Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Blitzgeburt im Krankenwagen
Familie Die kleine Angelin aus Meitingen hatte es so eilig, dass der Notarzt rief: „Rechts ranfahren wegen Geburt!“Inzwischen sind das Baby und seine Familie wieder wohlbehalten daheim
Geburtsort Rettungswagen, irgendwo bei Herbertshofen: Die kleine Angelin aus Meitingen hatte es so eilig, dass der Notarzt auf der B2 rief: „Rechts ranfahren wegen Geburt!“Inzwischen sind das Baby und seine Familie wohlbehalten daheim.
Meitingen/Augsburg Kinder kommen wann und wo sie wollen – und manchmal erblickt der Nachwuchs an außergewöhnlichen Orten das Licht der Welt. So auch die wenige Tage alte Angelin aus Meitingen. Erst ließ sie den errechneten Geburtstermin verstreichen – und dann hatte sie es plötzlich furchtbar eilig. So eilig, dass ihre Mutter Stephanie Neukam nach Einsetzen der Wehen gar nicht mehr die Geburtsklinik in Augsburg erreichte. Angelin kam am vergangenen Donnerstag im Rettungswagen zur Welt. „Irgendwo zwischen Herbertshofen und der Autobahnauffahrt Gersthofen“, erzählt die frischgebackene Mama und schmunzelt: „Geburtsort Rettungswagen“.
Glücklich hält die sechsfache Mama nun ihre Tochter im Arm. Sie erinnert sich an die aufregenden Stunden vor der Geburt. Gegen
„Irgendwo zwischen Herbertshofen und Auto bahnauffahrt Gersthofen.“
Mittag setzten Wehen ein. „Irgendwie hatte ich aber nicht das Gefühl, dass es schon ernst ist“, sagt sie. Als bei ihr Kreislaufprobleme dazukamen, rief der werdende Vater Marco gegen 14.15 Uhr den Notarzt.
Nach dessen Eintreffen entschieden die Einsatzkräfte, dass die Patientin umgehend in den Kreißsaal gebracht werden müsse, da die Geburt bevorstand. Mit Blaulicht und Martinshorn ging die Fahrt in Richtung Augsburg. Doch Angelin wollte nicht bis zur Ankunft im Kreißsaal des Josefinums im Stadtteil Oberhausen warten. Die Mutter hat die Ereignisse im Rettungswagen nur noch bruchstückhaft in Erinnerung. Aber die Worte des Notarztes, schon wenige Minuten nach Abfahrt, hat sie noch in den Ohren: „Rechts ranfahren wegen Geburt!“.
Dann erblickte das Mädchen um 15 Uhr gesund und munter das Licht der Welt: 3050 Gramm schwer und 49 Zentimeter lang. Die Geburt verlief zum Glück komplikationslos. Im Rettungswagen wurde die Nabelschnur durchtrennt, bevor die Fahrt fortgesetzt wurde. Mutter und Kind kamen zur weiteren Versorgung ins Josefinum Augsburg. In der größten Geburtsklinik Schwabens, wo jedes Jahr 3100 Babys das Licht der Welt erblicken, weiß man, dass es nur äußerst selten vorkommt, dass es Hochschwangere nicht rechtzeitig ins Krankenhaus schaffen. „Schätzungsweise einmal im Jahr“, sagt der Chefarzt der am Josefinum, Dr. Roman Steierl.
Leichenwagen, Flugzeug oder Schnellzug: Babys sind schon an den ungewöhnlichsten Orten zur Welt gekommen und dementsprechend groß ist dann das Aufsehen. Erst Mitte Januar entband eine 35-Jährige bei Würzburg mehr oder minder auf der Autobahn. Kurz nach dem Autobahnkreuz Schweinfurt-Werneck wurden auf dem Weg ins Krankenhaus die Wehen der Frau so heftig, dass der Ehemann auf der rechten Fahrspur anhielt und der Frau half, den Wagen zu verlassen. Eine Polizeistreife, die zufällig in der Nähe stand, erkannte den Ernst der Lage und sicherte die „Einsatzstelle“mit Streifenwagen und Blaulicht ab. Danach kümmerten sich die Beamten mit dem Ehemann um die Frau, leisteten dem Ehemann seelische und moralische Unterstützung und riefen einen Krankenwagen. Denn kaum hatte die Frau das Fahrzeug verlassen, war der kleine Leonard auch schon da und wurde vom Vater in eine Decke gehüllt. Nach Eintreffen des RettungswaFrauenklinik gens wurde die Nabelschnur durchtrennt und das Baby mit der Mutter ins Krankenhaus gebracht.
Doch zurück zur Familie Neukam nach Meitingen: Mittlerweile ist die kleine Angelin wohlbehalten zu Hause – und die fünf Geschwister Jason, Jeremias, Gina, Laurina und Joyce sind begeistert von ihrer Schwester, der kleinen „Schnellstarterin“. Dem gesamten Rettungsteam, das Stephanie Neukam namentlich nicht kennt, ist sie sehr dankbar: „Sie haben so gute Arbeit geleistet.“