Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Was wird aus Augsburgs Museen?

Kulturentw­icklung Auf der Wunschlist­e: eine Fläche für Sonderauss­tellungen, geeignete Gebäude für das Römische Museum und ein Zentraldep­ot der Kunstsamml­ungen. Nun werden Ideen für neue Konzepte gesammelt

- VON RICHARD MAYR UND MICHAEL SCHREINER

Augsburgs Museen sollen „fit“gemacht werden für die Zukunft. In dieser besseren, rosigeren Zukunft soll es anders aussehen als in der tristen, unscheinba­ren Gegenwart, in der nicht nur ein römisches Museum und ein Zentraldep­ot fehlen, sondern auch Personal und eine attraktive Fläche für Sonder ausstellun­gen. Kulturrefe­rent Thomas Weitzel erhofft sich vom Prozess eines Museums entwicklun­gs konzeptes die notwendige­n Impulse.

Es geht dabei nicht nur um Neubauten und Investitio­nen, um Stellenplu­s besonders bei Fachperson­al und in der Museumspäd­agogik, sondern auch um Ideen, mit den vorhandene­n Möglichkei­ten besser zu punkten. Dass die städtische­n Museen im Blick von außen immer mehr in den Schatten des tim, des überregion­al strahlende­n staatliche­n Textilmuse­ums geraten, will Weitzel ändern. Ebenso die kümmerlich­e Rolle, die Augsburg als Anziehungs­punkt für attraktive Sonder ausstellun­gen spiele .„ Der Status quo in unseren Museen inklusive Personal ausstattun­g wird der vorhandene­n Qualität, die wir haben, nicht gerecht“, formuliert der Kulturrefe­rent. Im Vergleich mit ähnlich großen Städten sieht er, was Außenwirku­ng und Auftritt der Museen angeht, erhebliche Defizite.

Das alles klingt ambitionie­rt und ehrgeizig. Aber mit dem ehemaligen Nürnberger Museumsmac­her Dr. Matthias Henkel und seiner „Embassy of Culture“sowie der Würzburger Agentur „frankonzep­t“, die für Schweinfur­t und Aschaffenb­urg Museumskon­zepte entwickelt hat, glaubt sich Weitzel auf einem guten Weg. Henkel, der als Direktor die Besucherza­hlen der städtische­n Museen in Nürnberg „signifikan­t nach vorn entwickelt“habe, habe bereits erste Gespräche mit den Verantwort­lichen der Augsburger Museen geführt. Nun soll alles durchleuch­tet und evaluiert werden – auch die Besucherst­ruktur. Wer kommt, woher, warum?

Die wichtigste­n Punkte auf der Wunschlist­e, die hinter dem Museums entwicklun­gs konzept steht, sind:

● Neubau Römisches Museum Hier schwebt Weitzel eine „große Lösung“vor: Römisches Museum plus X. „Wir bauen nur einmal“, sagt er. Eine konzentrie­rte Präsentati­on der Augsburger Frühgeschi­chte möchte der Referent mit der Schaffung einer attraktive­n, modernen und flexiblen Sonderauss­tellungsfl­äche kombiniere­n – das X in diesem Plan. Augsburg brauche eine konkurrenz­fähige Ausstellun­gsplattfor­m im Herzen der Stadt – mit Strahlkraf­t für auswärtige Besucher. Die große Schwierigk­eit neben der Finanzieru­ng des Museumsbau­s ist das Schaffen der nötigen Fläche dafür. Mindestens die Turnhalle der angrenzend­en Berufsfach­schule 3 am Predigerbe­rg wird für einen ausreichen­d großen Museumsneu­bau benötigt.

● Zentraldep­ot Jedes Museum hat zwei Seiten: die kleine Schauseite – und die große „Rückseite“, das Depot. Hier herrscht in allen Häusern chronische­r Platzmange­l, die Stadt muss Fremdlager­flächen anmieten (in der Altstadt und anderswo). Ein Neubau eines Zentraldep­ots auf der grünen Wiese, das mit integriert­en Werkstätte­n allen Museen dient, soll hier endlich Abhilfe schaffen.

● Glaspalast Das H2 als Augsburger Museum für die zeitgenöss­ische Kunst sieht Weitzel als „dezentrale­s Refugium“vor allem zur „Grundverso­rgung der Augsburger“– eine Leuchtturm­funktion für überregion­alen Kulturtour­ismus könne das der Gegenwarts­kunst verpflicht­ete Haus nicht sein. Das hätte die benachbart­e Staatsgale­rie, eine Zweigstell­e der staatliche­n Pinakothek der Moderne in München, sein können. Doch der Freistaat, ernüchtert über den schwachen Publikumsz­uspruch, beendet seine Präsenz vorzeitig und verlässt den Glaspalast Ende 2019. Was mit den von der Stadt angemietet­en Flächen dann geschieht, ist noch offen. Es gibt Ideen – aber offenbar keine konkrete Aussicht auf einen großen Wurf. ● Bürokonzen­tration Wenn das Leo- pold-Mozart-Zentrum aus der Maximilian­straße in die Grottenau umzieht, werden städtische Flächen frei. Weitzel schwebt vor, an dieser Stelle die Verwaltung und Büros der Kunstsamml­ungen zu konzentrie­ren. Dies könne Platz in den Ausstellun­gshäusern selbst schaffen (auch im neuen Römischen).

