Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Nicht mehr nur Zuschauer

Bundesliga FCA-Profi Raphael Framberger haben wiederholt Verletzung­en zurückgewo­rfen. Nun nimmt die Karriere Fahrt auf. Auch mit den Begleiters­cheinungen kommt er besser zurecht

- VON JOHANNES GRAF

Mit der Zeit hat Raphael Framberger gelernt, wie er sich vor Kameras und Mikrofonen gut präsentier­en kann. Ein Stück weit hat er dafür seine Schüchtern­heit abgelegt. Intervieww­ünsche wehrt er kaum noch ab, er spricht insgesamt offener. Und er hat auch etwas zu sagen, statt mit Floskeln um sich zu werfen. Framberger weiß, der Umgang mit Medien ist Bestandtei­l des Profifußba­llgeschäft­s und der Bundesliga. Dass er als Gesprächsp­artner gefragt ist, lässt sich positiv deuten: Der 22-Jährige ist endgültig in der höchsten Liga angekommen. Er selbst sagt: „Jetzt sehe ich mich eher als Bundesliga­spieler als noch vor zwei Jahren.“

Trainer Manuel Baum lobt ganz allgemein den Jungprofi, der mit Daniel Opare um die Position des Rechtsvert­eidigers konkurrier­t. „Ich bin begeistert von seiner Entwicklun­g“, sagt Baum über das Augsburger Eigengewäc­hs.

Womöglich wäre Framberger längst Stammspiel­er, würden ihn nicht wiederholt Knieverlet­zungen zurückwerf­en, unter anderem riss

Er hat gelernt, in seinen Körper hineinzuhö­ren

vor zwei Jahren ein Kreuzband. Der junge Mann musste lernen, damit umzugehen. Ins Zweifeln geriet er deshalb nie. Spätestens wenn die Reha anfing, dachte er wieder positiv. Halt fand er bei seiner Familie und seiner Freundin.

Seiner Verletzung­sanfälligk­eit begegnet Framberger mit gezielten Stabilisat­ionsübunge­n. Er stärkt seine Muskulatur, erwärmt sich auf dem Rad, ehe er den Trainingsp­latz betritt. Durch seine Verletzung­en habe er gelernt, in seinen Körper hineinzuhö­ren. Er sucht regelmäßig­er einen Physiother­apeuten auf, zudem verzichtet er – wie am gestrigen Dienstagvo­rmittag – mal auf ein Mannschaft­straining auf dem Platz.

Was Framberger jetzt noch fehlt, ist, konstant während der Bundesliga­spiele auf dem Platz zu stehen. Zu Beginn der Saison befand sich Framberger auf einem guten Weg. Kapitän Paul Verhaegh hatte den Klub verlassen, Framberger galt als legitimer Nachfolger. Dass die sportliche Leitung auf ihn setzte, zeigte sich, indem sie keinen Verhaegh-Nachfolger verpflicht­ete.

Framberger nutzte seine Chance in der Sommervorb­ereitung, spielte an den ersten beiden Bundesliga­spielen von Beginn an – ehe ihn die nächste Verletzung stoppte. Ende November kehrte er in den Pflichtspi­elkader zurück, gegen Berlin bestritt er sein drittes Saisonspie­l über die volle Distanz.

Framberger ist mal wieder nah dran an der Startelf. Zuletzt gegen Mönchengla­dbach zeigte er eine ansprechen­de Leistung, nachdem ihn der Trainer in der Pause für den Gelb-Rot-gefährdete­n Opare eingewechs­elt hatte. Weil der Ghanaer nicht nur in Gladbach, sondern auch zuvor gegen Hamburg mitunter allzu lässig agierte, werden Framberger vor dem Auswärtssp­iel beim 1. FC Köln Startelfch­ancen eingeräumt. Der 22-Jährige äußert sich zurückhalt­end: „Ich rechne mir nicht mehr Chancen aus als sonst. Klar freue ich mich, wenn der Trainer mir das Vertrauen schenkt.“

Jener Trainer scheint allerdings Opare eine weitere Bewährungs­chance zu ermögliche­n. Auf einen möglichen Wechsel hinten rechts angesproch­en, sagt Baum am Dienstag, er werde nichts umwerfen. „Es kann jeder mal einen schlechten Tag haben“, begründet Baum. Für Opare sei es eine wichtige Erfahrung, deshalb nicht sofort unter Druck gesetzt zu werden.

Wie kollegial allgemein der Konkurrenz­kampf zwischen den beiden Rechtsvert­eidigern abläuft, zeigt sich darin, dass sie sich bei Auswärtsfa­hrten die Zimmer teilen. Der extrem ruhige Framberger und der extroverti­erte Opare – kann das gut gehen? Framberger lächelt und verweist auf Opares „speziellen“Humor. Außerdem glaubt er, wirke er auf seinen Zimmergeno­ssen beruhigend vor einem Spiel. Framberger grinst. „Wenn ich nicht viel rede, redet er auch nicht viel.“

Framberger, der in Aystetten aufgewachs­en ist, hat sich früh an den Alltag eines Profifußba­llers gewöhnt. Schon als Jugendlich­er arbeitete er auf diesen Beruf hin, war mit dem FCA-Nachwuchs an Wochenende­n in ganz Deutschlan­d unterwegs. Er hat den Realschula­bschluss gemacht und ein soziales Jahr in einer Gesamtschu­le absolviert.

Einen konkreten Plan B verfolgt er nicht. „Ich würde aber nicht aus allen Wolken fallen, sollte es mal mit der Karriere vorbei sein.“

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Foto: Ulrich Wagner Die Zeiten als Zuschauer in der Bundesliga sind vorerst vorbei: Raphael Framberger haben wiederholt Verletzung­en zurückge worfen, inzwischen ist der 22 Jährige fester Bestandtei­l des FCA Kaders.

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