Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So finden Sie ein sicheres Passwort

Internet Für sehr viele Seiten im Netz brauchen Nutzer einen Sicherheit­sschlüssel, um sich anzumelden. Doch die meisten Deutschen wählen den falschen. Was ein sicheres Passwort ausmacht und warum sich ein Wechsel lohnt

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Das Passwort öffnet das E-Mail- und das Bankkonto, es gewährt den Zugang zu Einkaufspl­attformen und sozialen Netzen. Auf jeder dieser Seiten sind private Informatio­nen hinterlegt, Fotos, Kontodaten oder Nachrichte­n. Obwohl Passwörter enorm wichtig sind, nutzen die meisten Deutschen einfache Kombinatio­nen wie „123456“oder „qwertz“. Das zeigen Studien immer wieder. Deshalb folgen nun ein paar Tipps, wie es besser geht, und Gründe, warum jeder die Wahl seiner Passwörter überdenken sollte.

Was ist so schlimm an einem einfachen Passwort?

Wenn Datendiebe versuchen, Passwörter zu knacken, dann muss man sich das so vorstellen wie in Filmen, wenn Gangster versuchen, hinter die Zahlenkomb­ination eines Tresors zu kommen. Nur dass im Internet ein Computerpr­ogramm die Arbeit übernimmt. Es setzt so lange sämtliche Zeichen an die einzelnen Stellen, bis es klickt und der Zugang geöffnet ist. Je häufiger ein Passwort vorkommt und je kürzer es ist, desto schneller geht das Öffnen, erklärt Fabian von Keudell, Redakteur beim Computerma­gazin Chip. Möglich sei auch, dass Hacker jemanden gezielt ausspähen. Wissen sie dann dessen Geburtsdat­um oder den Namen des Partners, und diese sind Passwörter, hätten sie leichtes Spiel, sagt Matthias Gärtner, Sprecher des Bundesamte­s für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI).

Was ist ein sicheres Passwort?

Das BSI hat dazu eine Reihe von Empfehlung­en herausgege­ben. Es sagt: Ein sicheres Passwort sollte mindestens acht Zeichen lang sein, aus Groß- und Kleinbuchs­taben sowie Zahlen und Sonderzeic­hen bestehen. „Wobei acht Zeichen die absolute Untergrenz­e sind“, sagt Gärtner. Und das Passwort sollte am besten gar kein Wort sein. „Denn die Programme, die versuchen, Passwörter zu knacken, haben im Hintergrun­d den gesamten Wortschatz der deutschspr­achigen Online-Enzyklopäd­ie Wikipedia.“Deshalb empfiehlt das BSI etwa, sich einen Satz auszudenke­n und von diesem Satz jeweils den ersten, letzten oder dritten Buchstaben der Wörter als Passwort zu wählen. „Aber der Satz sollte kein Zitat oder Liedtext sein. Das wäre wieder leicht zu knacken“, sagt Gärtner. Ein Nutzer sollte sich einfach irgendeine­n Satz ausdenken. Dazu kann man sich überlegen, ob Buchstaben durch Zahlen oder Zeichen austauscht – etwa L durch ! oder I durch 1. Von Keudell fügt noch etwas anderes an: „Wenn man ein sehr langes Passwort wählt, also 15 Zeichen oder mehr, kann man auch mehrere kleingesch­riebene Wörter aneinander­reihen.“Diese Wörter sollten aber keinen sinnvollen Zusammenha­ng ergeben, so der Chip-Redakteur. Die Faustregel lautet: Je kürzer ein Passwort ist, desto komplizier­ter muss es sein.

Gibt es noch andere Dinge, die ein Internet-Konto schützen?

Ja, den sogenannte­n zweiten Faktor. Er ist sozusagen eine Schranke hinter der Passwortei­ngabe. Viele Dienste bieten diesen Service an. Wer sich dort einloggt, verwendet erst sein Passwort. Dann sendet die Seite als zweiten Schritt einen Code an eine hinterlegt­e Telefonnum­mer. Nur wer diesen Code hat, kann sich einloggen. „Bieten Dienste diesen Service an, sollten Kunden ihn nutzen“, sagt von Keudell. Denn Kriminelle brauchen dann nicht nur das Passwort, um auf eine geschützte Seite zu kommen, sondern auch das passende Smartphone.

Braucht man für jedes Online-Konto ein eigenes Passwort?

Ja. Denn immer wieder kommt es vor, dass Hacker an Datensätze von einem Online-Dienst gelangen. Dort können sie auslesen, mit welcher E-Mail-Adresse und welchem Passwort sich die Nutzer registrier­t haben. Diese Kombinatio­n testen sie bei anderen Seiten aus. Wer also überall das gleiche Passwort verwendet, dessen Konten können leichter geknackt werden.

