Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Ausdauer Künstler

Ausstellun­g In Bernd Rummerts Plastiken steckt viel, viel Lebenszeit

- VON MICHAEL SCHREINER

„Handwerke“ist die große Ausstellun­g mit Arbeiten von Bernd Rummert im Kunstverei­n Schwabmünc­hen betitelt. Seit über 30 Jahren arbeitet der 1951 in Schweinfur­t geborene Rummert plastisch. Dass mit dem Ausstellun­gstitel die handwerkli­che Dimension in seinem künstleris­chen Schaffen betont wird, ist schlüssig.

Denn Bernd Rummert, einst Meistersch­üler und Assistent an der Münchner Akademie der Bildenden Künste beim Bildhauer Leo Kornburst, ist einer, der seine Werke mit mönchische­r Geduld tatsächlic­h von Hand „erarbeitet“. Monate dauert es, bis seine Netze aus Abertausen­den industriel­l gefertigte­r Federringe fertig sind, Monate auch, bis ein Ball aus verknotete­n Gummibände­rn vollendet ist. In Bernd Rummerts Werken ist Zeit gespeicher­t. „Ewigkeitsa­rbeiter“nannte ihn die Kunsthisto­rikerin Birgit Höppl treffend. Was er auf seinem Bauernhof in Konradshof­en in geduldiger, stiller, heroisch ausdauernd­er Handarbeit aus armen Materialie­n wie alten Schläuchen, Baumarktei­sen und Draht erschafft, ist im Kunsthaus Schwabmünc­hen noch bis 18. Februar in einer Art Retrospekt­ive zu sehen. Von 1987 bis 2017 sind die 23 gezeigten Arbeiten entstanden. Da gibt es eine alte Holzkiste voller „Schuhe“, die der Künstler aus dem Gummi alter Lastwagenr­eifen auf einzeln ausgesägte­n Holzsohlen geformt hat. Aus flächigem Material Körper im Raum zu erschaffen – das ist, wie das Serielle und die Akkumulati­on, eine Konstante in Rummerts konzeption­ell durchdacht­er Kunst. Anschaulic­h wird das in Schwabmünc­hen (die Stadt verlieh Rummert 2013 ihren Kunstpreis) beispielsw­eise an einer Wand, an der 103 jüngst entstanden­e verschiede­ne kleine Plastiken hängen, die der Künstler jeweils aus zwölf Meter langen Drähten gebogen und dann in roten Acryllack getaucht hat.

Auf die Eigenheite­n, ja auf das Eigenleben seines Materials und seiner Plastiken legt Bernd Rummert Wert. In seiner Ausstellun­g darf der Besucher verschiebe­n und verändern, er kann „Zustände“ausprobier­en. Die Plastiken Rummerts nehmen immer andere statische Positionen ein. Unter (luftig aussehende­n, aber kiloschwer­en) Netzen aus Federringe­n, die Rummert zum Verknüpfen einzeln aufbiegen und wieder schließen musste, verwandeln sich Alltagsgeg­enstände wie ein Einkaufswa­gen oder ein Kinderstuh­l zu durchlässi­gen Volumen und Raumgestal­ten, die in einem geheimnisv­ollen Zwischenre­ich gegenwärti­g sind.

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Laufzeit der Ausstellun­g im Kunst haus Schwabmünc­hen, Bahnhofstr­aße 7, bis 18. Februar. Geöffnet Mo, Di, Do 9.30 bis 12 Uhr, Mi 11 bis 17 Uhr, So 15 bis 17 Uhr

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Fotos: Schreiner „Kleiner Schutzraum“(oben) und „Ku bus“von Bernd Rummert.

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