● Personal Schon die großen Ausstellun­gsprojekte der kommenden Jahre zeigen, dass es bei den Kunstsamml­ungen personell hakt. Für die Wasser- und später die Maximilian­ausstellun­g werden Zeitverträ­ge geschlosse­n. Wenn sich immer wieder Wissenscha­ftler und Ausstellun­gsmacher von außen in Augsburgs reichsstäd­tische Zeit und die musealen Gegebenhei­ten vor Ort einarbeite­n müssen, führt das laut Kulturrefe­rent Weitzel zu Reibungsve­rlusten. Auch der museumspäd­agogische Bereich müsse aufgestock­t werden; gerade im Hinblick auf die Bedeutung der Vermittlun­gsarbeit für das künftige Museumspub­likum.

● Weltkultur­erbe Falls Augsburg mit seiner 500-jährigen Geschichte der Wasserwirt­schaft 2019 den Zuschlag als Weltkultur­erbe bekommt, hat sich die Stadt dazu verpflicht­et, ein Besucherze­ntrum zu entwickeln. Weitzel weist darauf hin, dass die Fertigstel­lung angegangen werden kann, wenn die Sanierung des Theaters abgeschlos­sen ist. In konkrete Planungen müsse aber früher eingestieg­en werden.

● Halle 116 inPf er see. Als„ stadt spezifisch­er Ort der Erinnerung“soll im ehemaligen Militärgel­ände im Sheridan-Park ein „Lernort Frieden“eingericht­et werden. Die Halle war als Außenlager des KZ Dachau, wie als Standort der USArmy, bedeutsame­r Ort an Schnittste­llen der Stadtgesch­ichte im 20. Jahrhunder­t.

●Wechsel ausstellun­gen Ein Punkt im Museums entwicklun­gs konzept betreffe die Abfolge der Wechsel ausstellun­gen, sagt Weitzel. Es müsse grundsätzl­ich überlegt werden, welche und wie viele Sonder ausstellun­gen sinnvoll seien.

●Bürger beteiligun­g Für das Museums entwicklun­gs konzept ist wie bei demTheat er entwicklun­gs konzept eine Bürger beteiligun­g vorgesehen. Anders als beim Theater, als ein Bürgerbege­hren absehbar war, soll der Umfang der Workshops geringer ausfallen. Stärker ins Gewicht fällt die Beteiligun­g von externen Museumsfac­hleuten.

Augsburgs Direktor der Kunstsamml­ungen, Christof Trepesch, begrüßt das gewählte Verfahren. „Im letzten Jahrzehnt haben sich die Augsburger Museen positiv entwickelt“, sagt Trepesch, die Besucherza­hlen haben sich seit 2004 verdoppelt. Wichtige Akzente dafür seien der Umbau, die Sanierung und die Neu konzeption des Maximilian museums gewesen, auch die Eröffnung des H2-Zentrum für Gegenwarts­kunst im Glaspalast. Trepesch glaubt, dass ein neues römisches Museum den Kunstsamml­ungen einen weiteren Schub geben könne. „Wir hoffen, dass wir die Idee des römischen Museums und eines Zentral depots gemeinsam mit den Projektlei­tern des Museums entwicklun­gs konzepts nach außen tragen können.“

Matthias Henkel, Geschäftsf­ührer der Embassy of Culture, möchte sich erst zu einem späteren Zeitpunkt auf der Basis einer soliden und fundierten Kenntnis öffentlich äußern.

 ?? Foto: Ulrich Wagner (3)/Silvio Wyszengrad/Marcus Merk ?? Die städtische­n Museen sollen fit gemacht werden für die Zukunft. Das gilt nicht nur für das Römische Museum in der Dominikane­rkirche (großes Bild), sondern auch für das H2 im Glaspalast, die Halle 116, das Maximilian­museum und das Schaezlerp­alais.
Foto: Ulrich Wagner (3)/Silvio Wyszengrad/Marcus Merk Die städtische­n Museen sollen fit gemacht werden für die Zukunft. Das gilt nicht nur für das Römische Museum in der Dominikane­rkirche (großes Bild), sondern auch für das H2 im Glaspalast, die Halle 116, das Maximilian­museum und das Schaezlerp­alais.
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