Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Geordnete Übergabe
Was nicht alles passiert, bis so ein schöner großer Hof endlich übergeben ist. Der alte Bauer plagt sich und grantelt und zögert den Tag der Tage hinaus, auch wenn ihm bei der Arbeit das Kreuz schon sakrisch wehtut. Der junge Bauer sieht die Plackerei des alten mit heimlicher Genugtuung, weil seine große Stunde näherrückt. Aber er hilft brav und fleißig mit, damit der alte Bauer es sich auf keinen Fall mehr anders überlegt.
Zu den altbewährten Strategien der Hoferben gehört es, dem scheidenden Patriarchen die Übergabe des Hofs möglichst schmackhaft zu machen. Eine zentrale Rolle dabei spielt das Austragshäusl. Es soll warm und gemütlich sein und möglichst große Attraktivität entfalten. Es soll, um es auf gut bayerisch zu sagen, einen Pull-Effekt haben. Der alte Bauer soll sagen: Ach wie schön, da will ich hin.
Auch Finanzminister Markus Söder, der noch vor Ostern als neuer Ministerpräsident das Kommando in der Staatskanzlei übernehmen wird, verfährt offenkundig nach diesem Muster. Auf Vorschlag des Finanzministeriums beschloss gestern der Haushaltsausschuss des Landtags, dem noch amtierenden Ministerpräsidenten Horst Seehofer nach seinem Ausscheiden „für Tätigkeiten und Aufgaben im Zusammenhang mit seinem früheren Amt angemessene Büroräume samt Infrastruktur, ein Dienstfahrzeug sowie Personal“zur Verfügung zu stellen. Kostenpunkt: rund eine halbe Million Euro pro Jahr.
So ein Übergang will eben geordnet sein. Da darf nix schiefgehen. Auch wenn die Möglichkeiten, es sich doch noch einmal anders zu überlegen, im Fall Horst Seehofers doch eher begrenzt sind.