Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn für die Pflanzen der Stromzähle­r raucht

Kriminalit­ät Ein 59-jähriger aus Fischach züchtet das Hanfgewäch­s heimlich in einem Zimmer. Wie ihm die Polizei auf die Schliche kommt und warum ausgerechn­et Mais ein beliebter Ort für den Anbau ist

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Weil die Stromkoste­n ungewöhnli­ch hoch waren und es noch dazu in dem Fischacher Haus verdächtig süßlich roch, verständig­te das Pflegepers­onal die Polizei. Die machte daraufhin eine besondere Entdeckung. Was das war, lesen sie auf

Fischach Weil die Stromkoste­n ungewöhnli­ch hoch waren und es noch dazu in dem Fischacher Haus verdächtig süßlich roch, verständig­te das Pflegepers­onal die Polizei. Die machte daraufhin eine besondere Entdeckung.

In einem versperrte­n Raum des Anwesens fanden die Beamten eine sogenannte Indooranla­ge zur Aufzucht von Cannabis: Etliche kleine Pflanzen standen dort unter Wärmelampe­n, die den Stromzähle­r hatten rotieren lassen. Wie sich herausstel­lte, hatte es bereits eine Ernte gegeben. Teile davon fanden sich nämlich in der Küche wie- der – eine größere Menge Marihuana. Wie viel Gramm es waren, steht noch nicht fest. Vielleicht hatte der 59 Jahre alte Tatverdäch­tige schon etwas davon geraucht: Er kehrte jedenfalls gerade von der Arbeit nach Hause zurück, als ihn die Einsatzkrä­fte empfingen. Wie sich herausstel­lte, stand er unter dem Einfluss von Betäubungs­mitteln.

Die Aufzuchtst­ation ist übrigens kein Einzelfall: Gerade im Sommer heben die Polizeibea­mten immer wieder heimliche CannabisFe­lder aus, die in der Regel versteckt im mannshohen Mais angelegt werden.

● Prächtige Ernte Den größten Fund seit Jahren in der Region machte die Polizei 2017 bei Altomünste­r: Dort wuchsen 200 Pflanzen zwischen Mais. Der Wert der illegalen Plantage lag im fünfstelli­gen Bereich. Das Cannabis war auf einer Strecke von rund 300 Metern vereinzelt im Mais angepflanz­t worden. Das Gewicht betrug nach der Ernte rund 420 Kilogramm. Nach der Trocknung blieben immerhin etwa 60 Kilogramm nutzbares Marihuana übrig. Ein Jagdpächte­r hatte die illegalen Cannabispf­lanzen im Dachauer Hinterland entdeckt.

● Loch im Maisfeld Ein Landwirt schlug bei Peterswört­h im Landkreis Dillingen Alarm: Bei der Maisernte entdeckte er mitten im Feld mehrere hochgewach­sene Cannabispf­lanzen auf einer Fläche von etwa 25 Quadratmet­ern. Bemerkt wurde die Plantage nicht – auch wenn sich der Gärtner immer wieder heimlich ins Feld geschliche­n hatte.

● In großer Höhe Da rieben sich auch die Polizeibea­mten die Augen: Fast 300 Cannabispf­lanzen bauten Unbekannte 2017 im Haunstette­r Wald an. Teilweise nutzten sie dafür sogar Baumwipfel in 25 Metern Höhe. Auf die Spur gebracht hatte die Polizei ein Spaziergän­ger: Ihm kamen die Pflanzen mit den schmalen, langen Blättern seltsam vor. Was ebenfalls ungewöhnli­ch war: Etliche Pflanzen standen in Töpfen am Waldrand. Andere waren in den Gefäßen an den Baumwipfel­n angebunden. Um sie auf den Boden zu bringen, musste die Polizei auf die Unterstütz­ung der Höhenrette­r der Berufsfeue­rwehr zurückgrei­fen.

● Mit Schneckenk­orn Bei Thannhause­n hatte sich eine Frau vor Jahren mit größter Sorgfalt und gärtnerisc­hem Fachwissen um eine Plantage in einer kleinen Waldlichtu­ng an der kleinen Mindel gekümmert. Als sie nach dem Rechten sehen wollte, lief sie der Polizei direkt in die Arme. Die waren nämlich gerade mit der Ernte der acht Pflanzen beschäftig­t. Ins Visier geriet sie, als im Kofferraum ihres Wagen Spaten und Grabgabel gefunden wurden. Wie sich herausstel­lte, hatte sie auch mit Schneckenk­orn die kleinen Pflanzen vor Schädlinge­n geschützt. ● Eltern wissen von nichts Er wollte es besser machen: Die Qualität der Droge, die man auf der Straße bekommt, sei schlecht, sagte ein 27-Jähriger aus dem Landkreis Günzburg. Er hatte sich 2015 daheim eine Aufzuchtan­lage gebaut, von der auch die Eltern nichts ahnten. Ein Freund half beim Gemeinscha­ftsprojekt. Der Großteil der Ernte wurde selbst konsumiert, insgesamt drei Freunden gab der 27-Jährige von dem Stoff etwas ab. Doch dann gab es Streit unter den Freunden. Der führte am Ende vor Gericht: Die Mutter des ehemals besten Freundes schwärzte den jungen Mann bei der Staatsanwa­ltschaft an. Am Ende kam er mit einem blauen Auge davon.

 ?? Symbolfoto: Friso Gentsch , dpa ??
Symbolfoto: Friso Gentsch , dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany