Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die Rettung der Burgkirche wird teuer
Denkmalschutz Das Bauwerk im Aichacher Stadtteil Oberwittelsbach, am Stammsitz der Wittelsbacher, soll mit einem aufwendigen Verfahren saniert werden. Die Kosten steigen um rund 1,3 Millionen Euro
Aichach Oberwittelsbach Weitergehen soll noch in diesem Jahr die Generalsanierung der Burgkirche in Oberwittelsbach (Stadt Aichach), am Stammsitz des Herrschergeschlechts der Wittelsbacher. Seit Mai 2017 herrscht Stillstand auf der Baustelle. Der Grund dafür sind die massiven Schäden am Gewölbe im Kirchenschiff. Projektleiterin Dagmar Feiler vom Staatlichen Bauamt Augsburg hofft nun, dass es im Spätsommer 2018 weitergehen kann. Allerdings gibt es massive Auswirkungen auf die Kosten. Projektleiterin Dagmar Feile vom Staatlichen Bauamt Augsburg beziffert sie auf 1,3 Millionen Euro. Ursprünglich sollte die Sanierung insgesamt knapp drei Millionen Euro kosten.
Wie berichtet, herrscht an der Kirche derzeit Stillstand. Am Gewölbe des Kirchenschiffs haben sich die Schäden als deutlich gravierender erwiesen als erwartet. Gezeigt hat sich das im Laufe der Arbeiten im Frühjahr 2016. Es gibt Risse und Verformungen, teilweise hängt das Gewölbe durch. „Die Statik funktioniert nicht mehr richtig“, sagt Feiler. Das Gewölbe muss nun aufwendig rückverformt werden. Über das Vorgehen haben sich die Experten lange die Köpfe zerbrochen. Ein Standardverfahren gibt es dafür laut Feiler nicht.
Bevor die Arbeiter die Rückverformung in Angriff nehmen können, mussten die Genehmigungen vorliegen. Das hat länger gedauert, als von Feiler erhofft. Das Kultusministerium hat die neue Planung vom Kultusministerium baufachlich und kostentechnisch geprüft. Eine Genehmigung braucht das Staatliche Bauamt wegen der Kostenübernahme auch von der Diözese Augsburg. Diese liegt seit der vergangenen Woche vor, berichtet Feiler. Nun wird die Ausführungsplanung fertiggestellt, dann können die Arbeiten ausgeschrieben werden. „Baldmöglichst“, sagt Feiler.
Die Projektleiterin geht davon aus, dass die Arbeiten statt wie er- hofft im Frühling nun im Spätsommer beginnen können. Im Kirchenschiff soll ein Gerüst eingebaut und das Gewölbe Stück für Stück nach oben gedrückt werden, erklärt sie. Immer um etwa einen halben Zentimeter. Mit einer Suspension, einer besonderen Lösung, wird das Gewölbe dann verfestigt. Einzelne Steinbereiche müssten ausgetauscht, einige Stellen neu ausgemauert werden, sagt Feiler. Der größte Teil der historischen Bausubstanz bleibe dabei aber erhalten. Ein halbes Jahr wird es dauern. Feiler hofft, dass die Arbeiten bis Jahresende fertig werden können. Bei Frost müssten sie unterbrochen werden.
Danach ist ein Jahr Ruhezeit vorgesehen, um zu sehen, wie sich das Gewölbe verhält, um Setzungen abzuwarten, und um dem Gewölbe Zeit zu geben, sich zu verfestigen. Das wird wohl das ganze Jahr 2019 in Anspruch nehmen. Erst im Anschluss, im Jahr 2020, kann es mit der Innensanierung weitergehen. „Wenn alles so klappt, wie wir uns das vorstellen“, schränkt Feiler ein.
2020 sollte die Burgkirche eigentlich Teil der Bayerischen Landesausstellung sein. Wie berichtet, war eine gemeinsame Schau in Oberwittelsbach, dem Friedberger Schloss und dem Kloster Scheyern im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm zum Thema „Die frühen Wittelsbacher“vorgesehen. Weil die Burgkirche und das Kloster Scheyern aber nicht zur Verfügung stehen, stand die Bewerbung zeitweilig auf der Kippe: Beide Orte wären als Stammsitze der Grafen von Scheyern unverzichtbar gewesen. Die haben ihren Sitz im 12. Jahrhundert von der Burg Scheyern nach Wittelsbach verlegt und sich seither Wittelsbacher genannt.
Aus dem Haus der Bayerischen Geschichte kam dann eine andere Idee: Aichach mit seiner historischen Altstadt und Friedberg böten sich als Paradebeispiele für Wittelsbacher Gründungen geradezu an. Die Landesausstellung findet nun in Aichach und Friedberg zum Thema „Wittelsbacher – Städtegründer“statt. Ob und wie Oberwittelsbach eingebunden sein wird, ist offen. Die Burgkirche wird wegen der Innensanierung nicht zugänglich sein. Den Burgplatz wollte die Stadt 2019 neu gestalten, falls die Arbeiten an den Außenanlagen abgeschlossen sind. Dagmar Feiler sagt dazu: „Es sieht nicht gut aus.“