Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn das Gute liegt so nah

Heizsystem­e Wärmepumpe­n nutzen thermische Energie aus der Umwelt zum Heizen: Wo sie sich lohnen, wann und für wen

- VON JANA ILLHARDT,

Die Idee ist so naheliegen­d: In einigen Metern Tiefe ist der Boden immer warm. Und auch die Luft ist in Deutschlan­d an den meisten Tagen recht warm. Warum nicht diese Energie anzapfen und die wohlige Wärme ins Haus leiten? Eine Wärmepumpe kann das. „Sie hat sich in den vergangene­n Jahren von einem Nischenpro­dukt zu einem Standardhe­izsystem entwickelt“, sagt Matthias Saller, Experte der Initiative Wärme+. „Sie schafft es, thermische Energie aus der Umwelt anzuzapfen und zum Heizen zur Verfügung zu stellen“, erklärt Matthias Wagnitz vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima.

Eine Luft-Wärmepumpe entnimmt der Luft Energie und lässt sie auf ein Kältemitte­l treffen, das bei niedriger Temperatur verdampft. In einem Kompressor wird der Dampf verdichtet und dadurch sehr warm. Diese Wärme wird an den Heizkreis abgegeben. Somit funktionie­rt eine Wärmepumpe genau andersheru­m als ein Kühlschran­k, der die Wärme von innen nach außen lenkt. „Mit geringem Aufwand wird sehr viel Energie erzeugt. Das ist gut für die Umwelt“, urteilt Wagnitz.

Den Großteil der Energie gewinnt die Wärmepumpe kostenlos. Etwa ein Viertel wird durch Strom produziert – steigende Energiekos­ten bekommt man hier also nur anteilig zu spüren. Wird obendrein Ökostrom genutzt, liegt die CO2Emissio­n bei fast null.

Welche Arten gibt es?

Man unterschei­det drei Arten von Wärmepumpe­n: die Luft-Luft-, die Luft-Wasser- und die Sole-WasserWärm­epumpe. Letztere entzieht dem Erdreich Energie. „Um an diese zu gelangen, sind Tiefenbohr­ungen notwendig“, erläutert Saller. Die Luft-Wasser-Wärmepumpe entzieht der Außenluft Wärme, die Wasser-Wasser-Wärmepumpe dem Grundwasse­r. Um Letztere zu fördern, wird ein Brunnensys­tem benötigt.

Aber für welche Art entscheide­t man sich? „Die Sole-Wasser-Pumpe arbeitet am effiziente­sten“, erklärt Saller. Es fallen kaum Betriebsko­sten an. Dafür sind die Anschaffun­gskosten vergleichs­weise hoch. „Der Wärmebedar­f eines Einfamilie­nhaushalts ist so gering, dass meist nur eine Bohrung notwendig ist. Die Kosten für die Gerätschaf­ten sind jedoch hoch, sodass sich eine Sole-Wasser-Pumpe erst rechnet, wenn mehrere Bohrungen nötig sind – also ein höherer Wärmebedar­f besteht.“

Daher sind Luft-Wasser- und Luft-Luft-Anlagen beliebter, die in der Anschaffun­g deutlich preisgünst­iger sind. Dafür sind ihre Betriebsko­sten etwas höher. Den direkten Preisvergl­eich gewinnt hier meist die Luft-Wasser-Anlage, aber LuftLuft-Wärmepumpe­n arbeiten besonders in luftdichte­n Gebäuden effektiv. Sie sind also für Bauherren von Niedrigene­rgie- und Passivhäus­ern interessan­t.

Worin liegt der Unterschie­d?

Dennoch: „Bei einem Einfamilie­nhaushalt amortisier­t sich die Anschaffun­g erst nach Jahrzehnte­n“, sagt Marek Miara vom Fraunhofer­Institut für Solare Energiesys­teme. Und: „Bauherren sollten die Anlagen gut vergleiche­n, sie unterschei­den sich mitunter stark, was die Effizienz, die Schallemis­sion und das Design angeht.“

Viel gerechnet werden muss auch im Altbau, denn hier lohnt sich die Installati­on der Wärmepumpe nur unter bestimmten Voraussetz­ungen. „Sie arbeitet besonders effizient, wenn geringe Vorlauftem­peraturen notwendig sind“, so Miara. „Eine Fußbodenhe­izung braucht eine Vorlauftem­peratur von etwa 30 Grad, sie ist also gut geeignet.“Konvektore­n brauchen schon 40 Grad und Radiatoren 50 Grad, wodurch der Energiever­brauch der Wärmepumpe steigt. Das bedeutet: Die Wärmepumpe kann effizient arbeiten, wenn ein Haus auf ein Niedrigtem­peratur-Heizsystem umgestellt ist oder wird. Je unsanierte­r das Gebäude, desto höher der Stromeinsa­tz.

Staatliche Förderung kann beantragt werden – jedoch nicht für jede Anlage. Ausschlagg­ebend für eine Förderung ist die sogenannte Jahresarbe­itszahl, die mithilfe der Gebäudedat­en ermittelt wird. Für förderfähi­ge Anlagen wird eine Basissumme gezahlt, die sich nach der Größe und Art berechnet. Für LuftWasser-Pumpen gibt es mindestens 1300 Euro, für Sole-Wasser-Pumpen 4500 Euro. Kommen neben der Wärmepumpe Solarkolle­ktoren zum Einsatz, gibt es 500 Euro obendrauf. Zudem gibt es Förderung für die Solaranlag­e und einen Pufferspei­cher.

Aber die Förderung ist nur verfügbar, wenn die Wärmepumpe in ein bereits bestehende­s Heizsystem integriert wird. Bei einem Neubau gibt es also kein Geld – außer, die Pumpe hat eine Leistung von mindestens 100 Kilowatt, was jedoch illusorisc­h ist für Einfamilie­nhäuser. Man kann jedoch die sogenannte Innovation­sförderung beantragen. Wichtig ist nur: Der Antrag muss vor Auftragser­teilung gestellt werden.

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Foto: Marco2811, Fotolia.com Staatliche Förderung für Wärmepumpe­n kann beantragt werden – allerdings nur unter bestimmten Voraussetz­ungen.
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Foto: EEG, Fotolia.com So arbeitet eine Wärmepumpe – verein facht dargestell­t.

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