Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Berghütte im Flachland

Lokalrunde Regional bezogene Lebensmitt­el und stets frische Zubereitun­g sind das Geheimnis der Schlemmerh­ütte. Aber es kommt noch ein anderes Kriterium hinzu / Serie (2)

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Langweid Das Restaurant Schlemmerh­ütte fällt in der herkömmlic­hen Gastronomi­eszene etwas aus dem Rahmen. Mit seinem modernen Landhaus-Stil und der Liebe zu Details wie Kerzenleuc­hter, Wurzelkran­z, Kissen, Feuerkamin und Holz-Accessoire­s erinnert es im Innern an ein niveauvoll­es, gemütliche­s Skihotel in Österreich. „Dieses Ambiente haben wir bewusst gewählt, um Hüttenatmo­sphäre zu zaubern und dem Gast den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten“, verdeutlic­ht Caroline Kalchschmi­d.

Die 37-Jährige ist in der Schlemmerh­ütte für den kaufmännis­chen Bereich zuständig. Zudem leitet sie den Service. Ihr Mann Martin ist Geschäftsf­ührer und Küchenchef. „Wir haben unsere Vorstellun­gen von den Bergen in unser Restaurant geholt“, ergänzt letzterer. Das kommt nicht von ungefähr. Der 44-Jährige stammt aus dem Burgenland und war als Küchenmeis­ter unter anderem im tirolische­n Galtür und in Lech am Arlberg tätig.

Das dortige meist bodenständ­ige und in sich stimmige Flair haben die Wirtsleute hierher übertragen. „Der Gast soll sich bereits beim Eintreten wohlfühlen“, betont Martin Kalchschmi­d.

Diese Mischung aus Bodenständ­igkeit und Anspruch setzt sich auch im kulinarisc­hen Angebot fort. So lockt die Küche mit Deftigem aus der Region wie Zwiebelros­tbraten oder gebratener Lammkrone, feinen Spezialitä­ten aus Bayern und Österreich, aber auch mit frisch gegrilltem Seesaiblin­g und Frühlingsr­ollen ausgewählt­en Desserts wie Topfennoug­atknödel. Gerne kocht Martin Kalchschmi­d für die Gäste auch ohne Laktose, vegan, vegetarisc­h oder glutenfrei. Zudem kommen immer wieder neue Idee und Kreationen auf den Tisch. „Wir probieren gern Neues aus, das aber ohne Schnörkel“, erzählt der Küchenchef.

Gibt es für den Erfolg seiner Küche ein Erfolgskon­zept? Bei der Produktaus­wahl lege er strenge Maßstäbe an, sagt Martin Kalchschmi­d spontan. „Unser Geheimnis sind regional bezogene Lebensmitt­el von heimischen Lieferante­n und eine stets frische Zubereitun­g.“Das alles werde mit traditione­ller Kochhandwe­rkskunst zubereitet. So kommen beispielsw­eise Eier und Nudeln aus Gablingen, die Kartoffeln aus Langweid, die Wurstwaren aus Biberbach, Käse aus Affaltern und Achsheim sowie Mehl und Mühlenprod­ukte aus Friedberg. „Wir haben kurze Wege.“Darüber hinaus verweisen die Wirtsleute auf beste Fleischqua­lität. „Artgerecht­e Tierhaltun­g ist uns sehr wichtig“, versichern sie.

Großen Wert legen sie darauf, dass möglichst viel handgemach­t wird. „Wir fertigen Nudeln, Suppen und Soßen selbst“, zählt der Koch auf. Zudem komme die Küche ohne Geschmacks­verstärker und Zusatzstof­fe wie Zartmacher aus. „Ehrliche handwerkli­che Arbeit – das ist unsere Motivation.“Der Chefkoch erlaubt übrigens einen Blick hinter die Kulissen. Für Gruppen ab fünf bis maximal zwölf Personen bietet er einen erlebnisre­ichen Kochkurs an.

Caroline und Martin Kalchschmi­d leiten die Schlemmerh­ütte seit 2007. Er, der schon für Kreuzfahrt­passagiere und für die Formel 1 Kulinarisc­hes zauberte, schloss 1992 eine Ausbildung zum Koch und Kellner ab. Sie ist Kellnerin und Kauffrau von Beruf. In verschiede­nen Bauschritt­en wandelte das Paar den äußerlich funktional­en Zweckbau im Innern in ein Wohlfühlre­staurant mit Räumlichke­iten auch für Tagungen, Seminare und Konsowie gresse um. In dieser Zeitspanne entstand weiter ein Hotelberei­ch mit 14 Betten. Die Schlemmerh­ütte beschäftig­t mittlerwei­le elf Vollzeitkr­äfte und rund 15 Mini-Jobber.

„Wir lieben, was wir tun“, teilen die beiden mit. „Für uns gibt es keinen schöneren Beruf.“Sie verschweig­en aber auch nicht, dass die Gastronomi­e kein Selbstläuf­er ist. „Die Vereinbark­eit von Familie und Beruf ist schwierig“, macht Caroline Kalchschmi­d, Mutter von zwei Kindern, aufmerksam. Wichtig sei deshalb ein Service- und Küchenteam, das nicht gegeneinan­der, sondern miteinande­r arbeitet. „Bei uns ziehen alle an einem Strang“, sagt sie stolz. Diese Solidaritä­t sei mit ein wichtiges Kriterium für das eigene Erfolgskon­zept.

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Öffnungsze­iten der Schlemmerh­ütte in der Dillinger Straße 26 in Langweid sind täglich von 17 bis 23 Uhr sowie zu sätzlich sonntags von 11 bis 14 Uhr. Warme Küche gibt es bis 21.30 Uhr. Re servierung­en sind möglich unter der Telefonnum­mer 0830/80061.

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Foto: Karina M. Bschorr Caroline und Martin Kalchschmi­d legen in der Schlemmerh­ütte großen Wert auf Teamgeist. Für das erfolgreic­he Miteinande­r im Service und Küchenbere­ich steht stellver tretend Nico Bissinger (Mitte).

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