Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bürgerprotest stoppt Rinderstall am Ortsrand
Entscheidung Gemeinderäte sagen Nein zu Großberglohe. Einige sagen, das Amt für Landwirtschaft habe Fehler gemacht
Diedorf Die Standortsuche geht weiter: Der Aussiedlerhof mit Rinderstall für 145 Tiere, Betriebsgebäuden und Hofladen wird nicht auf dem Feld Großberglohe in der Nähe der Diedorfer und Lettenbacher Wohngebiete entstehen. Darauf hat sich am Dienstagabend der Gemeinderat bei drei Gegenstimmen, darunter auch die des Bürgermeisters, geeinigt. Etwa 100 Diedorfer waren gekommen, um die Sitzung zu verfolgen. Zu Beginn hatten Maria Liegert und Johanna Heim von der Bürgerinitiative Diedorf, die sich gegen den Aussiedlerhof in der Nähe ihrer Häuser rund um den Schweriner Weg einsetzt, 700 Unterschriften von Anwohnern gegen das Vorhaben übergeben.
Der Gemeinderat will nun dem Investor Alois Rittel und seinem Sohn Johannes, der als Zuhörer auch zur Sitzung gekommen war, erneut drei andere, bereits bekannte Alternativstandorte vorschlagen und sich gleichzeitig noch einmal auf die Suche nach einem möglichen Standort im Gemeindegebiet machen.
Dass das überhaupt nötig ist, darüber sind die Marktgemeinderäte regelrecht erbost, wie in der Diskussion deutlich wurde. Für die jetzige Situation haben sie zwei Verantwortliche ausgemacht: die Genehmigungsbehörde Landratsamt samt dem Landwirtschaftsamt sowie den Investor selbst. Deutliche Worte fanden die beiden Vertreter der SPD. Maria Prues: „Warum ist das Vorhaben überhaupt privilegiert?“, fragte sie in Richtung Amt für Landwirtschaft. Immerhin betreibe die Familie seit 25 Jahren keinen Hof mehr. Und auch in Richtung Bauwerber fand sie deutliche Worte: „Alois Rittel treibt uns seit Jahren vor sich her. Er hat bislang alles abgelehnt, was wir vorgeschlagen haben. Wir machen uns die Arbeit und sind nie zu einem Ergebnis gekommen.“Ihr Fraktionskollege und Dritter Bürgermeister Alexander Neff ging noch weiter: „Will der wirklich bauen, kann mir das einmal jemand sagen?“, sprach er offen aus, was in Diedorf schon lange hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird.
Den Schwarzen Peter verdient das Landratsamt
Auch Daniel Fendt, Fraktionssprecher von „Wir für Diedorf“meinte, den Schwarzen Peter habe die Gemeinde gar nicht verdient. Der gehe eigentlich ans Landratsamt, welches das Projekt genehmigen wolle und vor allem an das Amt für Landwirtschaft, das mit seinem Gutachten den Weg frei gemacht habe für die Privilegierung des Projekts. „Ich habe Zweifel, ob das so rechtens war“, sagte Fendt. Und Bürgermeister Högg ergänzte, dieses Gutachten stellten wohl alle im Rat in Frage – auch wenn man es rechtlich nicht anfechten könne. Ihr Fraktionskollege Helmut Schalk ergänzte, seiner Meinung nach missbrauche der Investor die Gemeinde als Grundstücksmakler. Vier Hektar Fläche brauche er für seinen Aussiedlerhof, sage der immer wieder. Ein ähnlicher Betrieb in Stadtbergen komme aber mit etwa einem Viertel der Fläche aus.
Gemäßigtere Töne schlugen die Gemeinderäte Frank Wasser (Bürgerunion), Thomas Rittel (CSU) und Andreas Köglowitz (Grüne) an. Sie sprachen davon, dass sowohl Bürger als auch Landwirte berechtigte Interessen hätten und ein Kompromiss nötig sei. Thomas Rittel schlug vor, noch einmal nach neuen möglichen Standorten zu suchen, die man dem Investor als alternativen Standort für den Aussiedlerhof, den sein Sohn Johannes betreiben will, machen könnte.
Das soll nun auch geschehen. Zudem sollen drei mögliche Bauplätze, die nach Ansicht der Gemeinde geeignet wären, noch einmal mit dem Landwirt besprochen werden: Das ist ein Grundstück an der Dammstraße bei der ehemaligen Kläranlage der Gemeinde (heute am Wertstoffhof), an der B300 am Ortsausgang Richtung Gessertshausen zwischen Bundesstraße und Bahnlinie und eine Grundstücksgruppe im sogenannten Schenkental am Ortsausgang von Willishausen in Richtung Rommelsried. Allerdings, erinnerte der Bürgermeister, waren alle drei Vorschläge schon einmal von Alois Rittel abgelehnt worden. Zudem habe es überall ebenfalls Proteste der Bürger gegeben.
Apropos Bürgerproteste: Auch Zweiter Bürgermeister Helmut Ritsch (WfD) ist es leid, dass die Gemeindevertreter für die Entscheidung des Landratsamts herhalten müssen. Er meinte, er hätte große Lust, samt der etwa 100 anwesenden Bürger einmal vor das Amt zu fahren und dort zu zeigen, was Gemeinderat und Diedorfer von der Entscheidung für den Aussiedlerhof halten. »Kommentar