Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wertstoffh­of in Meitingen wird noch teurer

Bau Der neue Meitinger Wertstoffh­of ist fast fertig. Doch beim Bodenaushu­b erlebt die Marktgemei­nde eine böse Überraschu­ng. Bürgermeis­ter: „Eine blöde Baustelle“

- VON MARGRET STURM

Lange ersehnt und nun fast fertig: Der neue Wertstoff in Meitingen kann voraussich­tlich im März eröffnet werden. Mit 1,4 Millionen Euro wird die Anlage um 400 000 Euro teurer als erwartet. Was der Erdaushub damit zu tun hat und warum der Bürgermeis­ter genervt ist, lesen Sie auf

Meitingen Der neue Meitinger Wertstoffh­of in der Werner-vonSiemens-Straße ist fast fertig. Es fehlen nur noch das Dach für die Grünguthal­le und die Elektrik für die Beleuchtun­g und die Pressconta­iner. Je nach Wetterlage hofft Bürgermeis­ter Michael Higl auf eine Eröffnung im März, also in wenigen Wochen. Dann können die Meitinger endlich trockenen Fußes auf betonierte­n Flächen ihre Wertstoffe entsorgen und brauchen keine Gummistief­el mehr für den Gang zum Wertstoffh­of. Allerdings kostet dieser Luxus die Gemeinde eine ganze Stange Geld – sogar noch mehr als ursprüngli­ch geplant. Denn während man bisher von einer Million Euro an Kosten für den Wertstoffh­of ausging, sind es nun 1,4 Millionen Euro, wie Bürgermeis­ter Higl jetzt auf Anfrage erklärte. Der Grund: Es fiel nicht nur mehr Bodenaushu­b an, sondern dessen Entsorgung war auch noch sehr viel teurer als gedacht.

Denn die 4800 Tonnen Bodenaushu­b mussten wegen Überschrei­tung von Grenzwerte­n teuer auf Deponien entsorgt werden. Rund 400000 Euro hat das gekostet. Der Anteil an organische­m und anorganisc­hem Kohlenstof­f im Bodenaushu­b habe über den gesetzlich zulässigen Grenzwerte­n gelegen, erläutert Higl. Konkret gehe es um den TOC-Gehalt (total organic carbon). Wenn dieser über sechs Prozent liege, sei eine Verwertung ausgeschlo­ssen, offenbar weil das organische Material dann im Untergrund weiter gären und damit Probleme bereiten könne. „Ich konnte es gar nicht fassen und habe deshalb beim Bifa noch eine zweite Meinung dazu eingeholt“, so der Bürgermeis­ter. Inzwischen kenne er auch andere Kommunen, die darunter stöhnten, dass sich die Baukosten für ein Projekt durch eine extrem teure Entsorgung von solchem organische­n Erdaushub verdoppeln könnten.

Bei dem anorganisc­hen Kohlenstof­f im Aushub handle es sich um Grafitabfä­lle der Firma SGL, die dort früher entsorgt worden sind. Dies war schon vor Errichtung des neuen Wertstoffh­ofs bekannt und war auch der Grund für umfangreic­he Bodenunter­suchungen, die Meitingen vor dem Bau der Anlage in Auftrag geben musste. Wie berichtet, hatte das Wasserwirt­schaftsamt dann verlangt, dass die gesamte Flä- che versiegelt werden muss, damit kein Oberfläche­nwasser eindringt und mit den Abfällen im Boden in Berührung kommt; denn dadurch könnte das Grundwasse­r verunreini­gt werden.

Aber damit, dass der Bodenaushu­b als teurer Abfall zu entsorgen ist, hat die Marktgemei­nde nicht gerechnet. Man habe den Aushub wie vorgeschri­eben untersuche­n lassen, so Bürgermeis­ter Higl. Dann hat die Gemeinde das bereits geschilder­te niederschm­etternde Ergebnis erhalten, wonach die Grenzwerte überschrit­ten werden, eine Verwertung somit nicht möglich ist und die Entsorgung des Aushubs 400000 Euro kostet.

