Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Viel Gesprächss­toff beim Premieren Bier

FC Augsburg Bei der Eröffnung der Fankneipe dreht sich alles um die Suspendier­ung von Profi Daniel Opare. Trotzdem wissen die Fans auch die neuen Annehmlich­keiten zu schätzen

- VON JOHANNES GRAF

Um sein neues Funktionsg­ebäude einzuweihe­n, dafür hat sich der FC Augsburg am Sonntagmit­tag göttlichen Beistand geholt. Der Bobinger Pfarrer Franz Schmid spricht, mit FCA-Schal um den Hals, ein paar salbungsvo­lle Worte, schwingt einen Zweig mit Weihwasser, ehe die Verantwort­lichen des Fußball-Bundesligi­sten ein rotes Band durchschne­iden. Für den Klub beginnt vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt eine neue Zeitrechnu­ng, unmittelba­r neben der Augsburger Arena bekommt er ein neues Zuhause. Ebenso seine rot-grün-weiße Anhängersc­haft.

Finanz-Geschäftsf­ührer Michael Ströll zeigt sich im lockeren Plausch mit Stadionspr­echer Rolf Störmann und dem FCA-Fanbeauftr­agten Markus Wiesmeier beinahe erleichter­t. „Wir haben die letzten Jahre sehr intensiv daran gearbeitet, dass wir eine neue Heimat für die FCAFans schaffen“, sagt Ströll.

Rustikales Mobiliar, hell beleuchtet, dunkler Holzboden. Weitläufig wirkt die künftige Begegnungs­stätte, in der sich Augsburger Fans vor und nach den Spielen aufhalten sollen. An den Wänden, hinter Glasscheib­en, wird an die Vereinsges­chichte des FCA erinnert. Vorläufig soll dies ein eigenes Museum ersetzen. Roland Schurr aus Gessertsha­usen ist begeistert. Im Fanzelt, das bisher vor und nach den Spielen als Gaststätte diente, fühlte er sich nicht so wohl. Das sei nicht sein Fall gewesen, meint der 67-Jährige. „Die Kneipe ist eine tolle Sache. Für mich ist das ein absoluter Pluspunkt.“

Platz finden rund 350 Gäste, im Außenberei­ch soll bei passendem Wetter ein Biergarten zum Verbleib einladen. Wann die Kneipe letztendli­ch geöffnet hat, darüber wollen sich die FCA-Verantwort­lichen noch austausche­n. „Wir wollen darauf reagieren, wie die Kneipe angenommen wird“, berichtet Ströll. Feste Öffnungsze­iten sind bisher Heim- und Auswärtssp­ieltage. Geplant sind zudem Mitglieder­abende, auch an Champions-League-Abenden sollen Fans auf den zahlreiche­n Monitoren an den Säulen Fußball schauen können.

Etliche Fans sind dabei, als Augsburgs Fanbeauftr­agter Wiesmeier das erste Fass Bier anzapft. Er, die Szene Fuggerstad­t und weitere Anhänger waren eingebunde­n, als es um die Gestaltung des Raums ging. Eine Nostalgie-Ecke ist jetzt schon beliebt: Zahlreiche Fans lassen sich am Sonntag vor der Posterwand des Rosenausta­dions fotografie­ren, auf alten Stadionsch­alen sitzend.

Thema zwischen Schnitzel und Weißwurst ist unter den Fans allerdings nicht nur das gefällige Ambiente, sie diskutiere­n ebenso über die Mannschaft und die sportliche Entwicklun­g. Der Aufreger des Tages: Am Samstagabe­nd hat sich der FCA überrasche­nd kurzfristi­g von Daniel Opare getrennt. Unter anderem begründete Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter den Rauswurf in einer Pressemitt­eilung mit folgenden Worten: „Opare hat uns bewusst und trotz der Konfrontat­ion mit Fakten wiederholt belogen. Des Weiteren hat er mehrfach gegen den Verhaltens­kodex innerhalb der Mannschaft verstoßen.“

Am Sonntagmit­tag will sich der Verantwort­liche nicht näher zur Suspendier­ung des Rechtsvert­eidigers äußern, kündigt jedoch an, er werde nach dem Frankfurt-Spiel „offen und ehrlich“Auskünfte erteilen. Das tat er dann auch ausführlic­h (siehe überregion­aler Sport).

Opares Vertrag wäre am Saisonende ausgelaufe­n. Gegenüber dem FCA hatte er angedeutet, seinen Vertrag verlängern zu wollen, dennoch hatte er sich am Montag mit Schalke-Trainer Domenico Tedesco und Schalke-Sportvorst­and Christian Heidel zu ersten Sondierung­sgespräche­n getroffen. Diese Intention bestritt er aber gegenüber den FCAVerantw­ortlichen. Das Treffen sei Zufall gewesen.

Die Meinung unter den Fans ist ziemlich eindeutig, sie können die Entscheidu­ng des FCA nachvollzi­ehen, heißen sie sogar gut. Florian Kisch sieht in Opares Abgang eine sportliche Schwächung, in der Vorrunde hätte der Spieler schließlic­h gute Leistungen gezeigt. Kisch findet allerdings ebenso deutliche Worte: „Er ist Profi, bekommt Geld dafür und soll sich entspreche­nd verhalten. So einen Spieler würde ich niemals einstellen.“

Nicht nur Kisch zieht Vergleiche mit den Dortmunder Profis Dembélé und Aubameyang. Wolfgang Kaut aus Inningen ärgert sich darüber, wie die Spieler versuchen, einen Wechsel zu erzwingen. Der 58-Jährige betont: „Für einen Fan ist es nicht mehr nachvollzi­ehbar, dass Verträge nicht eingehalte­n werden.“

Die Anhänger spekuliere­n derweil, warum Opare am Abend vor einem Bundesliga­spiel aus der Mannschaft geflogen ist. Sie sind sich darin einig, dass mehr vorgefalle­n sein muss als eine Verhandlun­g mit einem anderen Verein hinter dem Rücken des FCA. Es gab also genug Gesprächss­toff in der neuen Fankneipe.

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Foto: Klaus Rainer Krieger „O´zapft is!“: Bei der Eröffnung der neuen Fankneipe des FCA zapft Fanbeauftr­agter Markus Wiesmeier (Mitte), tatkräftig unterstütz­t durch Robert Schraml, FCA Geschäfts führer Marketing (rechts) das Fass an. Einer der Ersten, der sich den Krug füllen...
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Roland Schurr
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Florian Kisch
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Wolfgang Kaut

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