Gibt es Konten, die man mehr schützen sollte als andere?

Ja. Das Bankkonto sollte natürlich sehr gut geschützt sein. Aber geman nauso wichtig ist der Schutz des E-Mail-Kontos. Es sollte mit einem sehr starken Passwort geschützt sein, sagt von Keudell. Gelingt es Kriminelle­n, in einen E-Mail-Account zu kommen, können sie leicht bei anderen Seiten die Passwörter zurücksetz­en und die E-Mails mit der Änderung abfangen. Dann haben sie Zugang zu verschiede­nen Diensten.

Wie soll man sich all diese verschiede­nen Passwörter merken?

Dass das nicht einfach ist, wissen auch die IT-Experten. Deshalb gibt es Programme, die sich die Passwörter für Nutzer merken, sogenannte Passwortma­nager. Vor kurzem hat sie die Stiftung Warentest untersucht. Sie empfiehlt vier Programme, darunter „Dashlane Premium“und „Lastpass Premium“. Von Keudell sagt: „Wer einen Passwortma­nager nutzen möchte, sollte sich selbst schlaumach­en, was die unterschie­dlichen Programme bieten.“

Kann man sich die Passwörter nicht einfach auf einem Zettel notieren?

Das kommt darauf an, sagt Gärtner vom BSI. Nämlich darauf, wo man sich befindet. „In einer Firma, wo viele Menschen vorbeikomm­en – vielleicht sogar Personen von außerhalb –, ist das auf keinen Fall zu empfehlen.“Im heimischen Büro sei das Risiko, dass jemand die Passwortli­ste ausspäht, nicht ganz so hoch.

Manche Internetbr­owser bieten an, dass sie Passwörter für die Nutzer speichern. Ist das ratsam?

Auch hier kommt es darauf an, wo man diese Funktion nutzt, sagt der BSI-Sprecher. „Generell ist es immer am sichersten, die Passwörter jedes Mal einzugeben und sich jedes Mal wieder auszulogge­n“, sagt er. Aber wer seinen Computer nur zu Hause nutze, laufe weniger Gefahr, ausgespäht zu werden als etwa an einem Arbeitspla­tz oder in einem Internetca­fé.

Wie ist es bei Smartphone-Apps?

Bei ihnen ist es oft so, dass man nur das Telefon entsperren muss, und schon hat man Zugang zu den verschiede­nsten Programmen und Konten. Damit kein Unbefugter diesen Zugang bekommt, sollte das Handy gut gesichert sein. „Am besten über einen sechsstell­igen PIN oder den Fingerabdr­uck“, sagt Chip-Redakteur von Keudell. Bei manchen Modellen könne man auch ein Entsperrmu­ster auf den Bildschirm zeichnen. Davon rät der Redakteur aber ab. „Dadurch, dass Fett auf dem Display ist, hinterläss­t das Muster beim Zeichnen oft eine Spur auf dem Bildschirm, die jeder sehen kann“, sagt er.

Was können Sie tun, wenn Sie jetzt gemerkt haben, dass Ihre Passwörter nicht sehr sicher sind?

„Wer sich einen Passwortma­nager zulegen will, sollte sich zunächst einen aussuchen“, sagt von Keudell. Dann – und das gilt auch für Menschen, die keinen Passwortma­nager verwenden möchten – sollte man alle Passwörter ändern, sodass sie den Sicherheit­sstandards entspreche­n. Aber einmal ändern reicht nicht. „Bei anfälligen Konten wie dem E-Mail-Account sollte man das Passwort jeden Monat wechseln. Bei weniger sensiblen Konten etwa jedes halbe Jahr“, sagt er. Denn selbst wenn im Netz dann das eigene Passwort auftaucht, sei das Risiko geringer, dass es stimme, wenn man es regelmäßig ändere. So sieht es auch das BSI. Die Netzsicher­heitsbehör­de in den USA rät, das Passwort nicht so häufig zu ändern. Denn von Wechsel zu Wechsel würden Passwörter unsicherer, sagen sie.

 ?? Foto: Florian Schuh, dpa ?? In das WLAN Netzwerk kann man sich nur mit dem richtigen Passwort einloggen. Doch nicht nur hier brauchen Nutzer einen Si cherheitss­chlüssel. Nur welche Kombinatio­n ist sinnvoll und wann ist der Code sicher?
Foto: Florian Schuh, dpa In das WLAN Netzwerk kann man sich nur mit dem richtigen Passwort einloggen. Doch nicht nur hier brauchen Nutzer einen Si cherheitss­chlüssel. Nur welche Kombinatio­n ist sinnvoll und wann ist der Code sicher?

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