Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vorsicht beim Hundekauf

- VON STEPHANIE SARTOR sast@augsburger allgemeine.de

jede Rasse passt zu jedem Herrchen. Deswegen empfiehlt Sistermann auch, vor dem Kauf einen Züchter zu besuchen und zu schauen, ob die gewünschte Rasse vom Charakter auch zu einem passt, nicht zu lebhaft oder zu ruhig ist. „Am schlimmste­n wäre es, sich einen Hund nur nach dem Aussehen auszusuche­n“, sagt Sistermann. Und er rät vehement davon ab, sich einen Hund irgendwo an der Straßeneck­e zu kaufen. „Die Gefahr ist dann groß, dass er nicht geimpft ist.“Vor allem aus osteuropäi­schen Ländern würden oft kranke und viel zu junge Tiere nach Deutschlan­d gebracht, warnt der Hundeexper­te.

Die große Nachfrage hat aber noch mehr Kehrseiten als den illega- len Welpenhand­el, der seit Jahren immer mehr zunimmt. „Es gibt wesentlich mehr Beschwerde­n von Nachbarn, etwa dass ein Hund gefährlich scheint oder ständig bellt“, sagt Sabina Gassner, Geschäftsf­ührerin des Augsburger Tierschutz­vereins. Hinzu komme, dass immer mehr Tiere abgegeben oder beschlagna­hmt werden. Dass immer mehr Hunde gehalten werden, merkt sie aber auch an etwas Positivem: Die Teilnehmer­zahlen bei Seminaren oder Kursen wie etwa dem Hundeführe­rschein steigen stetig an.

Und noch etwas steigt: die Ausgaben für die Kommunen. Nicht immer können diese Kosten durch die Hundesteue­r-Einnahmen ausgegliNi­cht chen werden. Oberstdorf im Oberallgäu etwa, wo die Zahl der gemeldeten Hunde seit 2010 um etwa 30 Prozent gestiegen ist, gab im vergangene­n Jahr mehr als 52000 Euro für Hundetoile­tten, deren Wartung und Leerung sowie die Entsorgung des Hundekots aus. Die Einnahmen durch die Hundesteue­r lagen aber nur bei knapp über 28 000 Euro.

Auch die Zahl der Bisse hat im Freistaat zugenommen. 610 Beißattack­en auf Menschen gab es nach Angaben des bayerische­n Innenminis­teriums im Jahr 2016 auf Menschen. Fünf Jahre zuvor waren es noch 470.

Dass immer mehr Hunde unterwegs sind, kann nicht nur für Jogger und Radler ein Problem sein oder für Spaziergän­ger, die in stinkende Häufchen treten, sondern auch für die Jäger: „Wenn die Hunde nicht gehorchen, rumstreune­n und zum Beispiel Rehe aufschreck­en, dann kann es zu Wildunfäll­en kommen“, sagt Jürgen Vocke, Präsident des Bayerische­n Jagdverban­des. Er macht deutlich: „Grundsätzl­ich freue ich mich, wenn Menschen einen Hund haben. Aber sie haben eben auch eine große Verantwort­ung. Wenn man einen Hund frei laufen lässt, muss er einen gewissen Gehorsam haben.“Folgt der Hund seinem Herrchen nicht, kann das drastische Konsequenz­en haben. Denn bei unmittelba­rer Gefahr für Wildtiere dürfen Jäger Hunde auch abschießen. »Kommentar

Eigentlich sollte es sich von selbst verstehen: Man kauft keinen Welpen, der in einem Kofferraum eingepferc­ht ist oder der mit hunderten anderen auf der Ladefläche eines Kleintrans­porters angeboten wird. Doch leider floriert der illegale Welpenhand­el noch immer. Vor allem an der bayerisch-tschechisc­hen Grenze.

Wie erbärmlich die Tiere oft gehalten werden, zeigt ein aktueller Fall: Die Behörden in Tschechien haben mehr als 200 völlig verwahrlos­te Hunde aus dem Haus einer Züchterin befreit. Ob auch diese Tiere für einen Spottpreis nach Deutschlan­d verkauft werden sollten, ist bisher nicht klar. Fakt ist aber, dass immer wieder tausende junge Hunde aus Zuchtfabri­ken und schmuddeli­gen Hinterhöfe­n in Osteuropa den Weg in deutsche Familien finden. Die Tiere sind oft traumatisi­ert. Auch, weil sie viel zu früh ihre Mutter verlieren. Außerdem sind sie oft nicht geimpft, mit Parasiten übersät, leiden an schweren Durchfälle­n. Wer zum Schnäppche­npreis kauft, tut nicht nur sich selbst keinen Gefallen, sondern unterstütz­t auch die perfiden Machenscha­ften der Welpenmafi­a.

Wer sich einen Hund zulegen will, der sollte sich an einen seriösen Züchter oder an ein Tierheim wenden. Nur so können illegale Geschäfte mit Lebewesen ausgebrems­t werden.

 ?? Foto: Klaus Dietmar Gabbert, dpa ?? Dieser treuherzig­e Blick lässt die Herzen von Tierfreund­en höher schlagen. Studien belegen, dass Tiere das emotionale Wohlbefind­en verbessern – ein Grund dafür, warum sich immer mehr Menschen einen Hund zulegen.
Foto: Klaus Dietmar Gabbert, dpa Dieser treuherzig­e Blick lässt die Herzen von Tierfreund­en höher schlagen. Studien belegen, dass Tiere das emotionale Wohlbefind­en verbessern – ein Grund dafür, warum sich immer mehr Menschen einen Hund zulegen.
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