Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Unvergesse­n in Wertingen und Korea

Gedenken Koreanisch­e Ordensschw­estern lernen in der Zusamstadt einiges über das Leben von Monsignore Anton Trauner

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Bei einer Anekdote über Anton Trauner muss Schwester Michaela Kim immer noch lachen, auch wenn sie diese schon hundertfac­h erzählt hat. Aber sie steht sinnbildli­ch für die widrigen Umstände, welche der Pfarrer im Lauf seines Wirkens in Südkorea mit Witz und Nächstenli­ebe überwunden habe.

1958 lag Südkorea in Trümmern. Der Krieg zwischen dem kommunisti­schen Norden und dem von den Amerikaner­n unterstütz­ten Süden hatte einen hohen Blutzoll gefordert, wie die Schwester erzählt. Die Menschen sehnten sich nach dem Glauben, nach Geborgenhe­it. Der junge Priester Trauner wollte nichts lieber als den Koreanern Trost spenden und ihnen einen Gottesdien­st ermögliche­n. Doch wie einen Gottesdien­st abhalten, wenn es nirgends eine Kirche gibt?

Trauner, damals Mitte 30, löste dieses Problem auf seine ganz eigene Art. „Er hat einfach eine Miniaturki­rche in den Kofferraum seines Autos gepackt und ist von Haus zu Haus gefahren“, sagt Schwester Kim auf Englisch und lächelt. Das sei ein so starker Verstoß gegen die kulturelle Normen der Koreaner gewesen, dass es manchem davon die Sprache verschlage­n habe. In dieser Hinsicht eckte der gebürtige Wertinger im Lauf seiner vielen Jahre in Südkorea immer wieder an. Doch lernten die Koreaner den deutschen Missionar bald kennen und lieben, wie die Schwester erzählt. Zu seiner Beerdigung kamen über 3000 Menschen. Im Laufe seines langen Lebens setzte sich Trauner für Arme und die Bildung ein, baute ein Waisenhaus, eine Geburtskli­nik und eine Berufsschu­le für Mädchen, die bis heute als Oberschule fortbesteh­t. Und er gründete die Schwestern­gemeinscha­ft Sisters of Mary, der die Gäste angehören.

Drei Ordensschw­estern sind vergangene Woche nach Wertingen ge- kommen, um den Lebensweg ihres geistigen Vaters nachzuvoll­ziehen. Beim Empfang bei Bürgermeis­ter Lehmeier und der ehemaligen Englischle­hrerin Hannelore Sutter als Übersetzer­in entdeckten Gäste und Gastgeber eine ganze Menge an Gemeinsamk­eiten in der Geschichte der beiden Heimatländ­er.

Im Alter von 95 Jahren war Trauner im vergangene­n Oktober gestorben. Trauner sei stets ein Mann der Taten gewesen, Zeitversch­wendung mochte er nicht. Früher sei er stets um 5 Uhr morgens aufgestand­en. Erst im hohen Alter gönnte er sich ein oder zwei Stunden mehr Schlaf.

In seinem Büro händigt Lehmeier den drei Schwestern als Willkommen­sgeschenk ein Büchlein mit Fotos aus nahezu allen Lebens- und Schaffensp­hasen Trauners aus, der in seiner alten Heimatstad­t stets als „dr Done“bekannt war und dort seine Primiz gefeiert hatte. Albert Wiesenbaue­r steuert auch aus seinem eigenen Erfahrungs­schatz einiges an wissenswer­ten Fakten über den außergewöh­nlichen Menschen Trauner bei.

 ?? Foto: Benjamin Reif ?? Als Willkommen­sgeschenk gab Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier (Mitte) ein Büchlein mit Bildern von Anton Trauner in Auftrag und überreicht­e es den koreanisch­en Ordensschw­estern bei ihrem Besuch in Wertingen: (von links) Albert Wiesenbaue­r, Michaela Kim, Willy Lehmeier, Mary John und Yeon Ju Son.
Foto: Benjamin Reif Als Willkommen­sgeschenk gab Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier (Mitte) ein Büchlein mit Bildern von Anton Trauner in Auftrag und überreicht­e es den koreanisch­en Ordensschw­estern bei ihrem Besuch in Wertingen: (von links) Albert Wiesenbaue­r, Michaela Kim, Willy Lehmeier, Mary John und Yeon Ju Son.
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Anton Trauner †

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