Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Eigene Wege für die wilden Radler?
Streit Wie es im Konflikt um die Mountainbike-Trails im Deuringer Wald weitergehen könnte: Der Bund Naturschutz macht einen Kompromissvorschlag und will jetzt alle Beteiligten an einen runden Tisch holen
Stadtbergen Deuringen Große Sprünge, großer Ärger: Im Interessenkonflikt zwischen Naturschutz und Mountainbikern im Deuringer Wald soll es nach dem Wunsch der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Stadtbergen einen runden Tisch geben. Vorsitzender Ludwig Fink und Grünen-Stadtrat Thomas Miehle haben bereits konkrete Lösungsvorschläge in der Tasche.
Fink und Miehle stellen sich klassifizierte Wege und Strecken vor, die auf die Nutzer zugeschnitten werden. Das sind:
❶ Waldwege, die wie bisher für jedermann zur Verfügung stehen.
➋ Wege, die speziell für Mountainbiker ausgewiesen sind.
❸ Ein Grundstück, auf dem „Hardcore“-Mountainbiker aktiv werden können. Dafür haben Fink und Miehle eine Fläche am Lehenbergle im Auge. Sie war schon öfters als Bike-Arena im Gespräch.
Hans-Jürgen Machetanz vom zuständigen Forstbetrieb Hohenfels sieht die Vorschläge des Bund Naturschutz kritisch. „Wir würden an Glaubwürdigkeit verlieren, wenn wir Tür und Tor für die natur- und landschaftsschädigende Nutzung öffnen“, sagt er. Außerdem habe die Erfahrung in anderen Waldgebieten gezeigt, dass es auch dann zu Konflikten kommt, wenn Biker die Strecken als Verein selbst verwalten. „Ausgewiesene Strecken helfen nur denjenigen, die sie nutzen können“, sagt Machetanz. Und: Vereine oder Gemeinschaften, die Verantwortung übernehmen und sich auch finanziell engagieren, ließen andere Biker nur ungern auf ihren Strecken fahren. Tatsächlich treffen sich im Deuringer Wald gerade an Wochenenden viele Mountainbiker. Die sogenannten Trails sind im Internet beschrieben und werden von Fahrern aus der ganzen Region angesteuert – ein Problem, das zu einem brodelnden Konflikt geworden ist. Die Folgen sind unterschiedlich. Und durchaus gravierend.
Immer wieder würden Trails zerstört, beschweren sich die Mountainbiker. Außerdem würden ihnen viele Spaziergänger und Waldarbeiter feindselig begegnen. Sogar Nagelbretter und gespannte Drahtseile fanden die Biker schon auf den Trails.
Waldbesitzer und Naturschützer beschweren sich, dass die Mountainbiker das empfindliche Bodengefüge im Wald zerstören – der Schaden bleibe auf Jahrzehnte.
Ludwig Fink, der Vorsitzende vom Bund Naturschutz in Stadtbergen, will alle Beteiligten zusammenbringen. Seine Anregung: Ein runder Tisch, bei dem nach einem Kompromiss gesucht wird, der sowohl den Waldbesitzern als auch den Mountainbikern und den Anliegen von Natur- und Umweltschutz entgegenkommt. Schon im Dezember hatte Fink die Bundesimmobilienverwaltung, die für große Teile des betroffenen Waldgebiets verantwortlich ist, sowie die Stadt Stadtbergen aufgefordert, aktiv zu werden. „Entweder die Gemeinde oder die Immobilienverwaltung sollte dieses Treffen organisieren“, sagt Fink.
Die Idee, alle Beteiligten in ein Boot zu holen, findet Hans-Jürgen Machetanz gut. Er sei „offen für konstruktive Lösungsvorschläge“, betont er. Um eine Lösung zu finden, brauche er unbedingt die Unterstützung von Verbänden und Behörden vor Ort. Allerdings könne er sich nicht vorstellen, wie ein möglicher Kompromiss aussieht. Das liege vor allem daran, dass die Immobilienverwaltung ganz andere Pläne für die Gesamtliegenschaft bei Deuringen habe. „Im Vordergrund stehen der Naturschutz und Öko-Ausgleichs-Themen“, sagt er. Im September erklärte er, dass er keinen Spielraum sehe, das Mountainbiken zu legalisieren oder gar einen öffentlichen Parcours auszuweisen.
Auch Ludwig Fink geht es um den Naturschutz. Allerdings sieht er auch, dass Mountainbiken ein attraktiver Sport und besonders „in“ist. Deshalb plädiert er für ein friedliches Nebeneinander verschiedener Interessen.