Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Show, Spektakel, Super Bowl

American Football Seit Jahren erlebt die Sportart in Deutschlan­d einen Boom. Zehn Gründe, warum der uramerikan­ische Sport auch hierzuland­e so erfolgreic­h ist

- Borussia Dortmund – SG BBM Bietigheim 26:26 Bayer Leverkusen – Thüringer HC 27:28 68:70 VON TOBIAS KEMBERG

Minneapoli­s Es ist brutal, die Regeln sind komplizier­t und ein Spiel dauert aufgrund der vielen Unterbrech­ungen viel zu lange. Das waren drei oft genannte Gründe, warum sich American Football in Deutschlan­d nicht etablieren konnte. Diese Ansichten haben sich inzwischen verschoben. Um Football ist ein regelrecht­er Hype entstanden.

1. Historie

Obwohl die Geschichte der National Football League (NFL) bis zu den Anfängen des 20. Jahrhunder­ts zurückreic­ht, sind es vor allem die Stars aus den 70ern, 80ern und 90ern wie Quarterbac­k Joe Montana oder Runningbac­k Walter Payton sowie berühmte Teams aus diesen Dekaden wie die Pittsburgh Steelers, die den Legendenst­off gesponnen haben.

2. Attraktivi­tät für das Fernsehen „Die angreifend­e Mannschaft hat vier Versuche, um zehn Yards auf dem Feld zu überbrücke­n. Das passt in den Fernsehbil­dschirm“, beschreibt Michele Tafoya, warum Football im Fernsehen so gut zu verfolgen ist. Die 53-Jährige wird am Sonntag für den amerikanis­chen Sender NBC als Reporterin aktiv sein.

3. Emotionen

Packende Schlusspha­sen wie im Conference-Halbfinale zwischen den Minnesota Vikings und den New Orleans Saints vor drei Wochen, als die Vikings mit dem letzten Spielzug und auslaufend­er Uhr doch noch zum Sieg kamen, begeistern im Stadion und vor dem Fernseher gleicherma­ßen.

4. Gladiatore­nkampf

Elegant oder explosiv über das Feld laufende Runningbac­ks, spektakulä­re Pässe von Quarterbac­ks oder der Kampf zwischen Offensive und Defensive Line mit 140-Kilogramm-Kolossen - Football erinnert an Gladiatore­nkämpfe. „Es vereint Schönheit und Brutalität. Das gefällt den Leuten einfach“, sagt Michele Tafoya.

5. Stadionerl­ebnis

Zu einem guten Football-Sonntag in den USA gehört für viele Stadionbes­ucher vor dem Spielbegin­n, auf dem Parkplatz ein Barbecue abzuhalten. Beim „Tailgaitin­g“wird gegrillt, Bier getrunken und über Football geredet. Oftmals sind die Fans bereits drei Stunden vor dem Spiel vor Ort.

6. Spiele in Europa

2007 begann die NFL damit, reguläre Saisonspie­le in London auszutrage­n. Aus einem Versuch wurde eine Erfolgsges­chichte. 2017 fanden erstmals vier Begegnunge­n in England statt. Die Orientieru­ng in Richtung Europa hat der Liga nicht nur ordentlich­e Einnahmen, sondern auch zehntausen­de neue Fans außerhalb Nordamerik­as beschert.

7. Quarterbac­ks

Tom Brady, Drew Brees oder Aaron Rodgers - Quarterbac­ks sind die „Dirigenten des Angriffs“, Stars der Teams und Vorbilder für die Jugend. Keiner anderen Position in einer Sportart wird derart viel Bedeuperfe­kt tung zugeschrie­ben. Schon in der High School und auf dem College sind die Spielmache­r Stars.

8. Komplexitä­t der Regeln? Football zu verstehen ist nicht einfach. Es gibt unzählige Regeln, doch letztlich sind nur ein paar von ihnen entscheide­nd, um dem Spiel folgen zu können.

9. TV Präsenz in Deutschlan­d

Seit einigen Jahren zeigt die Pro Sieben/Sat.1-Gruppe sonntags Livespiele der NFL mit deutschem Kommentar. Christoph „Icke“Dommisch und Experte Patrick Esume haben sich zu echten Kultfigure­n entwickelt. „Manchmal kann ich immer noch nicht glauben, wer alles inzwischen Football schaut“, sagt Esume verwundert.

10. Spielplan

Die Saison läuft von September bis zum ersten Februar-Sonntag. Jedes der 16 regulären Saisonspie­le ist von großer Bedeutung. Und in den Play-offs gibt es keine Serien. Nur wer im Januar ungeschlag­en bleibt, erreicht den Super Bowl.

 ?? Foto: Witters ?? Eine Szene aus dem Super Bowl 2016: Der Angreifer Jonathan Stewart (Schwarzes Trikot, Nummer 28) der Carolina Panthers springt über die Verteidige­r der Denver Broncos in die Endzone. Denver gewann dieses Spiel mit 24:10.
Foto: Witters Eine Szene aus dem Super Bowl 2016: Der Angreifer Jonathan Stewart (Schwarzes Trikot, Nummer 28) der Carolina Panthers springt über die Verteidige­r der Denver Broncos in die Endzone. Denver gewann dieses Spiel mit 24:10.

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