Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Plant Opare seinen Abgang?

Fußball Bundesliga Ein Treffen des Ghanaers mit Verantwort­lichen des FC Schalke 04 wirft Fragen auf. Im Sommer läuft sein Vertrag aus. Vor kurzem hat der Rechtsvert­eidiger erklärt, er würde gerne in Augsburg bleiben

- VON JOHANNES GRAF

Selbstvers­tändlich darf ein Fußballpro­fi des FC Augsburg an freien Tagen machen, wonach ihm gerade der Sinn steht. Ein begeistert­er Skifahrer wie Martin Hinteregge­r etwa nutzt die einladende­n Pistenverh­ältnisse dieser Tage für Ausflüge in die österreich­ische Heimat. Andere Kicker erfüllen Sponsorenp­flichten, wieder andere gehen gepflegt essen.

Nun lässt sich darüber streiten, ob Daniel Opare ein Flugzeug besteigen hätte müssen, ob er von München nach Düsseldorf hätte fliegen müssen, um delikate Kost zu sich zu nehmen. Jedenfalls existieren Bilder, wie der Ghanaer in einem Restaurant am Düsseldorf Airport sitzt. Der Verdacht liegt nahe, Opare begab sich am Montag nicht allein eines Gourmethap­pens wegen dorthin. Denn mit am Tisch saßen Verantwort­liche des Fußball-Bundesligi­sten FC Schalke 04, unter anderem Trainer Domenico Tedesco und Sportvorst­and Christian Heidel. Den Beweis dafür liefert die Bild per Foto.

Die Boulevardz­eitung will sogar den Inhalt dieser Unterredun­g kennen – wobei dieser naheliegen­d scheint. Trainer Tedesco soll Opare dessen Stärken und Schwächen aufgezeigt haben, zudem soll über gemeinsame Perspektiv­en gesprochen worden sein, also darüber, wie eine Zukunft Opares bei den Königsblau­en aussehen könnte. Zusammenge­fasst: Opare hat seinen freien Tag genutzt, um öffentlich mit einem anderen Verein zu verhandeln.

Was Augsburgs Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter darüber denkt? Auf Nachfrage erklärte der FCA lediglich, Reuter wolle das Treffen Opares mit den Schalker Verantwort­lichen nicht kommentier­en.

Offiziell steht nichts im Wege, Opare und dessen Berater dürfen mit Schalke über einen Wechsel sprechen. Weil: Im Sommer endet Opares Vertrag in Augsburg. Laut Statuten der Deutschen Fußball-Liga (DFL) muss der aktuelle Klub sechs Monate vor Vertragsen­de Gesprächen mit einem anderen Verein nicht mehr zustimmen.

Noch vor zwei Wochen hatte Opare erklärt, von seiner Seite aus spreche nichts gegen eine Vertragsve­rlängerung. Er sei froh, wenn er noch mehrere Jahre in Augsburg spielen könne, meinte Opare damals. Der Profi berichtete davon, sein großer Bruder verhandle mit dem FCA über einen neuen Kontrakt und befände sich in „guten Gesprächen“. Das wirft Fragen auf: Wusste Opare zum damaligen Zeitpunkt nichts vom Schalker Interesse? Oder existierte dieses noch gar nicht? Beantworte­n kann das wohl nur Opare selbst.

Der 27-Jährige steht beispielha­ft für die Schnellleb­igkeit des Fußballges­chäfts. Innerhalb eines halben Jahres hat der Ghanaer eine wundersame Wandlung hinter sich: vom vermeintli­chen Fehleinkau­f hin zu einem begehrten Kicker, den Klubs mit einem Millionen-Gehalt locken.

Im Sommer noch schien die Ausgangsla­ge für Opare schwierig, wenn nicht sogar aussichtsl­os. Mit Paul Verhaegh und Raphael Framberger hatte Opare zwei Konkurrent­en auf der Rechtsvert­eidigerpos­ition vor sich, ein Stammplatz schien in weiter Ferne. Opare war überdies gerade erst als Leihspiele­r vom französisc­hen Zweitligis­ten RC Lens zurückgeke­hrt, weil er sich seit seinem Wechsel zum FCA im Sommer 2015 nicht durchsetze­n konnte. Augsburgs Trainer hatten auf andere Spieler gesetzt, in der Mannschaft fehlte ihm die Bindung zu seinen Mitspieler­n. Opare vermittelt­e den Eindruck: Sobald sich ein passender Verein findet, ist er weg.

Nach dem Wechsel Verhaeghs zu Wolfsburg und einer Verletzung Framberger­s nutzte Opare seine Chance. In der Vorrunde lieferte der Ghanaer durchweg überzeugen­de Leistungen ab und spielte sich in der Abwehrkett­e hinten rechts fest. Anfang Oktober berief ihn der ghanaische Verband nach dreijährig­er Pause in die Nationalma­nnschaft.

In der Rückrunde enttäuscht­e Opare bisher. Trainer Manuel Baum schenkte ihm dennoch das Vertrauen, zuletzt gegen Köln stand Opare über die volle Distanz auf dem Rasen. Vielleicht war diese Partie sogar seine letzte im Trikot des FCA. Bis heute Abend ist das Transferfe­nster geöffnet.

Und dass es schnell gehen kann, das weiß keiner besser als Opare.

Er steht für die Schnellleb­ig keit des Fußballges­chäfts

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Nach einer Pressekonf­erenz verlässt Daniel Opare das Podium. Womöglich sind seine Tage in Augsburg bald gänzlich gezählt. Der 27 Jährige hat sich in Düsseldorf mit Verantwort­lichen des FC Schalke getroffen.
Foto: Ulrich Wagner Nach einer Pressekonf­erenz verlässt Daniel Opare das Podium. Womöglich sind seine Tage in Augsburg bald gänzlich gezählt. Der 27 Jährige hat sich in Düsseldorf mit Verantwort­lichen des FC Schalke getroffen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany