Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Radeln verbindet – im Sattel und im Leben
Jubiläum Seit 40 Jahren gibt es den Radlclub in Täfertingen. Paula Huber ist mit 93 Jahren das älteste Mitglied. Was die Männer und Frauen schon so lange zusammenhält
Neusäß Täfertingen Auf der Treppe vor dem Gasthaus Schmid in Täfertingen stellen sich 25 Senioren für das Foto auf. Bis alle Lücken geschlossen sind und jeder einen Platz gefunden hat, dauert es zwar ein bisschen, aber in gewisser Weise steht die Aufstellung für das Foto auch für das, was den Radlclub Täfertingen jetzt seit mittlerweile 40 Jahren zusammenhält. Die Mitglieder stützen sich gegenseitig, auf jeden wird geachtet, es werden Plätze getauscht, um das Geländer freizumachen. Sie helfen sich gegenseitig, scherzen und lachen dabei.
Die Geschichte des Radlclubs Täfertingen ist eine schöne Geschichte von Gemeinschaft, Begeisterung für das Radfahren und Vereinsleben seit mittlerweile 40 Jahren. Allerdings ist es auch eine traurige Geschichte. Seit der Gründung sind dem Club viele Mitglieder verloren gegangen. Alleine in den letzten zehn Jahren hätten sie 13 Mitglieder durch Tod oder Krankheit verloren, sagt Erika Baumgart. Die 78-Jährige ist in dem Club, der kein eingetragener Verein ist, nie einer war und auch nie einer sein wollte, so etwas wie die Vorsitzende. „Jeder, der gegangen ist, hätte sich gewünscht, dass wir weitermachen“, sagt sie mit fester Stimme.
„Ich muss euch sagen, ihr überrascht mich immer wieder“, schreibt sie in der Rede, die sie für die Jubiläumsfeier vorbereitet hatte. Der Radlclub lasse sich nicht unterkriegen, und noch immer machten sie unverdrossen und mit Freude weiter Radtouren.
Einmal im Monat trifft sich der Radlclub Täfertingen zu einer Versammlung im Sportheim. Dabei werden entweder neue Touren und Ausflüge besprochen oder es wird einfach gemütlich beisammengesessen. Während der Radsaison zwischen Mai und Oktober treffen sich Mitglieder zu Radtouren. „Unsere Touren fallen inzwischen etwas kürzer aus, aber eine Stunde sind wir doch immer unterwegs“, sagt Baumgart. An die zehn Mitglieder wären regelmäßig dabei, und auch diejenigen, die nicht mehr Radfahren können, lässt der Radlclub nicht zurück. Sie kommen mit dem Auto zur Brotzeit, Einzelne werden dafür extra abgeholt.
„Aus unserer Radltruppe ist eine Freundschaftstruppe geworden“, sagt Erika Baumgarts Mann Werner. Er ist wie seine Frau seit 1986 beim Radlclub und noch immer da- bei. Sie selbst betont: „Wir wollen einfach einen Freizeitclub, der zusammenhält, zusammen feiert und auch trauert.“
Zwei, die den Radlclub seit seiner Gründung 1978 kennen, sind Alfred Rieger und Josef Keller. „Wenn du alleine bist, dann freust du dich immer, unter Leute zu kommen“, sagt Rieger. Für Josef Keller war es „immer schön“, wenn die Truppe zusammen unterwegs war. Besonders gerne erinnern sich die beiden an die regelmäßige Tour de Julian. Die Strecke zu einem besonders guten Wirtshaus mit Biergarten in Rettendie bergen. Bei dieser Tour war Kellers Sohn schon als Kind dabei, mittlerweile ist er 48 Jahre alt. „Der Radlclub hat immer dazugehört“, sagt Keller.
Ähnlich geht es Paula Huber. Die 93-Jährige ist das älteste Mitglied des Clubs. Wie die Baumgarts radelt sie seit 1986 mit und ist immer noch aktiv. „Es war immer lustig und kameradschaftlich“, sagt Paula Huber. Der Zusammenhalt und die Gemeinschaft machten den Club aus. „Die nehmen mich überallhin mit“, betont sie.
Die Zukunft ist für den Radlclub Täfertingen ungewiss. „Wir machen so lange weiter, wie es irgendwie geht“, da ist sich Erika Baumgart sicher.
Für das neue Jahr ist zum Beispiel wieder ein größerer Ausflug mit dem Bus oder mit der Bahn geplant. Beim letzten Jubiläum war die Truppe in Burghausen. Auch jetzt ruft Baumgart wieder alle dazu auf, sich Gedanken zu machen, wo es hingehen könnte. Auch das Programm für die kommende Radsaison geht bald in die Planung. „Bei unserem Treffen im Februar ist es so weit“, so Erika Baumgart.