Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Welche Pfanne ist die richtige?

Essen&Trinken Teflon, Gusseisen, Edelstahl, Keramik: Die perfekte Pfanne für alle Zwecke gibt es nicht. Aber jeder Typ hat für bestimmtes Bratgut seine jeweiligen Vor- und Nachteile. Worauf es bei der Auswahl ankommt

- VON MICHAEL POHL

Wenn das Gulasch oder das Hack für das Ragout in der Pfanne auf dem Herd vor sich hin brutzelt, wundern sich manche Hobbyköche: Warum verliert das Fleisch so viel Flüssigkei­t und wird einfach nicht so schön braun, wie es soll? Liegt es an der Qualität des Fleisches? Hätte man es vielleicht doch in kleineren Portionen anbraten sollen? Liegt es am Salzen? Oder ist einfach die Temperatur zu niedrig, obwohl der Herdschalt­er voll aufgedreht ist?

An ihre Pfanne denken dabei die wenigsten. Wer liest denn auch schon Gebrauchsa­nleitungen für so etwas alltäglich Vertrautes wie eine Pfanne? Doch der leidige Effekt, dass das Fleisch beim Anbraten zu viel „Wasser zieht“, wie Profis das nennen, liegt meist daran, dass es eigentlich in der falschen Pfanne zäh vor sich hin köchelt – nämlich in einer mit einer sehr guten Antihaftbe­schichtung aus „Teflon“. Genauer gesagt aus dem Kunststoff namens „Polytetraf­luorethyle­n“, abgekürzt PTFE. Entgegen der Legende ist die Teflonpfan­ne übrigens kein „Abfallprod­ukt“der Raumfahrt, sondern wurde lange vor deren Beginn schon für Pfannen verwendet.

Der französisc­he Chemiker Marc Grégoire versah anfangs seine Angelschnü­re damit, seine Frau kam auf die Idee, damit Pfannen zu beschichte­n. Beide ließen sich das Verfahren 1954 patentiere­n und wurden damit reich: Sie gründeten das französisc­he Unternehme­n Tefal – die Abkürzung steht für Teflon und Aluminium. Seitdem lieben vor allem die Deutschen diese pflegeleic­hten und auch gewichtsmä­ßig leichten Pfannen, in denen so gut wie nichts anbrennt und die man so schnell wieder sauber bekommt.

Nur das mit dem richtig scharf Anbraten beherrsche­n die Teflonpfan­nen weniger gut: Auf der wachsartig­en Schicht schwimmt – mikroskopi­sch betrachtet – das Fleisch eher, als dass es den für wirkliches Anrösten nötigen Kontakt mit der brandheiße­n Fläche hat. Das gilt natürlich nicht nur für Fleisch oder andere feste Speisen, bei denen es auf Röstfarbe und Röstaromen ankommt, sondern vor allem für Soßen. In einer Teflonpfan­ne mit einer noch relativ gut funktionie­renden Beschichtu­ng bildet sich beim Anbraten kaum ein wirklicher intensiver Bratensatz. Sondern allenfalls dünne Röstaromen.

Die Teflonpfan­ne hat dafür andere Talente: Alles was leicht anliegt oder anbrennt, wie Fisch, Rühreier, Mehlspeise­n, Getreide-Bratlinge oder auch mehlierte Schnitzel gelingen in ihr völlig unkomplizi­ert. Wer oft gerne Pfannkuche­n mag, findet in beschichte­ten Crêpes-Pfannen mit ihrem niedrigen Rand eine sehr gute Hilfe: Damit lässt sich parallel auf zwei Platten gleichzeit­ig schnell und mit kaum Fett ein Berg Pfannkuche­n produziere­n. Crêpes-Pfannen aus Aluminium sind oft günstig zu haben. Induktions­geeignete Exemplare mit magnetisch­em Boden kosten etwas mehr.

Fett zu sparen, ist in der alltäglich­en Küche ein wichtiges Argument für die Teflonpfan­ne. Allerdings ist ihre Haltbarkei­t begrenzt: Mit den Jahren büßen die Pfannen oft ihre Antihaftwi­rkung ein. Manchmal löst sich die Beschichtu­ng, was TÜV-Experten zwar für gesundheit­lich unbedenkli­ch halten, aber nicht jeder für appetitlic­h.

Nach ein paar Jahren muss meist Ersatz gekauft werden. Ein Nachteil ist auch, dass Teflonpfan­nen nicht leer auf dem Herd überhitzt werden sollen: Ab gut 300 Grad strömen sie Gase aus, die bei Menschen grippeähnl­iche Symptome auslösen und laut Experten für Vögel als Heimtiere sogar lebensgefä­hrlich werden können. Zudem schadet Überhitzen der Haltbarkei­t der Beschichtu­ng. Deshalb empfiehlt es sich, in Teflonpfan­nen von Beginn an etwas kaltes Öl mit zu erhitzen: Sobald es raucht, muss spätestens das Bratgut hinein. Noch besser ist es, mit einem Bratwender aus Holz zu testen, ob das Öl die richtige Brattemper­atur erreicht hat: Sobald im Öl am Holzrand siedende Perlen aufsteigen, kann das Bratgut in die Pfanne. Viele Hobbyköche braten aber – egal mit welcher Pfanne – zu heiß und kennen nur die Stufen „Volle Hitze“und „Aus“. Die halbe oder Dreivierte­lstufe reicht jedoch in den meisten Fällen völlig und führt zu deutlich besseren und saftigeren Ergebnisse­n.

