Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Vorwitz siegt
Die kleine Hexe Otfried Preußlers Klassiker erstmals als fantasievoll-fröhlicher Kinofilm
Die kleine Hexe zählt zu den unsterblichen Figuren, die der selige Autor Otfried Preußler für die junge Leserschaft ersann. Nun bekommt auch die sympathische Besenreiterin endlich ihren Kinospielfilm, der sich technisch voll auf Höhe der Zeit zeigt, aber trotzdem durch und durch den unbändigen Charme der Vorlage atmet.
Karoline Herfurth ist die Idealbesetzung der gar nicht so alten, bösen oder hässlichen kleinen Hexe, die mit ihren 127 Jahren von den Kolleginnen als unreifes Küken betrachtet wird. Der Zugang zum Walpurgisfest auf dem Blocksberg bleibt ihr deshalb verwehrt. Aber die rothaarige Langnase will endlich tanzen! Rabe Abraxas (mit der Stimme von Axel Prahl) schwant Unheil, doch die kleine Hexe schwingt sich auf ihren Besen und begibt sich dorthin, wo man die Kuh fliegen lässt. Natürlich fliegt die Vorwitzige auf. Die Oberhexe (Therese Affolter) spricht eine Bestrafung aus – und eröffnet der Delinquentin eine Chance: Innerhalb eines Jahres soll die kleine Hexe alle 7892 Zaubersprüche des geheimen Buches auswendig büffeln. Besteht sie die anschließende Prüfung, wird sie in den Hexenkreis aufgenommen. Alles dagegen tut die fiese Wetterhexe Rumpumpel (Suzanne von Borsody).
Die bezaubernden Kinofilme „Das kleine Gespenst“und „Heidi“ (2015) hat Michael Schaerer noch geschnitten, jetzt führte der Schweizer Regie. Seine Inspiration für das fantasievolle Abenteuer bezog er von tschechischen und DEFA-Klassikern. Für sehr kleine Kinder fällt der Hexenzauber vielleicht noch ein bisschen zu heftig aus. Umso mehr darf gelacht werden, so wie es Karoline Herfurth als lebensfrohe Hexe ausgiebig vormacht. Auch Suzanne von Borsody und ihre Kumpaninnen hatten in ihrer aufwendigen, exquisit hässlichen Maskerade offensichtlich eine Menge Spaß.
» Die kleine Hexe (1 Std. 43 Min.), Kinderfilm, Deutschland 2018
Wertung ★★★★✩