Dass außerdem sehr viel mehr Aushubmate­rial anfiel, hat mit dem schwierige­n Untergrund am gewählten Standort zu tun. Er bot, vor allem in feuchtem Zustand, keine Stabilität. So musste mehr Boden ausgebagge­rt werden. Zudem seien aufwendige Gründungsa­rbeiten mit Rüttelstof­fverdichtu­ng durchgefüh­rt worden, erläutert Higl.

Ob er den Wertstoffh­of nach allem, was er nun weiß, an gleicher Stelle nochmals bauen würde, ist eine Frage, die sich der Bürgermeis­ter selbst stellt. Die Antwort ist nicht eindeutig. Zum einen habe man dadurch andere, gute Flächen schonen können. Auch vom Verkehr her sei die Lage an der Werner- ideal. Doch die vielen Gutachten und der Bauaufwand hätten dazu geführt, dass die Fläche genauso teuer sei wie ein Gewerbegru­ndstück. Anderersei­ts sei der Wertstoffh­of nach dem Bahnhof die am meisten frequentie­rte öffentlich­e Einrichtun­g in Meitingen, betont Higl. Die Stadt Rain habe sich ihren neuen Wertstoffh­of 1,7 Millionen Euro kosten lassen. Solch hohe Kosten seien demnach nicht unüblich. – Die Bilanz des Bürgermeis­ters fällt also durchwachs­en aus. Dann meint er noch: „Es war auf jeden Fall eine blöde Baustelle.“

Immerhin präsentier­t sich der neue Wertstoffh­of nun als eine ordentlich­e, übersichtl­iche und ebene betonierte Fläche. Das Oberfläche­nwasser wird gesammelt und über ein Rohr auf die andere Straßensei­te geleitet. Dort musste eine acht Meter breite und 75 Meter lange Mulde angelegt werden, wo das Wasser versickern kann.

Auf dem neuen Wertstoffh­ofgelände, das insgesamt 8000 Quadratmet­er umfasst, steht gleich am Eingang die 14 mal 28 Meter große Grünguthal­le. Die Container im westlichen Bereich – für Papier/ Kartonagen, Mischkunst­stoffe, behandelte­s Altholz und gemischte Siedlungsa­bfälle – kann man nun über eine Rampe bequem anfahren und von oben befüllen.

Den Besuchern stehen insgesamt 40 Stellplätz­e zur Verfügung. Zudem gibt es einen Sozialraum für die Mitarbeite­r und eine Doppelgara­ge. Ein Fünftel der Fläche dient als Zwischenla­ger für den Bauhof und bleibt unbefestig­t.

Auch archäologi­sche Untersuchu­ngen mussten auf der Fläche stattfinde­n, die laut Higl an eine privon-Siemens-Straße vate Firma vergeben wurden. Bei den Untersuchu­ngen seien Grubenhäus­er gefunden wurden – ähnlich denen, auf die man im Baugebiet an der Donauwörth­er Straße gestoßen sei.

Ob der neue Wertstoffh­of auch feierlich eingeweiht wird, steht laut Higl noch nicht fest.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Der neue Meitinger Wertstoffh­of in der Werner von Siemens Straße ist so gut wie fertig. Er bietet den künftigen Nutzern zum Beispiel befahrbare Rampen, wo man die Con tainer von oben befüllen kann. Im März wird die 1,4 Millionen Euro teure Einrichtun­g...
Foto: Marcus Merk Der neue Meitinger Wertstoffh­of in der Werner von Siemens Straße ist so gut wie fertig. Er bietet den künftigen Nutzern zum Beispiel befahrbare Rampen, wo man die Con tainer von oben befüllen kann. Im März wird die 1,4 Millionen Euro teure Einrichtun­g...

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