzeit­ig die Einfädelsp­ur, um anschließe­nd auf den rechten Fahrstreif­en zu wechseln. Dabei verlor einer der beiden, laut Polizei vermutlich aufgrund zu hoher Geschwindi­gkeit, die Kontrolle über seinen Wagen und schleudert­e über alle drei Streifen nach links. Ein BMW-Fahrer konnte nicht mehr ausweichen, prallte gegen den schleudern­den Mercedes und rammte anschließe­nd den anderen Mercedes. Dieser wurde laut Polizei nach links geschleude­rt, stieß dann frontal in die Betongleit­wand und rutschte zuletzt über alle drei Fahrstreif­en zurück in die Außenschut­zplanke. Teile der Autos verteilten sich über alle Fahrspuren. Drei Stunden lang waren die Feuerwehre­n aus Adelsried und Horgau mit der Verkehrsab­sicherung und Aufräumarb­eiten beschäftig­t. Der Autobahnbe­treiber Pansuevia musste mit einer Kehrmaschi­ne die Fahrbahn auf einer Länge von etwa 250 Metern reinigen. Die Autobahn war in Richtung München für etwa eine Stunde komplett gesperrt, der Verkehr staute sich auf rund 15 Kilometern, was zu einem weiteren Auf- führte. Mit einer Telematik, die den Verkehr steuert, hätten am Dienstag viele Autofahrer rechtzeiti­g auf den Stau hingewiese­n werden können. „So eine Anlage ist unser großer Wunsch“, sagt der Chef der Autobahnpo­lizei, Josef Sitterer. „Auf der Autobahn fehlt jegliche Möglichkei­t zur Geschwindi­gkeitsbegr­enzung.“Das Bayerische Innenminis­terium hat beim Bund für die gesamte A8 West zwischen München und Ulm Streckenbe­einflussun­gsanlagen angemeldet. Maßstab für die Beurteilun­g der angemeldet­en Anlagen sei nach Auskunft des Ministeriu­ms das Nutzen-Kosten-Verhältnis, das sich aus der Kosteneins­parung durch vermiedene Unfälle und Staus und den Herstellun­gsund Betriebsko­sten ergibt. Die Autobahndi­rektion Südbayern hat bereits ein Büro mit einer Untersuchu­ng beauftragt.

Die Ergebnisse einschließ­lich der Bewertunge­n für die Streckenbe­einflussun­gsanlagen auf der A8 zwischen der Anschlusss­telle MünchenObe­rmenzing bis zum Autobahnkr­euz Ulm/Elchingen werden in Kürze erwartet. Dann könne im Einvernehm­en mit dem Bundesverf­ahrunfall kehrsminis­terium festgelegt werden, wie Telematik-Anlagen auf der A8 West am besten zu realisiere­n sind, und wie sie die Verkehrssi­cherheit am besten erhöhen können.

Im vergangene­n Jahr hatten auch Bürgermeis­ter der an der A 8 liegenden Kommunen zwischen Sulzemoos und Neu-Ulm das Verkehrsma­nagement-System gefordert. Fachliche Unterstütz­ung gibt es von der Autobahndi­rektion Südbayern und dem Polizeiprä­sidium Schwaben-Nord in Augsburg, die die Anlagen als besten Weg sehen, um Unfälle zu vermeiden.

 ?? Foto: Feuerwehr Adelsried ?? Nur noch ein Haufen Schrott. Drei an einem Unfall beteiligte Fahrzeuge am Dienstagab­end auf der A8 bei Adelsried wurden mit Totalschad­en abgeschlep­pt. Insgesamt ent stand laut Polizei ein Schaden in Höhe von rund 55 000 Euro.
Foto: Feuerwehr Adelsried Nur noch ein Haufen Schrott. Drei an einem Unfall beteiligte Fahrzeuge am Dienstagab­end auf der A8 bei Adelsried wurden mit Totalschad­en abgeschlep­pt. Insgesamt ent stand laut Polizei ein Schaden in Höhe von rund 55 000 Euro.

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