Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Vorsicht beim Hundekauf
jede Rasse passt zu jedem Herrchen. Deswegen empfiehlt Sistermann auch, vor dem Kauf einen Züchter zu besuchen und zu schauen, ob die gewünschte Rasse vom Charakter auch zu einem passt, nicht zu lebhaft oder zu ruhig ist. „Am schlimmsten wäre es, sich einen Hund nur nach dem Aussehen auszusuchen“, sagt Sistermann. Und er rät vehement davon ab, sich einen Hund irgendwo an der Straßenecke zu kaufen. „Die Gefahr ist dann groß, dass er nicht geimpft ist.“Vor allem aus osteuropäischen Ländern würden oft kranke und viel zu junge Tiere nach Deutschland gebracht, warnt der Hundeexperte.
Die große Nachfrage hat aber noch mehr Kehrseiten als den illega- len Welpenhandel, der seit Jahren immer mehr zunimmt. „Es gibt wesentlich mehr Beschwerden von Nachbarn, etwa dass ein Hund gefährlich scheint oder ständig bellt“, sagt Sabina Gassner, Geschäftsführerin des Augsburger Tierschutzvereins. Hinzu komme, dass immer mehr Tiere abgegeben oder beschlagnahmt werden. Dass immer mehr Hunde gehalten werden, merkt sie aber auch an etwas Positivem: Die Teilnehmerzahlen bei Seminaren oder Kursen wie etwa dem Hundeführerschein steigen stetig an.
Und noch etwas steigt: die Ausgaben für die Kommunen. Nicht immer können diese Kosten durch die Hundesteuer-Einnahmen ausgegliNicht chen werden. Oberstdorf im Oberallgäu etwa, wo die Zahl der gemeldeten Hunde seit 2010 um etwa 30 Prozent gestiegen ist, gab im vergangenen Jahr mehr als 52000 Euro für Hundetoiletten, deren Wartung und Leerung sowie die Entsorgung des Hundekots aus. Die Einnahmen durch die Hundesteuer lagen aber nur bei knapp über 28 000 Euro.
Auch die Zahl der Bisse hat im Freistaat zugenommen. 610 Beißattacken auf Menschen gab es nach Angaben des bayerischen Innenministeriums im Jahr 2016 auf Menschen. Fünf Jahre zuvor waren es noch 470.
Dass immer mehr Hunde unterwegs sind, kann nicht nur für Jogger und Radler ein Problem sein oder für Spaziergänger, die in stinkende Häufchen treten, sondern auch für die Jäger: „Wenn die Hunde nicht gehorchen, rumstreunen und zum Beispiel Rehe aufschrecken, dann kann es zu Wildunfällen kommen“, sagt Jürgen Vocke, Präsident des Bayerischen Jagdverbandes. Er macht deutlich: „Grundsätzlich freue ich mich, wenn Menschen einen Hund haben. Aber sie haben eben auch eine große Verantwortung. Wenn man einen Hund frei laufen lässt, muss er einen gewissen Gehorsam haben.“Folgt der Hund seinem Herrchen nicht, kann das drastische Konsequenzen haben. Denn bei unmittelbarer Gefahr für Wildtiere dürfen Jäger Hunde auch abschießen. »Kommentar
Eigentlich sollte es sich von selbst verstehen: Man kauft keinen Welpen, der in einem Kofferraum eingepfercht ist oder der mit hunderten anderen auf der Ladefläche eines Kleintransporters angeboten wird. Doch leider floriert der illegale Welpenhandel noch immer. Vor allem an der bayerisch-tschechischen Grenze.
Wie erbärmlich die Tiere oft gehalten werden, zeigt ein aktueller Fall: Die Behörden in Tschechien haben mehr als 200 völlig verwahrloste Hunde aus dem Haus einer Züchterin befreit. Ob auch diese Tiere für einen Spottpreis nach Deutschland verkauft werden sollten, ist bisher nicht klar. Fakt ist aber, dass immer wieder tausende junge Hunde aus Zuchtfabriken und schmuddeligen Hinterhöfen in Osteuropa den Weg in deutsche Familien finden. Die Tiere sind oft traumatisiert. Auch, weil sie viel zu früh ihre Mutter verlieren. Außerdem sind sie oft nicht geimpft, mit Parasiten übersät, leiden an schweren Durchfällen. Wer zum Schnäppchenpreis kauft, tut nicht nur sich selbst keinen Gefallen, sondern unterstützt auch die perfiden Machenschaften der Welpenmafia.
Wer sich einen Hund zulegen will, der sollte sich an einen seriösen Züchter oder an ein Tierheim wenden. Nur so können illegale Geschäfte mit Lebewesen ausgebremst werden.