Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Etwas aufgezwungen, das ich nicht brauche“
Tarifreform Was sagen AVV-Kunden aus dem Augsburger Umland zu den Neuerungen im öffentlichen Nahverkehr? Die Reaktionen fallen bei unserer Umfrage sehr unterschiedlich aus
Stadtbergen/Gessertshausen Die neuen AVV-Tarife und Zonen gelten nun seit knapp drei Wochen und werden kontrovers diskutiert. Doch wie ist die Stimmung an den Haltestellen, an denen die Pendler aus dem Umland zusteigen? Gerade für sie sollen die neuen Tarife ja günstiger sein. Wir haben uns mal bei den AVV-Kunden umgehört, die die Änderungen täglich betreffen. Dafür waren wir am Bahnhof Gessertshausen, wo Züge aus Augsburg und München halten und Busse weiter nach Thannhausen, Diedorf, Fischach und Schwabmünchen fahren. Außerdem waren wir an der Haltestelle „Augsburg West P+R“in Stadtbergen. Das ist die Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 2 Richtung Königsplatz und weiter nach Haunstetten. Zudem fährt ein Bus Richtung Stadtbergen und Pfersee.
● Rita Heinze aus Zusmarshausen findet, dass die Preise spürbar erhöht wurden, die Leistung aber gleich geblieben ist. „Mir persönlich tut das aber nicht weh und ich verstehe, dass der AVV seine Kosten decken muss“, sagt sie. Schließlich führen gerade auf dem Land viele Busse nur halb voll. Sie hat nicht vor etwas an ihrer Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu ändern.
● Christa Weiß aus Gessertshausen sieht die neuen Veränderungen positiv. Sie zahlt für ihre Strecke jetzt einen Euro weniger pro Monat. „Das will ich nun ausnützen und noch mehr mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren“, erklärt sie. Nur die Informationen über Stör- und Ausfälle könnten noch schneller veröffentlicht werden, findet sie.
● Werner Oberhofer aus Biburg findet die Preise hingegen sehr hoch. Er braucht seit der Umstellung eine Zone mehr und kommt so auf über fünf Euro Fahrtkosten am Tag. „Der AVV hat vor allem etwas für die Abos getan“, meint er. Ihm per- sönlich helfe das nichts, da er nur im Winter die öffentlichen Verkehrsmittel nutze und im Sommer Fahrrad fahre. Darauf will er wieder umsteigen, sobald es das Wetter zulässt. ● Christine Schwarzer aus Diedorf hat keine Änderung für sich bemerkt. Sie hat das Umweltabo schon sehr lange und hier habe sich weder im Preis noch in der Zonenauswahl viel getan. „Ob die Reform des AVV wirklich notwendig war, weiß ich nicht“, sagt sie. Ihrer Meinung nach sollte die AVV lieber mehr Energie in den Ausbau von Haltestellenhäuschen stecken. ● Maria Rotter aus Gessertshausen hingegen ist verärgert, dass sie jetzt mehr zahlen muss. Dafür bekäme sie theoretisch zwar mehr Leistung, die brauche sie aber gar nicht. Sie versteht die Reform nicht und hält die erhöhten Preise gerade für Geringverdiener für problematisch. „Mir wird da etwas aufgezwungen, das ich gar nicht brauche“, klagt sie. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln will sie aber weiterhin fahren – der Umwelt zuliebe.
● Stuart Lawton aus Diedorf ist von den neuen Tarifen vor allem verwirrt. Er fährt erst seit Kurzem mit dem AVV und hat sich wegen mangender Beratung das falsche Monatsticket gekauft. „Zu einer Beratungsstelle kann ich nur schwer gehen, weil ich von 9 bis 17 Uhr arbeite“, erklärt er sein Problem. Als ihn der Busfahrer auf seinen Fehlkauf aufmerksam machte, blieb ihm daher zunächst nichts anderes übrig, als eine weitere Fahrkarte zu lösen. ● Dietmar Ott aus Stadtbergen sieht die Änderungen der AVV-Tarife dagegen positiv. Er zahlt für sein Umweltabo jetzt weniger für die gleiche Leistung. Außerdem findet er, dass eine Reform der Tarifzonen dringend notwendig war. „Vorher hätte es Fälle gegeben, in denen ein Abstand von 300 Metern gleich eine ganze Zone Unterschied ausgemacht hat“, kritisiert er. Die öffentlichen Verkehrsmittel will er auch weiterhin wie gewohnt nutzen.
● Johanna Brey aus Augsburg kann keine Veränderungen erkennen. Weder die Tarifzonen noch die Preise haben sich für sie geändert. Der Tarifreform steht sie aber dennoch positiv gegenüber. „Vielleicht gibt es dadurch bald nicht mehr so viele Schwarzfahrer“, hofft sie. Ansonsten könne der AVV morgens, wenn viele Schüler mitfahren, mehr Wagen einsetzen, schlägt sie als mögliche Verbesserung vor.