Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Lastwagen pflügt durch Welterbestätte
Kultur Peruanische Ureinwohner kratzten einst riesige Bilder in den Wüstenboden. Ein Lkw-Fahrer hat sie binnen Sekunden beschädigt
Lima Die Nazca-Linien zählen zum Weltkulturerbe. Kaum eine Touristenattraktion lockt in Peru jährlich mehr Besucher an. Dabei sind die Zeichnungen im Erdboden wirklich gut nur aus der Luft zu erkennen. Vielleicht auch deshalb hat sich deren Bedeutung einem Lastwagenfahrer nicht erschlossen, der jetzt einfach durch das Welterbe gepflügt ist und die weltberühmten Scharrbilder in der peruanischen Wüste schwer beschädigt hat.
Trotz eines strikten Verbots sei der Mann auf das Gelände der rund 2000 Jahre alten riesigen Erdzeichnungen gefahren und habe an der Weltkulturerbestätte „auf einer Länge von rund hundert Metern tiefe Spuren hinterlassen“, teilte das Kulturministerium in Lima gestern mit. Der Fahrer wurde festgenommen. Er sei trotz Verbotsschildern auf das Gelände gefahren und habe Teile von drei Erdzeichnungen beschädigt. Der Vorfall ereignete sich demnach bereits am vergangenen Samstag. Wächter stoppten den Fahrer und zeigten ihn an.
Bei den Nazca-Linien handelt es sich um sogenannte Scharrbilder von gewaltigem Ausmaß, die in den sandigen Wüstenboden gekratzt wurden. Sie wurden zwischen 500 vor und 500 nach Christus von der Nazca-Kultur im Süden des heutigen Perus angelegt und stellen Tiere, stilisierte Pflanzen, Fantasiefiguren oder geometrische Formen dar. Die Nazca-Linien erstrecken sich auf einer Fläche von mehreren hundert Quadratkilometern. Die 70 Bil- der – darunter ein 135 Meter großer Affe und ein Kolibri mit 66 Metern Flügelspannweite – sind seit Jahrhunderten vor Erosion geschützt, weil es an ihrem Standort weder Wind noch Regen gibt.
Warum die Bilder angelegt wurden, ist bis heute ein Rätsel. Womöglich dienten sie zeremoniellen Zwecken. 1994 erklärte die UNKulturorganisation Unesco die Nazca-Linien zum Weltkulturerbe. Das Gebiet darf nur mit speziell gepolsterten Schuhen betreten werden. Der nun gemeldete Vorfall war nicht der erste, bei dem die NazcaLinien beschädigt wurden. Im September 2015 war ein Mann festgenommen worden, nachdem er auf eine der Erdzeichnungen seinen Namen geritzt hatte.