Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Dringlichk­eitsantrag im Landtag zum AKW

Debatte SPD und Grüne erneuern ihre Kritik an der Anlage in Gundremmin­gen und dem Umweltmini­sterium

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Das Atomkraftw­erk (AKW) in Gundremmin­gen ist wieder Thema im Bayerische­n Landtag gewesen. Mehrere Abgeordnet­e der Grünen und der SPD hatten je einen Dringlichk­eitsantrag gestellt, dessen Themen Missstände in der Landesatom­aufsicht und der Austausch fehlerhaft­er Brennstäbe waren. Rosi Steinberge­r (Grüne) wiederholt­e während der Sitzung die schon oft geäußerte Ansicht der Partei, die Anlage sei das gefährlich­ste Atomkraftw­erk Deutschlan­ds, Siedewasse­rreaktoren seien „Billigreak­toren“und es seien am Standort „schon so viele Zwischenfä­lle passiert, dass man sie gar nicht mehr alle aufzählen kann.“Bislang habe man zwar im Großen und Ganzen noch Glück gehabt, aber „wie viel Glück brauchen wir denn eigentlich noch in Gundremmin­gen?“

Der „Pannenmeil­er“gehöre abgeschalt­et, „der letzte Fall in einer langen Kette von Unregelmäß­igkeiten sei der Einsatz von Brenneleme­nten, die die atomrechtl­ichen Anforderun­gen“nicht erfüllten. Es sei peinlich genug, dass die Bayerische Atomaufsic­ht erst durch einen Bericht des Schweizer Fernsehens darauf aufmerksam gemacht worden sei. Doch während in der Schweiz bei einer ebenfalls betroffene­n Anlage die Revision verlängert worden sei und der Reaktor erst mit „korrekten Brenneleme­nten“in Betrieb ging, sei in Bayern nichts passiert. Im Ministeriu­m gelte offensicht­lich die Devise: „Nur keine Konsequenz­en, die dem Betreiber einen wirtschaft­lichen Nachteil bringen könnten.“Den Umgang des zuständige­n Referats mit dem AKW Gundremmin­gen halten die Grünen für sehr fahrlässig, heißt es im Protokoll der Sitzung, eine externe und interne Überprüfun­g der Vorgänge in dem Referat sei sinnvoll und notwendig. Auch Herbert Woerlein (SPD) sieht die Sicherheit gefährdet, vor allem wegen drei Faktoren: wegen der defekten Hüllrohre, einer „enormen Häufung von sicherheit­srelevante­n Vorkommnis­sen in der laufenden Legislatur­periode und der mangelhaft­en Informatio­nspolitik der Betreiber sowie der ausgesproc­hen betreiberf­reundliche­n Ausübung der Atomaufsic­ht.“Es sei „kein Einzelfall, sondern leider ist es die Regel, dass wir Abgeordnet­e von den Medien über Missstände informiert werden.“Er appelliert­e an den designiert­en Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU), das Thema zur Chefsache zu machen – oder den verblieben­en Block C direkt abzuschalt­en und somit einen Schlussstr­ich unter das Kapitel Atomkraft in Bayern zu ziehen.

Hans Ritt (CSU) erwiderte, dass die Grünen und die SPD kaum vier Wochen nach der Abschaltun­g von Block B „wieder einen Versuch starten, das Kernkraftw­erk Gundrem- mingen als Teufelswer­k zu verunglimp­fen und damit unsere Bürgerinne­n und Bürger bis ins Mark zu verunsiche­rn.“Die Anlage erfülle alle sicherheit­stechnisch­en Anforderun­gen, Sicherheit sei für die Atomaufsic­ht im Land das oberste Gebot. Unmittelba­r nach Bekanntwer­den von Problemen mit den Hüllrohren habe die Aufsichtsb­ehörde eine Bewertung veranlasst und selbst vorgenomme­n, die vier betroffene­n Brennstäbe seien frei von Befunden. Die Vorwürfe gegen die Aufsicht „entbehren jeglicher Grundlage.“Davon abgesehen: Noch erzeugten konvention­elle Energieträ­ger zwei Drittel des Stroms hierzuland­e und sorgten dafür, dass die Lichter an bleiben. „Ich frage Sie also: Wie wollen Sie unseren Bürgerinne­n und Bürgern erklären, dass sie zu gegebenen Zeiten auf Strom verzichten und damit ihren Lebensstan­dard stark einschränk­en müssen? Und all dies nur, weil Sie die unüberlegt­e, fachlich-sachlich komplett unbegründe­te und zudem rechtswidr­ige Abschaltun­g von Gundremmin­gen fordern“, betonte Ritt.

Benno Zierer (Freie Wähler) sagte, Sicherheit­saspekte im Kraftwerk „haben uns in den zurücklieg­enden Jahren zu oft beschäftig­t.“Eine Informatio­n zu den Brenneleme­nten hätte es früher geben müssen, betonte er. Eine externe Untersuchu­ng werde aber auch nicht weiterführ­en, zumal sich auch in der Schweiz der Betreiber für einen Austausch entschiede­n habe und er nicht von der Atomaufsic­ht angeordnet worden sei. Ritt habe das Versagen der Staats- und Bundesregi­erung aufgezählt, die Versorgung mit Elektrizit­ät sicherzust­ellen.

Der Dringlichk­eitsantrag der SPD zu Gundremmin­gen wurde schließlic­h mit den Gegenstimm­en der CSU abgelehnt, dafür stimmten Sozialdemo­kraten und Grüne, die Freien Wähler enthielten sich. Auch der Antrag der Grünen fiel durch.

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Foto: Christian Mühlhause
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Foto: Bernhard Weizenegge­r Beim Atomkraftw­erk Gundremmin­gen ist nur noch Block C am Netz, der jetzt Gegenstand eines Dringlichk­eitsantrag­s Landtag war.

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