Augsburger Allgemeine (Land Nord)
25 Jahre nur noch Lärm?
Vorhaben In Ötz/Altenbach hat sich eine Bürgerinitiative gegen geplanten Kiesabbau formiert. An deren Spitze steht Altbürgermeister Franz Neher. Was die Bürger befürchten
Thierhaupten Ötz Brechend voll war das Sportheim in Ötz bei einem Bürgergespräch, zu dem Altbürgermeister Franz Neher eingeladen hatte. Anlass waren die Kiesabbaupläne der Nachbargemeinde Münster im Landkreis Donau-Ries, denn diese sollen in unmittelbarer Nähe von Ötz/Altenbach stattfinden. „Das ist keine Sache von ein paar Monaten, sondern von 25 Jahren“, verdeutlichte Neher, was auf die Ötzer zukommen könnte. Aus dem Bürgergespräch heraus hat sich eine Bürgerinitiative formiert und Franz Neher, den früheren Bürgermeister von Thierhaupten und Einwohner von Ötz, zu ihrem Sprecher bestimmt. Hauptanliegen der Bürger ist, eine Verlegung des geplanten Betriebsgeländes der Kiesabbaufirma zu erreichen.
Denn dieses Betriebsgelände mit den Förder- und Brechanlagen sei die Hauptlärmquelle und werde nach den jüngsten Planungen nur rund 300 Meter von der Bebauung in Ötz entfernt sein. Dort soll von Montag bis Samstag von 6 bis 20 Uhr gearbeitet werden. Und weil Ötz und Altenbach keine Wohngebiete sondern Streusiedlungen im Außenbereich sind, dürfen beim Nachbarn 60 Dezibel an Lärm ankommen – zu laut, finden die Betroffenen.
Warum also das Betriebsgelände nicht einige hundert Meter weiter nach Norden verlegen, wo es niemanden mehr stören würde? „Weil das Wasserwirtschaftsamt dort Überschwemmungsflächen festgesetzt hat, die nicht bebaut werden dürfen“, erläutert Neher im Gespräch mit unserer Zeitung. Allerdings werde dies kein Überschwemmungsgebiet mehr sein, wenn die Marktgemeinde Thierhaupten ihre zweite Verteidigungslinie gegen das Hochwasser verwirklicht habe, näm- lich einen 1,4 Kilometer langen Flutgraben vom neuen Hochwasserrückhaltebecken bis zur Altnet, und Hochwasserdurchlässe unter der Staatsstraße 2045. Sobald dies realisiert sei, stünde einem Betriebsgelände für Kiesabbau in diesem Bereich nichts mehr im Wege, so Neher. Zumal das auch dem Kiesabbauunternehmer, der Firma Thannhauser&Ulbricht aus Fremdingen, entgegenkäme, so Altbürgermeister Neher. Denn momentan würden der Firma nur 13 Hektar Kiesabbaufläche in Aussicht gestellt, was nach Angaben des Unternehmens nicht wirtschaftlich sei, weil die Fläche nur zehn Jahre ausreiche – zu wenig für eine solche Investition, habe der Un- ternehmer ihm im Gespräch erklärt. Insgesamt hat die Gemeinde Münster eine Kiesabbaufläche von 46 Hektar nördlich von Ötz/Altenbach beantragt, für die momentan die Änderung des Flächennutzungsplans läuft. Über den geplanten Kiesabbau seien die Bürger von Ötz und Altenbach bei der Bürgerversammlung im November 2017 informiert worden. Die vielen Fragen habe er, Neher, zum Anlass genommen, zu dem Bürgergespräch einzuladen, das vergangene Woche stattfand und auf sehr großes Interesse gestoßen sei. „Wir Ötzer und Altenbacher müssen zusammenhalten“, unterstreicht Neher. Denn es gehe nicht nur um den befürchteten Lärm. Vielmehr könnte es durch den Kiesabbau auch zu Grundwasserveränderungen kommen. Dabei gebe es schon jetzt Probleme mit Grundwasser und vollgelaufenen Kellern in diesem Bereich. Durch die geplanten Schlammteiche, in denen der zusammen mit dem Kies ausgebaggerte Schlamm gelagert werden soll, könnte es zudem zu Absenkungen des Bodens kommen, befürchtet Neher. Ebenso könnte das Vorhaben Auswirkungen auf den dort fließenden Bayerbach haben. Neher fordert im Namen der Bürger, dass das Wasserwirtschaftsamt solche Fragen im Vorfeld klärt.
Auch die Ötzer Heide, ein Naturdenkmal in unmittelbarer Nähe zum geplanten Kiesabbau, sieht der Altbürgermeister in Gefahr. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kiesabbau auf dieses Biotop im Auwald keine Auswirkungen hat“, betont Neher und will nun zusammen mit den Fachstellen und dem Bund Naturschutz klärende Gespräche führen.
Die Marktgemeinde Thierhaupten hat sich bereits im Februar 2017 im Rahmen der Flächennutzungsplanänderung zu den Plänen der Nachbargemeinde Münster geäußert und auf die erhebliche Belastung der Bevölkerung hingewiesen. Zudem fordert die Gemeinde ebenso wie die neue Bürgerinitiative ein Raumordnungsverfahren, bei dem die Auswirkungen des Kiesabbauvorhabens genau geprüft würden.