Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Müllteppich vor der eigenen Haustür
Umwelt In Thierhaupten startet das Klimaschutzprojekt für Grund- und Mittelschulen. Und um jede Menge Plastikmüll zu finden, müssen die Kinder gar nicht weit gehen
Thierhaupten Umweltschützer alarmieren schon seit Langem: Die Ozeane auf der Erde sind voller Plastikmüll. Jährlich werden etwa 78 Millionen Tonnen Verpackungen verbraucht, rund 32 Prozent davon gelangen unkontrolliert in die Umwelt, meldet der WWF (World Wide Fund for Nature). Dass die Meere aber gar nicht mal so weit weg sind und der Müll auch im Augsburger Land ein Thema ist, lernten jetzt die Schüler in Thierhaupten kennen. Hier startet das Klimaschutzprojekt 2018 für Grund- und Mittelschulen.
Die Schule Thierhaupten ist eine der Schulen, an denen das lokale Umweltprojekt der Umweltstation Augsburg durchgeführt wird. Ge- fördert werden die pädagogisch auf- gearbeiteten Aktionen, die sich schwerpunktmäßig mit den Themen Klimaschutz und Energienutzung, aber auch Müll und Ressourcenschonung befassen, vom Landratsamt Augsburg. Dabei sollen die erworbenen Kenntnisse weit über den klassischen Lernstoff der Schule hinausgehen und die Schüler auffordern, Bekanntes kritisch zu hinterfragen, von verschiedenen Seiten zu beleuchten und selbst aktiv zu werden.
„Dieses Projekt ist eine Bereicherung für unsere Schule“, sagt Rektor Uwe Seifferer. Er hoffe, dass die Kooperation mit der Umweltstation lange halte und auch noch im nächsten Schuljahr weitergeführt werden könne. Dabei lobt Seifferer vor allem die Zusammenarbeit mit dem Klostermühlenmuseum. Dort sowie im Mühlengarten und im Garten der nachwachsenden Rohstoffe kann die Akteurin der Umweltstation, Olga Ustinin, das Projekt mit den Kindern der offenen Ganztagsbetreuung sogar außerhalb der Mühlensaison durchführen.
„Die Mühle als Lernort eignet sich besonders gut“, sagt die Umwelt-Ethikerin Ustinin. Sie war mit den Schülern und der Ganztagsbetreuerin Anna Hölzl sowie einigen Praktikanten des Paul-KleeGymnasiums am neuen Wirkungsort. Dieser wurde von allen genau inspiziert. Schnell stellte sich heraus, dass die Wasserverschmutzung nicht nur auf den großen Meeren zu finden ist.
Am Rechen des Wasserrades sowie als großer Teppich aus Treibgut von mehreren Quadratmetern ließ sich der Unrat auf der Friedberger Ach nicht übersehen. Der Müll wird regelmäßig vom Rechen vor dem Mühlenrad entfernt und, wie die Kinder selbst sehen konnten, sortiert, um durch den Recyclingprozess von Glas und Plastik zurückgeführt werden zu können. Biomüll kommt auf den Komposthaufen im Garten. „Ich bin mit meinen 23 Jahren aus der Locker-flockig-Generation, der schon mal was auf den Boden fallen kann“, sagte Hölzl. „Aber wie vor allem Glasflaschen in den Bach kommen können, das verstehe ich nicht.“Da sei sie wohl anders erzogen worden. Welche Folgen Müll aus dem Wasser auf Tiere und selbst auf uns Menschen haben kann, erklärte Ustinin.
Auf dem Rückweg zur Schule zeigte sich dann, ob die Lektion verstanden und ob der Handlungsbedarf der Schüler geweckt wurde: Die Augen der Kinder waren geschärft und sie sahen an jeder Ecke und in jeder Grünfläche kleine Papierstücke, Plastikteile und Reste von Böllern aus der Silvesternacht. Diese wurden in die mitgebrachte Mülltüte geworfen. „Wir haben heute sehr, sehr viel Müll gefunden“, sagt beispielsweise Luis. Zum Abschluss gab es bei der UmweltAG-Besprechung Bioschokolade. Und wie dieser Verpackungsmüll getrennt und entsorgt wird, darauf achten jetzt alle ganz besonders. Emilia jedenfalls freut sich schon auf die nächste Aktion „Also, ich fand’s toll!“, sagte sie.