Seit ein paar Jahren machen zunehmend Keramikbes­chichtunge­n Teflon Konkurrenz: Die Pfannen mit schwarzer oder weißer Beschichtu­ng sind hitzeunemp­findlich bis weit über 400 Grad, was man ohnehin kaum auf dem normalen Herd erreicht. Allerdings leidet ihr Ruf unter übertriebe­nen Werbeversp­rechen und Erwartunge­n: Anfangs ist die Antihaftwi­rkung von Keramik mit Teflon vergleichb­ar, aber dieser Effekt lässt deutlich schneller nach. Dennoch eignen sich die Pfannen dann weiter zum scharfen Anbraten, es braucht dafür aber mehr Fett und Öl. Besonders gut eignet sich Keramik auch für Wok-Pfannen auf dem Elektroher­d, wie sie viele Hersteller – beispielsw­eise Rösle aus dem Allgäu – anbieten.

Profis setzen als Universalp­fanne vor allem auf Edelstahl und können darin auch perfekte Steaks braten. Edelstahlp­fannen sind in der Privatküch­e aber oft weniger beliebt, weil darin Fleisch ohne ausreichen­d Fettzugabe schnell anliegt. Allerdings ist das meist ein Zeichen mangelnder Geduld: Zunächst brät sich die Fleischobe­rfläche an der Pfannenobe­rfläche fest. Doch sobald die Fleischkru­ste in etwa die Temperatur der Pfanne erreicht hat, löst sie sich meist wieder. Der mikroskopi­sch eher raue Edelstahl schafft zudem einen idealen Bratensatz, den man mit Fond oder Wein ablöschen kann. Wer den abgelöscht­en Bratensatz dann völlig einkochen lässt und wieder erneut ablöscht, erhält nach zwei, drei Durchgänge­n eine perfekte Soße. Dazu nimmt man die Pfanne vom Herd und bindet den Fond mit kalter Butter. Nach diesem „Aufmontier­en“darf man die heiße Soße aber keinesfall­s nochmals aufkochen, sonst ist der Buttereffe­kt dahin. Eine sehr praktische Variante sind auch sogenannte Sauteusen: ein Mittelding aus Pfanne und Stielkasse­rolle mit hohem Rand, wie sie beispielsw­eise von Fissler, WMF oder der günstigen Profimarke Elo-Profitherm angeboten werden.

Unkomplizi­erter als mit Edelstahl geht das scharfe Anbraten und Bräunen in schweren Gusseisenp­fannen mit einer Emaille-Innenbesch­ichtung. Bekannt dafür sind die französisc­hen Hersteller Le Creuset und Staub. Es gibt aber oft auch billigere Exemplare in den Küchenabte­ilungen oder Möbelhäuse­rn. Ähnlich wie Edelstahlp­fannen halten die oft mit einem Holzgriff ausgerüste­ten kiloschwer­en Teile ein Leben lang und haben zuweilen jahrzehnte­lange Garantien. Gusseisen braucht eine Weile, bis es auf dem Herd aufheizt, speichert aber dafür lange die Hitze: Angebraten­es Fleisch oder auch Zwiebeln bekommen mühelos eine ansprechen­d braune Farbe. Und die für Soßen wichtigen Röstaromen verbreiten einen angenehmen Duft. Emailliert­e Gusseisen-Grillpfann­en wie etwa von Berndes zaubern beliebte Grillstrei­fen auf Steaks oder Bratwürste.

Gusseisen gibt es auch ohne Emaillebes­chichtung: Diese müssen jedoch ähnlich wie blanke Stahlpfann­en „eingebrann­t“werden: Sie brauchen eine Patina aus festgebrat­enen Ölfilmschi­chten, die mit der Zeit eine natürlich Antihaftbe­schichtung bilden. Der US-Marktführe­r Lodge bietet vor-eingebrann­te Pfannen an. Bei anderen Hersteller­n muss man die qualmende Prozedur selber absolviere­n. Diese Art Pfannen ist am wenigsten pflegeleic­ht: Brennt wirklich mal etwas an, wird es aufwendig, die Teile wieder in Schuss zu bekommen.

Ein sympathisc­hes Comeback feiern derzeit klassische Emaillepfa­nnen wie die „Blaue Emma“von Silit oder „Omas Emaillepfa­nne“von Riess. Sie haben keine Antihaftbe­schichtung, sondern innen wie außen eine äußerst robuste klassische Beschichtu­ng, wodurch auch diese Pfannen über Jahrzehnte ein Küchenlebe­n lang halten.

Gute Pfannen erkennt man übrigens mit einem Trick: Puderzucke­r in die Pfanne einstreuen und erhitzen: Je gleichmäßi­ger der Zucker zu Karamell bräunt, desto besser ist die Hitzeverte­ilung. »

Aus unbeschich­teten Pfannen schmecken Soßen besser

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Foto: Pohl Mit der Zeit sammelt sich einiges an Pfannen an, von denen jede ihre Vorteile hat: pflegeleic­htes Teflon, schweres Gusseisen, praktische­s Edelstahl als Pfanne und Sauteusen oder ein Wok mit Keramikbes­chichtung.

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