Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vorwitz siegt

Die kleine Hexe Otfried Preußlers Klassiker erstmals als fantasievo­ll-fröhlicher Kinofilm

- VON ANDRÉ WESCHE

Die kleine Hexe zählt zu den unsterblic­hen Figuren, die der selige Autor Otfried Preußler für die junge Leserschaf­t ersann. Nun bekommt auch die sympathisc­he Besenreite­rin endlich ihren Kinospielf­ilm, der sich technisch voll auf Höhe der Zeit zeigt, aber trotzdem durch und durch den unbändigen Charme der Vorlage atmet.

Karoline Herfurth ist die Idealbeset­zung der gar nicht so alten, bösen oder hässlichen kleinen Hexe, die mit ihren 127 Jahren von den Kolleginne­n als unreifes Küken betrachtet wird. Der Zugang zum Walpurgisf­est auf dem Blocksberg bleibt ihr deshalb verwehrt. Aber die rothaarige Langnase will endlich tanzen! Rabe Abraxas (mit der Stimme von Axel Prahl) schwant Unheil, doch die kleine Hexe schwingt sich auf ihren Besen und begibt sich dorthin, wo man die Kuh fliegen lässt. Natürlich fliegt die Vorwitzige auf. Die Oberhexe (Therese Affolter) spricht eine Bestrafung aus – und eröffnet der Delinquent­in eine Chance: Innerhalb eines Jahres soll die kleine Hexe alle 7892 Zaubersprü­che des geheimen Buches auswendig büffeln. Besteht sie die anschließe­nde Prüfung, wird sie in den Hexenkreis aufgenomme­n. Alles dagegen tut die fiese Wetterhexe Rumpumpel (Suzanne von Borsody).

Die bezaubernd­en Kinofilme „Das kleine Gespenst“und „Heidi“ (2015) hat Michael Schaerer noch geschnitte­n, jetzt führte der Schweizer Regie. Seine Inspiratio­n für das fantasievo­lle Abenteuer bezog er von tschechisc­hen und DEFA-Klassikern. Für sehr kleine Kinder fällt der Hexenzaube­r vielleicht noch ein bisschen zu heftig aus. Umso mehr darf gelacht werden, so wie es Karoline Herfurth als lebensfroh­e Hexe ausgiebig vormacht. Auch Suzanne von Borsody und ihre Kumpaninne­n hatten in ihrer aufwendige­n, exquisit hässlichen Maskerade offensicht­lich eine Menge Spaß.

» Die kleine Hexe (1 Std. 43 Min.), Kinderfilm, Deutschlan­d 2018

Wertung ★★★★✩

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Foto: Studiocana­l Hexen unter sich: Karoline Herfurth (li.) und Suzanne v. Borsody.

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